Wanning, Frank / Wortmann, Anke (Hrsg.): Gefährliche Verbindungen. Verführung und Literatur (Körper ♦ Zeichen ♦ Kultur 5) ISBN 3-89693-249-7 (04/2001) 284 Seiten, 22,7 x 15,3 cm, Kt., EUR 37,00
In diesem Band wird gezeigt, welche Formen das scheinbar universelle Motiv der Verführung unter unterschiedlichen historischen
Bedingungen in der Romania annimmt. Die Mehrzahl der Beiträge setzt sich mit dem Thema “Verführung” am Beispiel französischer Literatur auseinander, aber auch die frankophone Literatur der Karibik,
brasilianische, portugiesische, spanische und italienische Literatur werden aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Der zeitliche Rahmen der untersuchten Werke erstreckt sich vom Mittelalter bis zur
Gegenwart. Innerhalb dieses umfassenden Gegenstandbereichs lassen sich grundsätzlich zwei Fragestellungen unterscheiden: zum einen wird Verführung als literarisches Motiv (Verführung in Literatur), zum anderen als
literarische Funktion (Verführung durch Literatur) aufgefaßt. Der mit Abstand größte Teil der vorliegenden Untersuchungen wird von dem ersten Aspekt geleitet. Trotz der methodischen und inhaltlichen
Heterogenität, die zu der schon geographisch wie historisch weiten Spanne hinzukommt, kristallisieren sich einige thematische Schwerpunkte heraus. Sie betreffen eine mögliche Typologie des Verführers bzw. der
Verführerin sowie des Verführungsgeschehens und die Problematik der Verführung in der Moderne.
Inhalt
Frank Wanning/Anke Wortmann: Einleitung Christiane Maaß: Der verführte Verführer und die Macht des Blicks: El Libro dell’Amore von Marsilio Ficino Beate Appelt: Vom Sieg der Liebe über die Lust: Überlegungen zum Motiv des lüsternen Alten in den Komödien Molières Gabriele Vickermann: Erzählen als Verführung und um ‚Verführung‘ herum. Zu Marivaux‘ Le Paysan parvenu und seinem juristischen Hintergrund Michel Delon: La marquise de Merteuil, libertine ou libertin? Frank Wanning: Die domestizierte Verlockung. Zur narrativen Rechtfertigung des Verführungsmotivs in der aufklärerischen Epik Evelyn Bukowski: Akustischer Voyeurismus. Sexualität und Verführung in Maupassants Boule de suif Gisela Febel: Die kalte Verführung – Zwei Typen des Verführers im 19. Jahrhundert bei Sören Kierkegaard und Guy de Maupassant Sabine Schlickers: Kunst der Verführung oder leichtes Spiel? Die Darstellung des Ehebruchs bei Eça de Queirós, Maupassant, Flaubert, Zola und Leopoldo Alas (‚Clarín‘) Constanze Baethge: Atavismen der Moderne? Die Verführung durch das Kloster im Fin de siècle Brigitte Sändig: Henry de Montherlant: Verführung à la coloniale Margot Brink: Die verführerische Liebe zur Wahrheit oder Wie rettet man Leben? Paul Valéry und Catherine Pozzi Sabine Schrader: Laideur und Verführungen. Jean Genet und Violette Leduc Natascha Ueckmann: Verführung zum Tod: Das Motiv der Geschwisterliebe bei Robert Musil und Marguerite Duras Martin Neumann: Jorge Amados Mulattin Gabriela: Die unwiderstehliche Verführung der Natürlichkeit Ute Fendler: Macht und Ohnmacht: Verführung und Gewalt in frankophonen karibischen Romanen Kathrin Glosch/Christophe Losfeld: Verführung im Reagenzglas – Emmanuèle Bernheim Carolin Fischer: Galeotto fu il libro ... Das Buch als Verführer in der Literatur. Grundstrukturen literarischer Verhaltensprägung und -manipulation Wilhelm Graeber: Das Motiv der Verführung und Pirandellos Theaterreform Ludger Scherer: Der verführte Leser. Anmerkungen zu Georges Perecs Roman “53 jours” Dietrich Scholler: Der Romananfang als Ort der Leserverführung
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