Ridder, Klaus / Langer, Otto (Hrsg.): Körperinszenierungen in mittelalterlicher Literatur. Kolloquium am Zentrum für
interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld (18. bis 20. März 1999) (Körper ♦ Zeichen ♦ Kultur 11) ISBN 3-89693-255-1 (06/2002)
414 Seiten, 22,7 x 15,3 cm, 27 Abb., Kt.
vergriffen
In literarischen Texten des Mittelalters begegnet ein Neben- und Ineinander verschiedener
Diskurse der Körperlichkeit. Die Aufsätze des Bandes stellen Körperbilder, die für bestimmte Texttypen und Traditionszusammenhänge charakteristisch sind, in ihren literarischen Voraussetzungen und dominanten
Erscheinungsformen in den Mittelpunkt. Der höfisch-schöne Körper, der häßlich-gelehrte Körper, der kranke Körper, der Körper des Heiligen, der mythisch-dämonische Körper und der grotesk-komische Körper kommen in den
Blick. Das Oszillieren der Körperbilder zwischen vehementer Aufwertung und ebenso radikaler Distanzierung des Leibes läßt sich in vielen Fällen nicht adäquat mit dem zeitgenössischen Modell des Leib-Seele-Dualismus
beschreiben. Der scheinbar ganzheitliche Körper zerfällt in mehrere (fragmentierte) Körper, die kulturellen und literarischen Konstruktionen des Körperlichen in unterschiedlichen Diskurszusammenhängen verpflichtet
sind. Ein modernes (Theorie-)Konzept, das die Gleichzeitigkeit und Verschränkung der unterschiedlichen Körper-Diskurse ausarbeitet, existiert bisher nicht. Der vorliegende Band will einer Geschichte der
literarischen Körperinszenierungen in interdisziplinärer Perspektive zu jener Aufmerksamkeit verhelfen, die dem Thema angemessen ist.
Inhalt
Vorwort Eröffnung Wolfgang HAUBRICHS: Habitus Corporis. Leiblichkeit als Problem einer
historischen Semantik des Mittelalters. Ein Beispiel physiognomischer Körperdarstellung in der Limburger Chronik Höfischer Roman Barbara HAUPT: Der schöne Körper in der höfischen Epik Klaus RIDDER:
Gelehrtheit und Häßlichkeit im höfischen Roman Tomas TOMASEK: Kranke Körper in der mittelhochdeutschen höfischen Literatur. Eine Skizze zur Krankheitsmotivik Claudia KONETZKE: triuwe und melancholia.
Ein neuer Annäherungsversuch an die Isolde-Weißhand-Episode des Tristan Gottfrieds von Straßburg Christiane ACKERMANN: “min lip reht als ein sumbe sweic” –
Ich ≠ Subjekt ≠ Körper. Zu Ulrichs von Liechtenstein Frauendienst Mystik und theologische Anthropologie Ingrid KASTEN: Körperlichkeit und Performanz in der Frauenmystik Otto LANGER: Die
übersinnlichen Sinne Klaus SCHREINER: “Brot der Tränen.” Emotionale Ausdrucksform monastischer Spiritualität Vision, Legende und geistliches Spiel Urban KÜSTERS: Auf den fleischernen
Tafeln des Herzens. Körpersignatur und Schrift in der Visionsliteratur des 13. und 14. Jahrhunderts Ulrich ERNST: Der Körper des Anderen. Zur Theatralik von ‘Heiligkeit’ in legendarischen Texten von
der Spätantike bis zur Frühen Neuzeit Hans-Jürgen BACHORSKI / Judith KLINGER: Körper-Fraktur und herrliche Marter. Zu mittelalterlichen Märtyrerlegenden Werner RÖCKE: Ostergelächter. Körpersprache und rituelle
Komik in Inszenierungen des risus paschalis Prosaroman Friedrich WOLFZETTEL: Der Körper der Fee. Melusine und der Trifunktionalismus Ulrich WYSS: Was bedeuten Körperzeichen? Über Melusines
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