|
Olberg-Haverkate, Gabriele von: Zeitbilder – Weltbilder. Volkssprachige
Universalchronistik als Instrument kollektiver Memoria. Eine textlinguistische und kulturwissenschaftliche Untersuchung (Berliner Sprachwissenschaftliche Studien, Band 12) ISBN 978-3-89693-526-7 (10/2008) 923 Seiten, 22,7 x 15,3 cm, 22 Abb., gebunden, EUR 130,00
Die so genannte ‚Sächsische Weltchronik’ ist die erste
Prosa-Weltchronik in deutscher Sprache. Abweichend von der in der Forschung üblichen Bezeichnung ist der Überlieferungszusammenhang keineswegs auf eine engere Region beschränkt, sondern er fand vielmehr im gesamten
deutschen Sprachgebiet Verbreitung. Er wird in ganz unterschiedlicher Weise tradiert: allein oder in Kombination mit anderen Texten und ist ein wichtiger Träger der kollektiven Memoria des christlich-europäischen
Kulturraums. Seit mehr als 150 Jahren hat man sich vor allem auf den engeren Text, die ‚so genannte Sächsische Weltchronik’ konzentriert, man hat nach dem ursprünglichen Verfasser gesucht, meinte ihn in Eike
von Repgow gefunden zu haben, hat nach Entstehungsorten, zeitlicher Reihenfolge und inhaltlichen Verwandtschaften der Handschriften gefragt. Die Autorin untersucht die ca. 60 Textzeugen des ‚Buchs der Welt’ aus dem 13. bis 19. Jahrhundert unter einem völlig neuen Blickwinkel, der sowohl der Vielfalt der Überlieferung als auch
ihrer jeweiligen Gemeinsamkeiten Rechnung trägt. Sie weist nach, dass die Zusammenstellungen innerhalb eines Codex nicht zufällig, sondern Ausdruck einer besonderen Erinnerungskultur und nicht zuletzt
textsortenrelevant sind. Das Textkorpus ist, obwohl es scheinbar nur den Textzusammenhang einer Weltchronikrealisation, der so genannten Sächsischen Weltchronik, des ‚Buchs der Welt’, repräsentiert, so vielseitig, dass sich an ihm viele der zentralen Fragen der Mittelalterforschung und der historischen Sprachforschung untersuchen lassen: der Wandel kollektiver Memoria, die Anwendung kommunikativer Textsortenkonzeptionen auf mittelalterliche und frühneuzeitliche Texte, das Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Volkssprache und Latein, Reim und Prosa sowie Probleme der mittelalterlichen/frühneuzeitlichen Lexik und Syntax. Die Untersuchung leistet eine Neustrukturierung des Textbestandes des ‚Buchs der Welt’ nach textlinguistischen Kriterien auf der Grundlage eines integrativen textlinguistischen Modells. Das Ergebnis ist die textsortenspezifische Einordnung historiographischer Textexemplare des 13. bis 19. Jahrhunderts und die Beschreibung der Textsorte ‚Prosa-Universalchronik’.
Inhalt I Vorwort II. Zeitbilder – Weltbilder II.1 Vorgehensweise und
Materialgrundlage II.1.1 Untersuchungsziele und Fragestellungen II.1.2 Die Materialgrundlage II.2 Das ‚Buch der Welt‘ II.2.1 Zur Entstehung der Chronik II.2.2 Editionslage und
Überlieferungssituation II.3 Leitbilder der mediävistischen Textforschung II.3.1Textkritik II.3.2 Überlieferungsbezogene Forschung II.3.3 Leitbilder mediävistischer Textforschung und das ‚Buch der
Welt‘ II.4 Das Textkorpus II.4.1 Die handschriftliche Überlieferung II.4.2 Tabellarische Übersicht über die Handschriften II.5 Der integrativ-textlinguistische Ansatz II.5.1 Die Terminologie:
Textsorte, Textgattung, Texttyp, Textklasse II.5.2 Die kommunikationstheoretische Textsortenkonzeption II.5.3 Die Analysekriterien: Textsortenmerkmale II.5.3.1 Die Textklasse ‚Universalchronik‘
– ein Instrument kollektiver Erinnerung II.5.3.1.1 Das Deutungsmuster: Einordnung der Weltgeschichte in die Heilsgeschichte II.5.3.1.2 Das Deutungsmuster: Berufung auf die Tradition II.5.3.1.3 Das
Deutungsmuster: Wahre Geschichtsschreibung II.5.3.1.4 Das Deutungsmuster: Autorisierung der eigenen Aussagen (durch Autornennung) II.5.3.1.5 Das Deutungsmuster: auf Abgeschlossenheit, Endzeit zielendes
Geschichtsdenken II.5.3.1.6 Das Deutungsmuster: Offene Geschichtsschreibung II.5.3.1.7 Mittelalterliche Werkbezeichnungen in ihrer Funktion als Gattungsbezeichnungen II.5.3.2 Textexterne, textinterne
Merkmale, Arten der Textverbindungen II.5.3.2.1 Textexterne Merkmale: Kommunikationsmaterial, Kommunikationsmedium, Kommunikationsform, Zeit, Ort und an der Kommunikation beteiligte Personen II.5.3.2.2
Textinterne Merkmale: Initiatoren und Terminatoren, Makrostrukturen, lexikalische und semantische Merkmale, Sprachwahl (Latein oder Volkssprache, regionale oder eher überregionale Sprache), Wahl der Form (Reim oder
Prosa); syntaktische Merkmale II.5.3.2.3 Textbestand, Textveränderungen, Textallianzen II.5.4 Das Merkmalsraster: textexterne und textinterne Merkmale II.6. Unterschiede zur bisherigen Forschung III.
Die Beschreibung der externen und internen Merkmale des ‚Buchs der Welt‘ III.1 Die Handschriften der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bis zur Wende 13./14. Jahrhundert III.1.1 Handschrift 24
(Gotha, Forschungs- und Landesbibliothek Schloss Friedenstein, Ms. Membr. I 90) – Rezension C1 III.1.2 Handschrift 101 (Leipzig, UB, Ms 1314, fol. 45a-b) – A1 III.1.3
Handschrift *101 (Leipzig, UB, Ms 1314, fol. 45) – Rezipient der Hs. 101 III.1.4 Handschrift 103 (Königsberg, Staats- und UB, N° 1150); verschollen seit April 1945) – (A1) III.1.5 Handschrift 161 (Berlin, SB, Mgf 1387) – B III.1.6 Handschrift 16 (Bremen, Staats- und UB, msa 033
= ehemals MS. a. 33) – B III.1.7 Handschrift 1 (Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf., 23.8. Aug. 4°) – A1 III.2 Die Handschriften des 14. Jahrhunderts III.2.1 Handschrift 17 (Berlin,
SB, Mgf 129) – B III.2.2 Handschrift 2 (München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 55) – A1 III.2.3 Handschrift 241 (Hildesheim, Stadtarchiv, Bestand 50, Nr. 283 Bl. 1-3) – C1 III.2.4
Handschrift 102 –(Berlin, SB, Mgf 750, Bl. 10ra-11vb) – A1 III.2.5 Handschrift 13 (St. Petersburg, M.E. Saltykow-Shchedrin-Staatsbibliothek, Nem. F. v IV No. 1)
– B III.2.6 Handschrift 142 (Riga, Latvian Academic Library, Mss. Nr. 397) – B III.2.7 Handschrift 11 (Berlin, SB, Mgq 284) – A2 III.2.8 Handschrift 20 (Straßburg,
Stadtbibliothek, o. Sign., verbrannt 1870) – C2) III.2.9 Handschrift 21 (Pommersfelden, Graf von Schönbornsche Schlossbibliothek, Ms. 107) – C2 III.2.10 Handschrift 6
(München, BSB, Cgm 6243) – A1 III.2.11 Handschrift 7 (Nürnberg, GNM, Cod. 2733) – A1 III.2.12 Handschrift 122 (Kremsmünster, Stiftsbibliothek, Cod. 294) – A2 III.2.13
Handschrift 071 – (Darmstadt, Hess. Landes- und Hochschulbibliothek, 3234/6) – A1 III.2.14 Handschrift 141 (Münster, UB, Ms. 366) – B (verbrannt am 25.3.1945) III.3 Die
Handschriften des 15. Jahrhunderts III.3.1 Handschrift 032 (Burghausen a.d. Salzach, o. Signatur) – A1 verschollen III.3.2 Handschrift 121 –(Salzburg, Museum Carolino Augusteum, Ms. 2319) – A2 III.3.3
Handschrift 041 (Graz, UB, Hs. 470) – A1 III.3.4 Handschrift 231 (Gdansk, Bibl. Polsk. Akad. Nauk, Ms. 1614) – C1 III.3.5 Handschrift 15 (Leipzig, UB, Ms. 1308) –
B III.3.6 Handschrift 021 (Basel, Öffentliche Bibliothek der UB, Cod. E. VI.26) – A1 III.3.7 Handschrift 3 (Wien, ÖNB, Cod. 2692) – A1 III.3.8 Handschrift 5 (Frankfurt am
Main, Stadt- und UB, Mgq 11) – A1 III.3.9 Handschrift 10 (Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. 83.12 Aug. 2°) – A1 III.3.10 Handschrift 4 (Heidelberg, UB, Cpg 525) – A1 III.3.11
Handschrift 10a (Bremen, Staats- und UB, msb 0044-03, ehemals Ms. b 44c) – A1 III.3.12 Handschrift 18 (Dresden, Sächsische LB, Ms. J 54d) – C3 III.3.13
Handschrift 19 (Hannover, Niedersächsische LB, Ms. XI, 674) – C3 III.3.14 Handschrift 22 (Kopenhagen, Det Kongelige Bibliotek, GKS 457, 2°) – C2 III.3.15 Handschrift 221
(Kopenhagen, Det Kongelige Bibliotek, eingeklebt vor dem Vorsatzblatt in: GKS 457, 2°) – C2 III.3.16 Handschrift 104 (Gdansk, PAN, Ms. Mar. F 305) – A1 III.3.17 Handschrift 14
(Kopenhagen, Det Kongelige Bibliotek, GKS 1978, 4°) – B III.3.18 Handschrift 12 (Hamburg, Staats- und UB, Cod. Hist. 10b) – A2 III.3.19 Handschrift 162 (Lübeck, Stadtbibliothek, Ms. Lub.
2°4) – B III.3.20 Handschrift 163 (Hamburg, Bibl. der Patriotischen Gesellschaft o. Signatur, verbrannt 1842) – B III.3.21 Handschrift 9 (Strasbourg, Bibliothèque Nationale et Universitaire, Ms.
2119) – A1 III.3.22 Handschrift 024 (Augsburg, Stadtarchiv, Schätze 121) – A1 III.3.23 Handschrift 031 (München, BSB, Cgm 6243) – A1 III.3.24 Handschrift
023 (Augsburg, Stadtarchiv, Schätze 19) – A1 III.3.25 Handschrift 081 (München, BSB, Cgm 6240) – A1 III.3.26 Handschrift 022 (Alba Iulia, Bibl. Batthyaneum, Ms. I. 115)
– A1 III.3.27 Handschrift 111 (Zwickau, Ratsschulbibliothek, I, IV,6) – A2 III.3.28 Handschrift 112 (München, BSB, Cgm 691) – A2 III.3.29 Handschrift 143
(Rostock, UB, Ms. theol. fol. 33) – B III.3.30 Handschrift 12a (Wien, ÖNB, Cod. 2917) – A2 III.3.31 Handschrift 144 (Kopenhagen, UB, AM 372 fol.) – B III.4 Die Handschriften des
16. Jahrhunderts III.4.1 Handschrift 082 (Hamburg, Staats- und UB, Cod. Hist. 8) –A1 III.4.2 Handschrift 8 (München, BSB, Cgm 3959) –A1 III.4.3 Handschrift 23
(Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. 44.19. Aug. 2°) – C1 III.5 Die Handschriften des 17. bis 19. Jahrhunderts III.5.1 Handschrift 24b (Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, fol. 75) III.5.2
Handschrift 24a (Hannover, Niedersächsische Landesbibliothek, Ms XIII, 778) III.5.3 Handschrift 4a (München, BSB, Cgm 1136) III.5.4 Abschrift der Handschrift 6 (Nürnberg, GNM, Hs. 2733 = Supplement zur
Handschrift 7) III.6 Sprachwahl (Latein – Volkssprache) III.6.1 Der Vergleich mit den lateinischen Vorlagen, besonders mit der Frutolf-Ekkehard-Chronik III.6.2 Die Rückübersetzungen III.6.3
Lateinisch-volkssprachliche Sprachmischungen in den einzelnen Textexemplaren IV Wandel und Ausdifferenzierung des mittelalterlichen Weltbildes - Kollektive Erinnerung im Rahmen der Universalchronistik
IV.1 Modelle historischer Memoria am Beispiel der Überlieferung des ‚Buchs der Welt‘ IV.2 Die sächsische Ausrichtung des ‚Buchs der Welt‘ – ein Modell historischer Memoria im 13.
Jahrhundert IV.3 Historische Memoria im Mittelalter und in der frühen Neuzeit IV.4 Mittelalterliche und frühneuzeitliche Universalchronistik als Träger kollektiver Memoria
V Ergebnisse der Textsortendifferenzierung V.1 Externe Merkmale V.1.1 Die Kategorien ‚Zeit‘, ‚Ort‘, ‚an der Kommunikation beteiligte Personen‘ V.1.2 Klassifikation der externen
Merkmale von Weltchroniken (13.-16. Jh.) V.2 Interne Merkmale V.2.1 Hierarchische Strukturierungen V.2.1.1 Initiatoren und Terminatoren V.2.1.2 Makrostrukturen V.2.1.2.1 Die Makrostruktur des
Bildes V.2.1.2.2 Makrostrukturen mit Texthaftigkeit V.2.1.2.3 Makostrukturen ohne Texthaftigkeit V.2.3 Syntaxrelevante Merkmale V.2.4 Textbestand, Texterweiterungen und -kürzungen,
Textallianzen V.2.4.1 Textbestand V.2.4.2 Texterweiterungen (Fortsetzungen) V.2.4.3 Textallianzen V.2.4.4 Arten der Veränderungen von Prosa-Weltchroniken V.2.5 Lexik/Semantik V.2.5.1
Gattungsbezeichnungen V.2.5.2 Wochentagsbezeichnungen V.2.5.3 Latein – Volkssprache V.2.5.4 Inhaltliche Ordnungsprinzipien V.2.5.5 Die sechs Deutungsmuster V.3 Die Textsorte
‚Prosa-Universalchronik‘ und ihre Varianten VI Abbildungen und Verzeichnisse VI.1 Abbildungen VI.2 Abbildungsverzeichnis VI.3 Verzeichnis der Tabellen VI.4 Abkürzungsverzeichnis VI.5
Literaturverzeichnis VI.5.1 Quellen VI.5.2 Sprach- und Sachwörterbücher, Handbücher, Sprachatlanten, Grammatiken VI.5.3 Weitere Literatur
|