Faret, Nicolas: Ehrliebender Hof=Mann 1648 Herausgegeben von Patricia Bohrn und Alfred Noe (TRANSLATIO,
Band 3) ISBN 978-3-89693-494-9 (05/2007)
115 Seiten, 22,7 x 15,3 cm, Kt.
Der Titel ist vergriffen
Nicolas Farets (1596-1646) Hauptwerk, der 1630 erschienene L’Honnête Homme ou L’art de plaire à la Cour, gibt die wichtigsten
Regeln für das erfolgreiche Auftreten des Hofmannes im Zeitalter des Absolutismus vor: Um trotz seiner bürgerlichen Herkunft neben dem eigentlichen Schwertadel nun als Beamtenadel bestehen zu können, soll dieser
Hofmann durch seine soziale und sprachliche Gefälligkeit den notwendigen Respekt erringen, der den Aufsteiger vor entehrender Lächerlichkeit bewahren kann. In Weiterführung der italienischen Traktate des 16.
Jahrhunderts (Castiglione, Della Casa, Guazzo) wird hier gezeigt, wie der sprachliche Ausdruck zur wichtigsten Etikette im höfischen Milieu wird. Als entscheidendes Kriterium des Erfolgs definiert Faret die
Fähigkeit des im Hofspektakel zum dekorativen Statisten bestimmten Menschen, den übergeordneten Personen zu gefallen und dadurch nicht nur die eigene Karriere zu fördern, sondern auch zur Stabilität dieses Systems
beizutragen. Das in Farets L’Honnête Homme 1630 beschriebene kulturelle Modell der Sprache als Ausdruck der absolutistischen Gesellschaftsordnung findet jedenfalls in Westeuropa als Bestandteil der französischen Hofkultur breite Anerkennung. Die erste deutsche Übersetzung erscheint 1647-48 bei Heinrich Nerlich in Leipzig unter dem Titel Der Ehrliebende Hof=Mann bzw. L’honneste Homme, Das
ist: Der Ehrliebende Welt=Mann/ Oder Die von vielen Leuten gesuchte schöne Kunst/ wie einer an grosser Herren Höfen durch besondere Tugenden/ und geschicktes Wolverhalten gegen männiglichen sich beliebet und belobet
machen könne. Der auf dem Titelblatt nur unter der Chiffre C. B. genannte Übersetzer ist der 1646 verstorbene Jurist Caspar Bierling, Respondent an der Universität Leipzig und später Senator der Stadt Leipzig. Diese erste vollständige Übersetzung, die 1650 unverändert in Leipzig nachgedruckt wurde, wird hier zur Gänze neu herausgegeben und dem entsprechenden Umfeld zugewiesen. Kulturgeschichtlich bemerkenswert sind daran nicht nur die Einflüsse auf die deutsche Prosa des 17. Jahrhunderts, sondern auch die kleinen Eingriffe des Übersetzers in den Text, die das Verständnis des zeitgenössischen deutschen Publikums widerspiegeln.
Inhalt Ehrliebender Hof=Mann 1648 Vorrede Register Die Kunst/ Wie einer an grosser Herren Höfen sich beliebt machen kann
Anhang Editionstechnik Eingriffe der Herausgeber Das französische Original und seine Bedeutung Die deutsche Übersetzung Bibliographie
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