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Herausgegeben von Reinhard Krüger
 

Kreuter, Peter Mario: Der Vampirglaube in Südosteuropa. Studien zur Genese, Bedeutung und Funktion. Rumänien und der Balkanraum
(ROMANICE 9)
ISBN 3-89693-709-X (09/2001)
240 Seiten, 21 x 15 cm, 4 Abb., Kt., EUR 20,50

Studien und Abhandlungen zum Vampir gibt es wahrlich zur Genüge. Doch die meisten dieser Arbeiten handeln nur oberflächlich vom Vampirglauben der Balkanhalbinsel und beschränken sich im wesentlichen auf eine Darstellung der Vampirfigur in der mittel- und westeuropäischen Literatur. Fatalerweise werden aber die Ergebnisse dieser Studien zu einer Kunstfigur, die nur die selektive Rezeption des Volksglaubens ist, auf den volkstümlichen Vampir übertragen – mit fatalen Folgen, nährt dieses Vorgehen doch falsche Vorstellungen und groteske Vorurteile.
Ein Rückgriff auf die reiche ethnographische und anthropologische Forschungsliteratur Bulgariens, Rumäniens oder Mazedoniens ist ebenfalls nicht unproblematisch. Allzu oft wird nationale Nabelschau betrieben, ohne die Zusammenhänge dieses gesamtbalkanischen Volksglaubens zu berücksichtigen, und fehlende Übersetzungen in die Wissenschaftssprachen Mittel- und Westeuropas erschweren den Zugang für viele Interessierte ganz erheblich, machen ihn sogar unmöglich.
Die vorliegende Arbeit des Bonner Historikers und Balkanologen Peter Mario Kreuter legt den Schwerpunkt ausdrücklich auf den Volksglauben an den Vampir. Im Zentrum steht der todbringende Wiedergänger Südosteuropas und seine Stellung im Glauben der Menschen. Unter Einarbeitung der südosteuropäischen Spezialliteratur und der Traktatliteratur des 18. Jahrhunderts untersucht er den Vampirglauben in Hinblick auf die Fragen nach seiner Genese, nach seiner Bedeutung und nach seinen Funktionen für die Gesellschaften der Balkanvölker. Dabei wird das historische Umfeld des Osmanischen Reiches ebensowenig außer Acht gelassen wie eine Erörterung der Stellung von Sterben, Tod und Jenseits im religiösen Kontext Südosteuropas. Ein weiterer Vorzug der Arbeit ist die bewußte Ausarbeitung und Abgrenzung der Vampirgestalt von verwandten Monstern und Dämonen. Vor allem aber ist die Studie komparatistisch angelegt und nimmt ausdrücklich Bezug auf die Arbeiten von Religionswissenschaftlern, Orientalisten, Linguisten, Medizinern, Theologen und Anthropologen.

Inhalt

Vorwort
I. Einleitung: Warum dieses Thema?
II. Vampir – Versuch einer Definition

II.1. Erster Definitionsversuch und Abgrenzung von verwandten Erscheinungen
II.2. Der Vampir: Wesen, Entstehung, Abwehr, Vernichtung
II.3. Andere Gestalten des Volksglaubens: Mora, Navi, Dämon, Geister, Hexe, Zauberer
II.4. Vampir und Werwolf
II.5. Voodoo und Zombi – ein Vergleichsansatz
II.6. Etymologische Betrachtungen zum Begriff Vampir
II.7. Vlad Tepes – Karriere eines Fürsten
III.  Kritik der bislang aufgestellten Theorien über den Vampirglauben
III.1. Der Vampirdiskurs im 18. Jahrhundert: Die ersten Theorien
III.2. Tollwut, Milzbrand und Porphyrie: Krankheit und Vampirglaube
III.3. Blut, Sex und Tod – Der Vampir und die Psychologie
III.4. Vampirglaube und Hexenverfolgung
IV. Religionsgeschichtliche Fragestellungen
IV.1. Die religiöse Situation vor der Ankunft des Christentums
IV.2. Die Christianisierung Südosteuropas
IV.3. Christentum in Südosteuropa: Mystik und Häresie
V. Der Einbruch des Islam und die Entstehung des Osmanischen Reiches
V.1. Der Einfluß des Islam bis zur Schlacht von Ankara (1402)
V.2. Die Konsolidierung des Osmanischen Reiches und das Ende von Byzanz
V.3. Die Struktur des Osmanischen Reiches und ihre Folgen für Südosteuropa
V.4. Die Frage nach der Toleranz des Islam bzw. des Osmanischen Reiches
VI. Die einzelnen Elemente des Vampirglaubens
VI.1. Totenkult und Beerdigungsbräuche: Kompensation für ein fehlendes Sakrament
VI.2. Die Abwehr des Vampirs: Einigkeit macht stark!
VI.3. Die Vernichtung des Vampirs: Die Wiederherstellung der Ordnung
VI.4. Wahrnehmungsgeschichtliche Aspekte des Vampirglaubens
VI.5. Blut und Blutgenuß: Der Vampirglaube als besondere Variante des Blutmythos
VII. Die Funktionen des Vampirglaubens in der Volkskultur
VII.1. ‘Rites de passages’, Transzendenz und die ‚andere Welt’
VII.2. Der Vampirglaube als Erklärung für das Schicksal der ‘Anomalen’
VII.3. Der Vampirglaube als stabilisierendes Element der Gemeinschaft
VIII. Der Vampir in Literatur, Musical und auf CD-ROM
IX. Zusammenfassung der Ergebnisse
X. Bibliographie

X.1. Quellen und Primärliteratur
X.2. Sekundärliteratur: Monographien und Artikel
X.3. Sekundärliteratur: Atlanten, Lexika und Wörterbücher
X.4. Sekundärliteratur: Graue Literatur und Medien
XI. Register