Home
 
Reihe
 
Pädagogik
 
Kulturwiss.
 
Psychologie
 

 
Körper ♦ Zeichen ♦ Kultur
Body ♦ Sign ♦ Culture

Herausgegeben von
Hartwig Kalverkämper, Reinhard Krüger, Roland Posner

 

Zöller, Dietmar: Autismus und Körpersprache. Störungen der Signalverarbeitung zwischen Kopf und Körper
(
Körper Zeichen Kultur 6)
ISBN 3-89693-250-0 (04/2001)
210 Seiten, 22,7 x 15,3 cm, 40 Abb., Kt., EUR 24,80

Man stelle sich vor, man möchte ein A schreiben, habe eine klare Vorstellung davon, wie ein A aussieht, habe auch klare Vorstellungen, wenigstens kann man sie rekonstruieren und erinnern, welche Bewegungen man durchzuführen hat, um ein A auf das Blatt Papier zu schreiben. Doch die Hand tut nicht das, was man will. Dagegen spielt der eigene Körper völlig unwillentlich verrückt, weil gerade die Wetterlage ungünstig ist.
So etwa geht es Dietmar Zöller. Seine Wahrnehmungen und folglich seine Handlungen sind infolge einer autistischen Behinderung gestört. Entsprechend stellt Dietmar Zöller seine eigene Lage dar:
“Daß das, was ich sah, hörte und roch, nicht die Realität sein konnte, merkte ich nach und nach. Ich lernte, mit dem Chaos zu leben und schaffte mir in meinen Gedanken eine Gegenwelt, in der es sich leben ließ.”
“Mein autistisches Verhalten ist die Folge einer Hirnschädigung, die im frühen Säuglingsstadium mein Gehirn behinderte und eine normale Entwicklung unmöglich machte. Störungen der Verarbeitung von Wahrnehmungen in allen Sinnesbereichen haben meine Entwicklung blockiert und machen mein Leben auch noch heute zu einem täglichen Kampf.”
Zöller hat bereits zwei Bücher über seine Behinderung vorgelegt. Mit dieser neuen Untersuchung führt er erstmals im Rahmen einer wissenschaftlichen Darstellung die genaue Beschreibung und Beobachtung der Fehlfunktionen und der spezifischen Leistungen seines Körpers durch. Es gelingen ihm dabei Einsichten in die Funktionen des Körpers und dessen Steuerung, die einem Nichtbehinderten praktisch unmöglich sind und einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Steuerung des Körpers und seiner Artikulation darstellen.

[Zum Thema Autismus siehe auch die Reihe AUTISMUS]

Inhalt

Editorische Notiz
Reinhard Krüger: Ein Kampf zwischen Kopf und Körper
Vorwort
Einleitung: Der Verfasser über sich
I. Der Körper, losgelöst vom Willen, tut, was er will – Verhaltensstörungen
1.1. Aufgefallen
1.2. Atmosphärische Einflüsse
1.3. Wie andere Menschen mich erleben konnten
1.4. Über Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen wie ich
II. Der Körper reagiert nicht, wie er soll – Handlungsstörungen
2.1. Handlungsstörungen im Kindesalter
2.2. Handlungsstörungen im Erwachsenenalter. Versuch, den gestörten Handlungsablauf in einer Skizze darzustellen
2.3. Ein Beispiel für Erfahrungen mit ”gestütztem Handeln”: Wie ich mit Unterstützung mein Bad putzen kann
2.4. Wie unterschiedlich die Motivation zu beurteilen ist. Grafische Darstellung des Handlungsablaufes
2.5. “Das Netz erinnerbaren Handelns”
2.6. Wissenschaftliche Erklärungen für meine Handlungsstörungen
2.7. Über Handlungsstörungen in anderen autobiografischen Berichten – Veronika Thelen, Lutz Bayer, Eva, Donna Williams
2.8. Es fehlt die Routine
2.9. Über Willkürmotorik
2.10. Aus einer englischsprachigen Veröffentlichung
III. Das Sehen
3.1. Das Sehen lernen
3.2. Tagebuchnotizen über Probleme mit der visuellen Wahrnehmung
3.3. Berichte über visuelle Verzerrungen in anderen autobiografischen Texten
3.4. Über das Farbensehen
3.5. Sehen und unterscheiden können
3.6. Über die Orientierung im Raum
3.7. Erfahrungen bei Dunkelheit und bei extremer Helligkeit
3.8. Über den Blickkontakt
3.9. Wann und wie ich bemerkte, dass das, was ich sah, nicht die Realität war
3.10. Wie ich erkennen lernte, was Menschen mit ihrem Körper ausdrücken
IV. Das Hören
4.1. Erfahrungen mit dem akustischen Chaos
4.2. Berichte über das Hören aus anderen autobiografischen Texten
4.3. Erfahrungen während eines Hörtrainings
4.4. Was mir das Hörtraining gebracht hat
V. Geruchs- und Geschmacksempfindungen
VI. Die Haut und die taktile Wahrnehmung
6.1. Meine Haut
6.2. Meine Erfahrungen mit der taktilen Wahrnehmung
VII. Kälte- und Wärmeempfindungen
VIII. Schmerzempfinden
IX. Das Zusammenspiel der Sinne
X. Das ”gestörte” Körpergefühl
10.1. Fehlt mir der ”6. Sinn”?
10.2. Meine Probleme mit dem ”eingeschränkten” Körpergefühl
10.3. Beispiele aus anderen autobiografischen Berichten
10.4. Zur ‘Unperson’ werden
10.5. Den Körper entdecken durch Feldenkrais-Arbeit und Kinästhetik
10.6. Über die Feldenkrais-Arbeit mit Dietmar Zöller (Von Hermann Klein)
10.7. Über das Gleichgewicht
10.8. Probleme mit den Ausscheidungen
XI. Wie ich als Erwachsener mit den mannigfachen Störungen in der Wahrnehmungsverarbeitung umgehe
XII. Von der Wahrnehmung zum Ausdruck durch Bilder
12.1. Gestütztes Malen
12.2. Selbstbildnisse
12.3. Bilder von Menschen, die Besonderheiten der Wahrnehmung widerspiegeln
12.4. Etwas durch symbolische Darstellung ausdrücken
12.5. Wahrnehmung und Darstellung von Körpersprache
12.6. Gesichter malen
12.7. Wie sich die Beschäftigung mit Zukunft und Vergangenheit beim Malen Ausdruck verschafft
12.8. Bilder und Zeichnungen autistisch Behinderter (Von Dorothea Schwaab†)
XIII. Wenn der Körper nicht die richtige Ausdrucksmöglichkeit findet
13.1. Das eigene Verhalten beobachten und beschreiben
13.2. Wie nehmen Menschen Beziehungen auf?
13.3. Missverständnisse vorprogrammiert
13.4. Sexualität
13.5. Asexualität
13.6. Die eingeschränkte Freiheit
XIV. Sprachverständnis und Sprechen
14.1. Sprachverständnis
14.2. Das frühe Lesen
14.3. Das Sprechen
XV. Das Schreiben
15.1. Schreiben mit der Hand
15.2. Schreiben am Computer
15.3. “Verloren habe ich den Kampf” – Ein Nachweis, dass Dietmar mit sieben Jahren Eigenes schrieb (Von Marlies Zöller)
XVI. Die Gestützte Kommunikation – Facilitated Communication
16.1. Wie ich von der Gestützten Kommunikation erfuhr. Briefwechsel mit Annegret Schubert
16.2. Einführung in die Gestützte Kommunikation
16.2.1. Was ist Gestützte Kommunikation? (Von Annegret Schubert)
16.2.2. Gestützte Kommunikation verändert Leben (Von Annegret Schubert)
16.2.3. Emotionale Äußerungen und Gestützte Kommunikation (Von Annegret Schubert)
16.3. Zur Auseinandersetzung über Gestützte Kommunikation in englischsprachigen Veröffentlichungen, ausgewählt, übersetzt und kommentiert von Dietmar Zöller
16.3.1. Kommunikation über das Schreiben gab es schon, bevor der Begriff Facilitated Communication geprägt wurde (Rimland)
16.3.2. Gespräch mit D. Biklen über Facilitated Communication
16.3.3. Fragen zur Gestützten Kommunikation und zum Autismus (von Margot Prior und Robert Cummins)
16.3.4. Über Douglas Biklens Stellungnahme zum Aufsatz von Cummins und Prior
16.3.5. FC – Kritik und kein Ende
16.4. FC-Schreiber machen sich Gedanken, warum sie beim Schreiben gestützt werden müssen
16.5. Probleme bei der Wiedergabe von tatsächlichem Geschehen
16.6. Donna Williams über die Schwierigkeit, sich zweier Dinge gleichzeitig bewusst zu sein
16.7. Wie ernst sind FC-Berichte über sexuellen Missbrauch zu nehmen?
Literaturverzeichnis
Nachwort
Brita Schirmer: Zur Methode der Gestützten Kommunikation