Neumärker, Klaus-Jürgen: „... der Wirklichkeit abgewandt“.
Eine Wissenschafts- und Kulturgeschichte des Autismus (AUTISMUS 21) ISBN 978-3-89693-280-8
(09/2010)
300 Seiten, 41 Abb., Ebr., EUR 32,00 Dem Autismus wird in der Wissenschaft und im Alltag eine
besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht. Der Autor hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Wurzeln und die wechselvolle Geschichte des Autismus bis in die Gegenwart einer vielseitigen Analyse zu unterziehen. Das
Ergebnis wird dem Leser in essayistischer Form sowohl wissenschaftlich als auch allgemeinverständlich dargelegt. Da die Gegenwart stets auch aus der Vergangenheit zu verstehen ist und insbesondere die Repräsentanten
der Neuropsychiatrie einem Zeitgeist unterliegen, so wie sie diesen gleichzeitig mit gestalten, wird vor allem auf das Lebenswerk von Karl Ludwig Kahlbaum, der das Krankheitsbild der Katatonie und den Negativismus
beschrieb, auf Emil Kraepelin, der den psychischen Krankheiten eine neue Ordnung verlieh, auf Eugen Bleuler, der den Begriff der Schizophrenie und des Autismus einführte, auf Hans Asperger, der auf die autistischen
Psychopathen im Kindesalter hinwies, und auf Leo Kanner, der den frühkindlichen Autismus darstellte, hingewiesen. Dabei wird deutlich, dass die Kenntnis um die Entstehung, um die Inhalte, die Definition, die
Klassifikation und die praktische Bedeutung des Autismus und des Asperger-Syndroms auch gegenwärtig noch nicht zum Abschluss gekommen ist. Für die Betroffenen, deren Eltern und Angehörige, für die Wissenschaftler
und für die Gesellschaft insgesamt handelt es sich um eine immerwährende Herausforderung in Theorie und Praxis.
Inhalt Einleitung Vom Wahnsinn, Irresein und von der Psychiatrie Eine Krankheit findet ihren Namen. Karl Ludwig Kahlbaum (1828-1899) – Die „neue Krankheitseinheit“ Katatonie – Der Negativismus Die Hebephrenie, eine psychische
Krankheit im Jugendalter: Ewald Hecker (1843-1909) Die neue Systematik in der Psychiatrie: Emil Kraepelin (1856-1926) –
Etappen eines Unsteten – Beginn der wissenschaftlichen Karriere – Heidelberg: Zwölf Jahre wissenschaftliche Kontinuität und Produktivität – Gesellschaftspolitische Meinungen – Die
Dementia praecox und das manisch-depressive Irresein – München: Jahre des Höhepunktes und das Ende – Nachwirkungen Stationen auf dem Weg zum Autismus: Paul Eugen Bleuler (1857-1939) – Wanderjahre: Das Sammeln von Erfahrungen – Das erste Amt: Direktor der Irren-Pflegeanstalt Rheinau in der Schweiz – Das Gehirn und seine Funktionen. Zur zerebralen Lokalisationslehre – Professor für Psychiatrie und Direktor des Burghölzli in Zürich – Von der Dementia praecox zur Gruppe der Schizophrenien – Negativismus, Autoerotismus, Autismus – Eugen Bleuler und Sigmund Freud – Bleuler 1911: „Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien“ – Das erste Handbuch der Psychiatrie weltweit: Gustav Aschaffenburg (1866-1944) – Eugen Bleuler in der Kritik und die Kritik von Eugen Bleuler: „Das autistische Denken“ – Eugen Bleuler 1919: „Das autistisch-undisziplinierte Denken in der Medizin und seine Überwindung“ – Das Ende Neue Dimensionen: Autismus und Schizophrenie – Historische Hintergründe – Das Konzept
Schizophrenie im Kindesalter: Der Schweizer Jakob Lutz (1903-1998) – Die „Autistischen Psychopathen im Kindesalter“: Der Österreicher Hans Asperger (1906-1980) Der frühkindliche Autismus: Leo Kanner (1894-1981), von Brody (Galizien) über Berlin nach Baltimore, Johns Hopkins Hospital – Leo Kanner: Elternhaus und frühe Kindheit in Galizien/Österreich – 1906 Berlin: Gymnasium, Studium der Medizin, Arzt an der Charité – 1924: Eintritt in die Neue Welt – Beginn einer Karriere in Yankton, South Dakota, USA – 1928: Mitarbeiter am Johns Hopkins Hospital in Baltimore, Maryland, USA – 1930: Die Karriere als Kinderpsychiater – 1943: „Autistic disturbances of affective contact“ – 1944: „Early infantile autism“ Der „Nachkriegsautismus“: Anschauungen zum Autismus nach dem Zweiten Weltkrieg – Autismus: USA treffen Europa – Europa trifft USA –
Autismus: Der Beitrag zum Verständnis von Anthropologie und Ethologie – Autismus: Die Globalisierung Frühkindlicher Autismus – Asperger-Syndrom
– Atypischer Autismus: Das Autismus-Spektrum. Autismus – Katatonie: Das Katatonie-Spektrum Vom Detail und Ganzen Autismus-Spektrum-Störungen:
Von Überlappung, Koexistenz, Komorbidität und Kontinuum Kanners und Aspergers Lieblingskinder: Die Autisten werden älter „High-functioning Autism“, „Theory of Mind“, Spiegelneurone, Empathie und soziales
Gehirn: Begriffe, die Bleuler, Kanner und Asperger nicht kannten Autismus 1988: Der Rain Man-Effekt Autismus:
Epilog Literaturverzeichnis Personenregister Danksagung Über den Autor
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