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Musik
 

 
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EUE RHETORIK
Herausgegeben von
Joachim Knape
 

Hörr, Sara: Musik-Rhetorik. Melodiestruktur und Persuasion
(Neue Rhetorik, Band 8)
ISBN 978-3-89693-546-5 (09/2009)
402 Seiten, 22 x 15 cm, 119 Abb., Kt., EUR 49,00
 
In unserem Alltag ist Musik omnipräsent. Im akustischen Dschungel der Kollektivbeschallung trifft man häufig auf Situationen, in denen gezielt versucht wird, eine definierte Gruppe von Menschen mit Hilfe von Musik zum Handeln zu bewegen, d.h.: sie zu persuadieren. Dies kann jedoch nicht in jeder Situation und nicht mit jeder beliebigen Art von Musik gelingen. Was aber sind die Voraussetzungen für einen erfolgreichen musikalischen Persuasionsakt? Wie muss Musik strukturell beschaffen sein, um in einer bestimmten Situation rhetorisches Potenzial zu entfalten?
Die Fülle an persuasiv eingesetzten Musikstücken wirft etliche Fragen auf: Warum soll ausgerechnet eine Bearbeitung von J. S. Bachs Lautensuite aus dem Jahre 1777 den Verkauf einer bestimmten Zigarettenmarke begünstigen, während die Werbeverantwortlichen eines Weinbrands auf das altbekannte Studentenlied Gaudeamus igitur vertrauen? Welche Gemeinsamkeiten bestehen zwischen dem banalen Werbeliedchen für Merci-Schokolade und der launigen Rigoletto-Arie La donna è mobile, die für (die nicht unbedingt qualitativ hochwertigeren) Schoko-Crossies werben soll? Warum in aller Welt stimmen die ungeschulten Männerstimmen der VfB-Stuttgart-Fans den Triumphmarsch aus Verdis Aida an, um den Siegeswillen ihrer Mannschaft zu schüren?
Bei der Annäherung an diese Fragen richtet die Autorin ihr Augenmerk vorwiegend auf einen speziellen Aspekt der musikalischen Textur: die Melodie in ihrer strukturellen Beschaffenheit. Auf Basis unterschiedlichster Musikbeispiele zeigt die Verfasserin strukturelle Ähnlichkeiten in persuasiv eingesetzter Musik auf und zieht daraus Rückschlüsse auf übergeordnete kommunikative Strategien beim Einsatz von Musik zur gezielten Adressaten- und Kundenbeeinflussung. Damit liefert die Untersuchung einen längst fälligen Beitrag zur Erforschung musik-rhetorischer Prozesse.

Inhalt
 
Vorwort
I. Einleitung
1. Einführung in das Problemfeld
2. Themeneingrenzung
2.1 Vorbemerkung
2.2 Musik-Persuasionsforschung
2.2.1 Allgemeines
2.2.2 Stand der Forschung
2.2.3 Zusammenfassung
2.3 Musik-Strukturanalytik
2.3.1 Allgemeines
2.3.2 Einige Bemerkungen zur Forschungsarbeit
3. Desiderata
4. Fragestellung und Zielsetzung
5. Vorgehensweise
5.1 Hypothese
5.2 Korpuserstellung
5.3 Analyse
5.4 Kritik und Ausblick
5.4.1 Aspekte der Performanz: Strategie der gesamtmusik
alischen Akzeptanz
5.4.2 Aspekte des Star-Images: Strategie der Identifikation
5.4.3 Aspekte der Gattung: Strategie der Erwartungserfüllung
5.4.4 Aspekte der Intertextualität: Strategie der synästhetischen Rezipientenbefriedigung
6. Aufbau der Arbeit
II. Rhetorik – Ars persuadendi
1. Allgemeine Definitionen
1.1 Ars bene dicendi und Ars persuadendi
1.2 Rhetorizität und Kommunikation
1.3 Produktion und Rezeption
2. Aspekte der Rhetorizität
2.1 Orator
2.2 Text
2.3 Adressat
2.4 Setting
2.5 Widerstand
2.6 Wechsel
III. Musik – Ars bene sonandi?
1. Vorbemerkung
2. Definitionen
2.1 Musikverständnis: Quid sit musica?
2.1.1 Die Ontologie der Musik
2.1.2 Musik als kulturelles System
2.1.3 Musik als kulturelles Performanzphänomen
2.2 Die Frage nach ,Nicht-Musik‘ in der Welt des Akustischen
3. Gestaltungsmöglichkeiten des musikalischen Materials
3.1 Melodik
3.2 Rhythmik
3.3 Harmonik
3.4 Form
3.5 Dynamik, Instrumentation, Klang
4. Analyse, Synthese und Interpretation
IV. Musik als Instrumentum rhetoricae
1. Einleitung
2. Begriffsklärung
2.1 Der musikalische ,Code‘
2.1.1 Zur Zeichenfrage in der Musik
2.1.2 Musikalische Pseudo-Zeichen: Inventar und Verwendung
2.2 Der musikalische ,Text‘
3. Theoretische Grundsatzfragen
3.1 Zur Frage der Fundamentalrhetorik in musikkommunikativen Situationen
3.1.1 Einführung in die Problematik
3.1.2 Das Problem der intrinsischen Betrachtungsweise
3.1.3 Die extrinsische Betrachtungsweise
3.1.4 Das Dilemma
3.1.5 Möglicher Lösungsweg
3.1.6 Zusammenfassung
3.2 Taktik und Strategie: Oratorische Möglichkeiten der Kontingenzreduktion
3.2.1 Definitionen
3.2.2 Verbalsprachliche Kommunikationsstrategien
3.2.3 Musikalische Kommunikationsstrategien
3.3 Normen und Regeln in der Musik: Kompositorische Konventionen, Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten
3.3.1 Komponieren nach Normen und Regeln
3.3.2 Definitionen
3.3.3 Das theoretische Dilemma
3.3.4 Möglicher Ausweg
3.4 Settingsvariable und Textstruktur
3.4.1 Universalstimulus, Settingseichung und Form-Follows-Function
3.4.2 Intrinsische und extrinsische Erfolgsbedingungen
3.4.3 Zur Aptums-Frage in musik-rhetorischen Settings
V. Korpus
1. Korpuserstellung
1.1 Rhetoriktheoretische Kriterien
1.1.1 Rhetorischer Ausgangspunkt: Das Setting
1.1.2 Rhetorische Bedingung: Persuasivität
1.1.3 Rhetorischer Fokus: Der Orator
1.2 Musiktheoretische Kriterien
1.2.1 Musikalischer Ausgangspunkt: Die Textur
1.2.2 Musikalische Bedingung: Isolierbarkeit der Musik in multikodalen Texturen
1.2.3 Musikalischer Fokus: Die Melodiestruktur
2. Das Korpus: Musikalische Texturen aus vier rhetorischen Settings
2.1 Setting I: Fernsehwerbung
2.1.1 Settingsbeschreibung I
2.1.2 Musikalische Gattungen I
2.1.3 Erste Überlegungen zur Musikstruktur I
2.1.4 Teilkorpus I: Musik in der Fernsehwerbung
2.2 Setting II: Politische Staatsempfänge
2.2.1 Settingsbeschreibung II
2.2.2 Musikalische Gattungen II
2.2.3 Erste Überlegungen zur Musikstruktur II
2.2.4 Teilkorpus II: Musik bei politischen Staatsempfängen
2.3 Setting III: Fußballspiele im Stadion
2.3.1 Settingsbeschreibung III
2.3.2 Musikalische Gattungen III
2.3.3 Erste Überlegungen zur Musikstruktur III
2.3.4 Teilkorpus III: Musik bei Fußballspielen im Stadion
2.4 Setting IV: Massenveranstaltungen im Festzelt
2.4.1 Settingsbeschreibung IV
2.4.2 Musikalische Gattungen IV
2.4.3 Erste Überlegungen zur Musikstruktur IV
2.4.4 Teilkorpus IV: Musik bei Massenveranstaltungen im Festzelt
VI. Kompositionsratgeber: Musikalische Strukturen für die breite Masse
1. Auswertung der Kompositionsratgeberliteratur
1.1 Einführung
1.1.1 Allgemeines
1.1.2 Inhaltliche Schwerpunkte
1.1.3 Das Problem der Kompositionstipps
1.2 Allgemeine Hinweise
1.2.1 Das Prinzip der Einfachheit
1.2.2 Einfachheit plus X
1.3 Hinweise zur Melodiebildung
1.3.1 Allgemeines
1.3.2 Tonmaterial
1.3.3 Melodieverlauf
1.4 Hinweise zum Rhythmus
1.4.1 Notenwerte
1.4.2 Takt
1.4.3 Tempo und Geschwindigkeit
1.5 Hinweise zu Form und Aufbau
1.5.1 Allgemeines
1.5.2 Musikalische Motive
1.5.3 Musikalische Phrasen
1.5.4 Musikalische Formteile
1.5.5 Anordnung der Formteile
1.5.6 Länge und Dauer
1.6 Exkurs: Zur Symmetrie-/Balance-Frage nach Perricone
1.6.1 Anzahl der Phrasen in einem Formteil oder Sektor
1.6.2 Länge aufeinanderfolgender Phrasen
1.6.3 (End-)Rhythmus aufeinanderfolgender Phrasen
1.6.4 Phrasenanordnung in einem Formteil oder Sektor
1.7 Bemerkungen zur Harmoniebildung
2. Hypothesen
2.1 Vorgehensweise bei der Hypothesenfindung
2.2 Hypothesenformulierung: Die ,Muss-/Soll-Taktiken‘
2.2.1 Allgemeine Hypothesen/Universalhypothesen
2.2.2 Hypothesen zur Melodie
2.2.3 Hypothesen zum Rhythmus
2.2.4 Hypothesen zu Form und Aufbau
2.2.5 Hypothesen zur Harmonie
2.3 Die ,Kann-Taktiken‘
VII. Analyse
1. Methodendarstellung anhand der Analyseparameter
1.1 Über die Beschaffenheit musikalischer Analysekriterien
1.1.1 Parameterspezifische Analysekriterien
1.1.2 Parameterunabhängige Kriterien/Universalkriterien
1.1.3 Zusammenfassung
1.2 Melodik
1.2.1 Universalkriterien
1.2.2 Tonmaterial
1.2.3 Melodieverlauf
1.2.4 Intervalle
1.2.5 Melodisch-motivische Arbeit
1.2.6 Melodik in den musikalischen ,Bausteinen‘
1.2.7 Melodische Besonderheiten und Auffälligkeiten
1.3 Rhythmik
1.3.1 Universalkriterien
1.3.2 Notenwerte
1.3.3 Takt
1.3.4 Tempo und Geschwindigkeit
1.3.5 Rhythmik in den musikalischen ,Bausteinen‘
1.3.6 Rhythmische Besonderheiten und Auffälligkeiten
1.4 Form
1.4.1 Universalkriterien
1.4.2 Form in den musikalischen ,Bausteinen‘
1.5 Harmonik
2. Analyse der Teilkorpora
2.1 Teilanalyse I: Musikalische Texturen aus dem Setting Fernsehwerbung
2.1.1 Universalkriterien I
2.1.2 Melodik I
2.2 Teilanalyse II: Musikalische Texturen aus dem Setting Politische Staatsempfänge
2.2.1 Universalkriterien II
2.2.2 Melodik II
2.3 Teilanalyse III: Musikalische Texturen aus dem Setting Fußballspiele im Stadion
2.3.1 Universalkriterien III
2.3.2 Melodik III
2.4 Teilanalyse IV: Musikalische Texturen aus dem Setting Massenveranstaltungen im Festzelt
2.4.1 Universalkriterien IV
2.4.2 Melodik IV
3. Synthese der Teilanalysen I-IV
3.1 Universalkriterien I-IV
3.1.1 Allgemeines
3.1.2 Settingsübergreifende Gemeinsamkeiten
3.1.3 Settingsspezifische Unterschiede
3.2 Melodik I-IV
3.2.1 Tonmaterial
3.2.2 Melodieverlauf
3.2.3 Intervalle
3.2.4 Melodisch-motivische Arbeit
3.2.5 Melodik in den musikalischen ,Bausteinen‘
3.2.6 Melodische Besonderheiten und Auffälligkeiten
3.3 Rhythmik I-IV
3.3.1 Notenwerte
3.3.2 Takt
3.3.3 Tempo und Geschwindigkeit
3.3.4 Rhythmik in den musikalischen ,Bausteinen‘
3.3.5 Rhythmische Besonderheiten und Auffälligkeiten
3.4 Form I-IV
3.4.1 Motive
3.4.2 Phrasen
3.4.3 Formteile
3.4.4 Gesamttextur
3.5 Harmonik I-IV
4. Fazit
VIII. Ergebnisse
1. Grundsätzliche Fragen
2. Potenzielle Persuasionsstrategie beim Einsatz melodiezentrierter musikalischer Texturen in rhetorischen Settings
2.1 Möglichkeit
2.2 Attraktivität
2.3 Maß
3. Fazit
IX. Anhang
1. Korpus
1.1 Übersicht
1.2 Teilkorpus I: Musikalische Texturen aus dem Setting Fernsehwerbung
1.3 Teilkorpus II: Musikalische Texturen aus dem Setting Politische Staatempfänge
1.4 Teilkorpus III: Musikalische Texturen aus dem Setting Fußballspiele im Stadion
1.5 Teilkorpus IV: Musikalische Texturen aus dem Setting Massenveranstaltungen im Festzelt
2. Analyse-Ergebnisse
2.1 Gesamtübersicht
2.2 Tabellen und Grafiken
2.2.1 Universalparameter
2.2.2 Ambitus in Intervallen
2.2.3 Tonauftritte
2.2.4 Tondauer
2.2.5 Sprünge
2.2.6 Notenwerte
X. Literatur
XI. Register zu Namen und Sachen