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Kulturwissen.
 

Germanistik
 

 
Beiträge zur transkulturellen
Wissenschaft
 
Herausgegeben von Michael Fisch
 

Fisch, Michael: »Ich gehe dazu über, ausführlich über Ägypten zu berichten«. Ägypten in der deutschen Reiseliteratur (1899-2010)
(Beiträge zur transkulturellen Wissenschaft, Band 8)
ISBN 978-3-89693-735-3 (01/2019)
156 Seiten, 22 x 15 cm, Kt., EUR 37,00
 
Dieses Buch enthält acht Porträts von Ägypten-Reisenden und berichtet über die Tradition und die Intention dieser deutschsprachigen Schriftsteller, die Ägypten, den Nahen Osten und/oder den sogenannten Orient im 20. Jahrhundert bereist haben. Unter diesen acht Schriftstellern sind KARL MAY, der sechzehn Monate im Nahen Osten unterwegs war, RAINER MARIA RILKE, der Ägypten im Winter 1911 bereiste, THOMAS MANN, der sowohl im März 1925 als auch im Februar 1930 von Alexandria über Kairo nach Luxor reiste, FRANZ WERFEL, der nach Ägypten und Palästina im Jahr 1925 und nach Kairo, Jerusalem und Damaskus im Jahr 1930 reiste, INGEBORG BACHMANN, die im Mai 1964 sowohl Ägypten als auch den Sudan besuchte, HUBERT FICHTE, der im November 1969 in Kairo war, MAX FRISCH, der im April 1982 Ägypten bereiste und GERHARD ROTH, der seit 1999 sogar fünf Reisen nach Ägypten unternahm.
 
Das Thema der Reiseberichte aus dem Orient, die vielfach von Europäern verfasst wurden, und die Thematik der realen wie fiktiven Reisen von Europäern in einen imaginierten und auch tatsächlichen Orient wurde vielfach dargestellt. Eine fundamentale Kritik an diesen Reisebewegungen und insbesondere an den Reisedarstellungen hat der Literaturwissenschaftler Edward William Said formuliert, wenngleich die akademische Forschung zum Orient-Diskurs, zum Post-Kolonialismus und zur Transkulturalität noch lange nicht an ihr Ende gekommen ist. In diesem Buch wird der Versuch unternommen, die zumeist biografischen Motivationen zu einer Reise nach Ägypten und in den Nahen Osten vorzustellen und die Auswirkung der bewusst erfahrenen Reiseerlebnisse auf die Literaturproduktion dieser Schriftsteller darzustellen.
 
Dieses Buch ist dem Koranwissenschaftler Nasr Hâmid Abû Zaid (1943-2010) gewidmet.
 
Prof. Dr. Michael Fisch, geboren 1964, studierte Germanistik und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Hier entstanden sowohl Magisterarbeit (1994) als auch Dissertation (1999) und Habilitationsschrift (2010). In der Zeit als DAAD-Lektor in Tunis schrieb er die erste deutschsprachige Biografie über Michel Foucault (2011). In der Zeit als DAAD-Lektor in Kairo veröffentlichte er sowohl ein kommentiertes Verzeichnis deutschsprachiger Koran-Ausgaben »umm-al-kitâb« (2013) und ein internationales Verzeichnis historisch-kritischer Koran-Forschung »ulûm-al-qur’ân« (2018). Seit Oktober 2018 ist er Inhaber des Walter-Benjamin-Lehrstuhls für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturwissenschaften (Walter Benjamin Chair) an der Hebrew University of Jerusalem.

 
Inhalt

I. „Ja, ich habe das Alles und noch viel mehr erlebt“
Karl Mays Reisen vom April bis Juni 1899 und vom April bis Juni 1900 durch Ägypten und in die arabische Welt
1. Lebensphasen und Lebensträume
2. Entfremdung des Träumenden und Erfahrung einer Traumwelt
3. Reisen als Konfrontation mit der Wirklichkeit
4. Der sechsbändige „Orientzyklus“

II. „Kairo bringt dreifach Welt über einen“
Rainer Maria Rilkes Reise nach Ägypten im Winter 1911 und sein Konflikt zwischen Welt und Werk
1. Das Jahr 1910 als ein Krisenjahr
2. Das Jahr 1911 als ein Reisejahr nach Algerien, Tunesien und Ägypten
3. Ägypten-Rezeption in den Jahren von 1907 bis 1926
4. Emphatische Orient-Begeisterung und unkritische Orient-Darstellung

III. „Durch die Jahrtausende tief hinab versetzt wandert man hier in anderem Lichte auf dem Grund des Vergangenen“
Thomas Manns Reisen von Alexandria über Kairo nach Luxor im März 1925 und im Februar 1930
1. Joseph und seine Brüder. Vorspiel
2. Thomas Manns vier Joseph-Romane 1926 bis 1943
3. Reise nach Ägypten und Öffnung der Augen
4. Ägyptologie und Orientalismus. Theologie und Literatur
5. Sublimierte Homosexualität und eingegangene Pflichtehe

IV. „Im Kaffeehaus zu Kairo und im Tiergarten zu Kairo“
Franz Werfels Reise nach Ägypten und Palästina im Januar 1925 und nach Kairo, Jerusalem und Damaskus im Januar 1930
1. Die vierzig Tage des Musa Dagh. Vorbemerkung
2. Historische Fakten und intuitives Erfassen
3. Die erste Reise nach Ägypten im Jahr 1925
4. Die zweite Reise nach Ägypten im Jahr 1930
5. Die vierzig Tage des Musa Dagh
6. Höret die Stimme

V. „Sie sind in die Wüste gegangen. Das Licht erbrach sich über ihnen“
Ingeborg Bachmanns Reise nach Ägypten und in den Sudan im Mai 1964 und ihr ‚Todesarten‘-Projekt
1. Anmerkungen zum ‚Todesarten‘-Projekt
2. Chronik zu Leben und Werk
3. Tabellarische Übersicht
4. Überblick über die Reise nach Ägypten und in den Sudan
5. Überblick über das ‚Todesarten‘-Projekt
6. Das ‚Wüstenbuch‘ und ‚Das Buch Franza‘

VI. „Ich hatte über Kairo genauso gut oder schlecht notieren können, wie über Bombay oder Tokio“
Hubert Fichtes Reise nach Kairo im November 1969 und sein Zyklus ‚Die Geschichte der Empfindlichkeit‘
1. Das Scheitern der Forschung
2. Alte Welt und Neue Welt
3. Bilder einer Stadt
4. Djemma el Fna
5. Oedipae africaine
6. Die Schwarze Stadt

VII. „So bin ich selber, Leser, der einzige Inhalt meines Buches“
Max Frischs Reise nach Ägypten im April 1982 und seine introspektive Suche nach einer Möglichkeit des Lebens im Angesicht des Todes
1. Reisen als ein Thema in biografischer Art und existentieller Weise
2. Reisen als Erfahrung der Wirklichkeit und Erleben des Fremdseins
3. Die Reise nach Ägypten aus Freundschaft zu Peter Noll
4. Neoimperialistische Klischees und postkolonialistische Kritik
5. Reisen als Erfahrung von Leben und Tod, Alter und Krankheit

VIII. „Geblendet vom Sonnenlicht öffnete (und schloss) er die Augen“
Gerhard Roths fünf Reisen zwischen 1999 und 2010 nach Ägypten und sein ‚Orkus‘-Zyklus
1. Archive des Schweigens
2. Reise zu den Toten
3. Ägyptische Notizen
4. Voraussetzungen zum Roman ‚Der Strom‘
5. Ausgangslagen zum Roman ‚Der Strom‘
6. Visuelle Wahrnehmungen
7. Die Schönheit der Menschen

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