Urtel, Hermann / Flachskampf, Ludwig / Wandruszka, Mario: Drei Studien zur Körpersprache der
Romanen (Körper ♦ Zeichen ♦ Kultur 7) ISBN 3-89693-251-9 (10/2001) 205 Seiten, 22,7 x 15,3 cm, 15 Abb., Kt., EUR 28,00
Daß die Körpersprache ein signifikantes System ist, ohne das menschliche Kommunikation
kaum funktionieren würde, ist seit der Antike bekannt. Ebenso ist seit dieser Zeit die Vorstellung verbreitet, daß der körperliche Ausdruck ein universell verständliches Zeichensystem ist, das keiner weiteren
kulturellen Kodierung unterliegt. Vorstellungen dieser Art sind seit der Romantik und dann wieder im 20. Jahrhundert von den Theoretikern der Pantomime vorgebracht worden. Tatsächlich jedoch hatte sich die
Körpersprache bereits als ein kulturell kodiertes Zeichensystem erwiesen, das Gegenstand von Interpretationen und damit auch von Mißverständnissen ist. Für das Bemühen um ein Verständnis fremder Kulturen
implizierte dies vor allem, daß nicht nur die fremde Sprache, sondern auch die fremden Zeichen der körperlichen Kommunikation beschrieben und erlernt werden können. Dies war eine Einsicht der Neuphilologie, seit sie
im Ausklang der Romantik immer deutlicher als eine allgemeine Wissenschaft von den Systemen verstanden wurde, mit denen die Menschen Gedanken ausdrücken können. Der Einsicht in die kulturelle und historische
Kodiertheit der Körpersprache folgend legten mit den hier versammelten Studien zur Körpersprache der romanischen Völker drei deutsche Romanisten bzw. Ethnologen des 20. Jahrhunderts ihre Bemühungen zu einer
Beschreibung und zu einem umfassenden Verständnis des Körperverhaltens in unseren romanischen Nachbarkulturen vor. Diese Studien stellen, insbesondere hinsichtlich der von ihnen erfaßten Phänomene, bis auf den
heutigen Tag nicht überholte Beiträge zum Verständnis der romanischen Kulturen in ihren vielleicht charakteristischsten Artikulationen, ihrer geradezu sprichwörtlich reichen Gestikulation dar.
Inhalt
Einleitung Reinhard Krüger: Der Romanist als Ethnologe – Grundzüge der Erforschung der
Körpersprache aus romanistischer Perspektive 1. Das Erbe des 19. Jahrhunderts: de Jorio, Darwin und Mallery 2. Romanistische Studien zur Körpersprache von den 1920er bis zu den 1950er Jahren 3. Der
ethnologische Paradigmenwechsel in den neusprachlichen Philologien 4. Hermann Urtel: Der Linguist als Ethnologe 5. Das Handbuch der deutschen Volkskunde: Gestenforschung als Legitimations-‚wissenschaft‘
für den Hitler-Gruß 6. Ludwig Flachskampfs Studie zur spanischen Körpersprache zwischen Stilstudie und Rassenkunde 7. Mario Wandruszka: von der wiedererlangten Ehre romanistischer Forschung 8. Editorische
Notiz Hermann Urtel: Zur portugiesischen Gebärdensprache I. Übersicht II. Einleitung III. Affektive und demonstrative Gebärden 1. Kopfnicken 2. Kopfschütteln 3. Handschütteln 4.
Heranwinken 5. Gemach 6. Ruhe 7. Achtung, Betrüger 8. Zwinkern: Liebe, Kartenspiel 9. Geschlossene Füße 10. Getrampel 11. Händeklatschen 12. Mützenwerfen 13. Fingerlutschen 14.
Ellenbogenschmerz 15. Erledigt, futsch 16. Entflohen – Schnippchen 17. Handstreichen 18. Kein Geld (Eselbohren) 19. Dumm, einfältig 20. Hübsch 21. Wert (d’aqui) 22. Zungeschnalzen
(d’estalo) 23. Drei Pfiffe, 24. “muito bem” IV. Spottgebärden 25. Achselzucken 26. Vorgeschobene Unterlippe 27. Pusten 28. Spott (Zerreiben) 29. Nase platt
drücken 30. Ausspucken V. Offensive Gebärden 31. Elf Buchstaben 32. Hintern deuten 33. Faust (penis) VI. Schmutzgebärden 34. armas de São Francisco 35. figa (Feige) 36. Vorgestreckte Hand 37. Schwurhand 38. Daumenküssen 39. Kreuzschlagen 40. Gliederkreuzen beim Gebet 41. Bart berühren
Nachtrag über die figa Ludwig Flachskampf: Spanische Gebärdensprache 1. Einleitung Einteilung der Gebärden 2. Unterstreichende Bewegungen während der öffentlichen Rede a.
Yo tengo por seguro que b. Bekräftigung und Präzision c. Cosa de alta importancia d. Beeinflussung e. Einräumung f. Negierung g. “Está aceptable ...” h. “lo que es yo
...” i. “de vez en cuando ...” j. “esto y lo otro y lo demás allá ...” k. “... y aún mas.” l. desarrollar und continuamente m. al revés, (tras)trocado n.
Eine andalusische Auskunft o. aquí p. charretera q. “Un objeto así de largo y así de ancho.” 3. Gebärden des Affekts 4. Verwunderung und Bewunderung a. abrir tanto ojo b.
¡jatiza (in Südamerika: ¡ajajá), qué barbaridad! c. ¡Qué bonito! ¡Está estupendo, jamón, cañón! (¡una muchacha – así!) d. ¡mucho, mucho, mucho! e. ¡de prisa! f. ¡Ya lo mató! ¡Ya lo ha matado! g.
¡Ahora sí que caigo en la cuenta! 5. Beifall und Tadel 6. Aufforderungen a. ¡Venga V. acá! b. ¡Pst, ven aca! c. ¡Mozo! ¡Sereno (=¡Pepe!)! d. ¡Pues cuando V. quiera! e. ¡Silencio! f.
Cerilla g. Cigarillo h. Cuchillo i. Comer j. Beber 7. Enttäuschung a. ¡Pues naa! b. ¡Pchss! c. Encogimiento de hombros 8. Spott, Selbstverspottung, Beleidigung a. ¡Una
monada! b. Brüder, Freunde, Liebende c. ¡Cuánto pico tiene V.! d. ¡Tiene la lengua muy larga! e. ¡Dormilón! f. ¡Hay que pegarle en el codo para que se le abra la mano! g. ¡Anda, bobo! h. ¡Cabeza
toc-toc! ¡Tiena la mollera tan dura como esta madera! i. ¡Tonto!- ¡loco! j. ¡Asno, borrico! k. Estar pez l. ¡Estoy a dos velas! m. ¡Ni tanto así! n. ¡Ni pio! o. Lo negro de la uña p. ¡Ni
eso! 9. Offensive Spottgebärden a. ¡Rabia! ¡Envidia! b. Piojos c. ¡Nada! d. ¡Pues nada – te has quedado a la luna de Valencia! e. ¡Pues adiós! f. ¡Ojo!
10. Abwehr und Verneinung a. ¡No, no, no! b. ¡Cruz y raya! c. ¡Y se acabó! d. ¡Que vergüenza! e. ¡Jamás! f. ¡Yo no tengo nada que ver con eso! 11. Magische und obszöne Gesten a.
Das Kreuz b. El corte de mangas c. Puñeta d. La higa e. Cojonudo f. “Marica” g. Cornudo, cuclillo h. “¡A ti, mujer ...!” 12. Rückschau Mario Wandruzska:
Haltung und Gebärde der Romanen Vorwort I. la contenance II. il contegno und el continente III. le maintien und le port IV. l’atto und l’attitudine V. la posture und la
pose VI. le geste VII. l’allure und la démarche VIII. l’air IX. la maniére X. la gravité und la grâce XI Schlußwort Anhang
A Max Quedenfeldt: Verständigung durch Zeichen und das Gebärdenspiel bei den Marokkanern Anhang B Werner Beinhauer: Spanische Umgangssprache – die affektische Ausdrucksweise Anhang
C Abbildungen aus Andrea de Jorio: La mimica degi antichi investigata nel gestire napoletano Anhang D Abbildungen aus Charles Darwin: The Expression of Emotions in Man and Animals
Anhang E Abbildungen aus Garrick Mallery: Sign Language among North American Indians Anhang F Abbildungen aus Wilhelm Wundt: Völkerpsychologie Anhang G
Abbildungen aus Hermann Urtel: Beiträge zur portugiesischen Volkskunde Anhang H Abbildungen aus Ludwig Flachskampf: Spanische Gebärdensprache Register
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