Bredtmann, Hermann / Schiller, Friedrich / Lommatzsch, Erhard: Drei
Untersuchungen zur Körpersprache im französischen Mittelalter (Körper ♦ Zeichen ♦ Kultur 10) ISBN 3-89693-254-3
(12/2003)
287 Seiten, 22,7 x 15,3 cm, Kt., EUR 40,00
Die Anthropologie der Romantik ebenso wie die anthropologische Ausrichtung
der Neuphilologien im 19. Jahrhundert haben die Sicht auf eine Vielzahl von kulturellen Phänomenen freigelegt. Nicht nur die Sprachen wurden in diachroner und synchroner Hinsicht erfaßt und ihre historischen Quellen
vor allem in den zahlreichen Texteditionen gesichert, die als ein Ergebnis der romantischen Mittelaltersichtung zu verstehen sind. Daneben überlebten Impulse zu einer ganzheitlichen Erfassung der
jeweiligen Zielkultur, Impulse, die wenigstens bis auf Giambattista Vicos Scienza nuova und sein Projekt eines Wörterbuches aller mentalen Konzepte aller Völker und aller Zeiten zurückgeführt werden können. Dies betrifft vor allem auch die Körpersprache, Gestik und Mimik, die seit dem beginnenden 19. Jahrhundert wieder ein vermehrtes Interesse der Forschung verspüren konnten. Doch nicht nur traditionelle Positionen der älteren Kulturwissenschaft und Anthropologie geben ihre Impulse an die Philologien im 19. Jahrhundert ab. Es kommen die Anregungen hinzu, die seit 1872 von Charles Darwins The
Expression of the Emotions in Men and Animals in alle Richtungen ausgegangen sind. Insbesondere die deutsche Romanistik, vor allem jene, die unter dem Einfluß Adolf Toblers stand, hat sich seit Darwin vermehrt Fragen der Körpersprache zugewandt und es sind eine Reihe von einschlägigen Dissertationen entstanden. Mit diesem Band werden Arbeiten von drei Romanisten des ausgehenden 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts erstmals neu herausgegeben, darunter die bis heute nur partiell veröffentlichte Dissertationsschrift von Eduard Lommatzsch. Alle befassen sich mit dem Thema der Körpersprache im französischen Mittelalter, und zwar so, wie sie sich nach dem Befund der altfranzösischen Literatur darstellt. Alle diese Schriften sind reiche Quelle für neuere Untersuchungen und stellen zugleich eine Herausforderung an eine moderne Philologie dar, die sich den Möglichkeiten einer kulturgeschichtlichen und literaturanthropologischen Fragestellung nicht verschließt.
Inhalt
Reinhard Krüger Einleitung: Die ganze Kultur als Gegenstand
der Philologie betrachten: Anthropologische Ansätze in den Neuphilologien und Studien zur Körpersprache in der deutschen Romanistik an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert 1. Körpersprache als
kulturgeschichtlicher und philologischer Forschungsgegenstand 2. Frühere Tendenzen zur Entkörperlichung der Anthropologie 3. Kant und die Vertreibung des Körpers aus der Anthropologie 4. Friedrich Schiller
über die thierische und die geistige Natur des Menschen (1778) 5. Darwins Einfluß auf die Anthropologie 6. Nietzsches körper-orientierte philosophische Anthropologie 7. Die Romanistik im Lichte der
anthropologischen Konzepte Darwins und Nietzsches 8. Gestik und Inszenierung von Kommunikation in der Chanson de Roland 9. Die ersten romanistischen Studien zur Körpersprache 10. Bredtmanns
Erforschung dargestellter Körpersprache im altfranzösischen Kunstepos 11. F. Schillers Untersuchung des Grüßens und der Grußgesten im Altfranzösischen 12. Erhard Lommatzsch und das System der Gebärden im
französischen Mittelalter
Hermann Bredtmann Der sprachliche Ausdruck einiger der
geläufigsten Gesten im Altfranzösischen Karlsepos Vorwort A.
Redensarten, welche das “Senken des Kopfes” ausdrücken I. Le chief II. La teste III. Le menton IV. La chiere V Le visage VI. Le vis VII. Le nés, le nasal VIII. Le front IX. Wendungen, welche das “Kopfsenken” nur durch ein Verbum ausdrücken
B. Redensarten, welche das“Erheben des Kopfes” ausdrücken I. Le chief II. La teste III. La hure IV. Le menton V. La chiere VI. Le front VII. Le vis C.
Redensarten, welche das “Schütteln des Kopfes” ausdrücken I. Le chief II. La teste III. La chiere 1) Als Zeichen des Zweifels, der Verneinung 2) Als Zeichen der Zustimung, der Bejahung Einige Bemerkungen über den Einfluss von Metrum und Assonanz auf unsere Redensarten Anhang Bibliographie
Friedrich Schiller Das Grüssen im Altfranzösischen
Einleitung I. Begrüssungen innerhalb der Familie II.
Begrüssungen im äusseren Verkehr 1) Begrüssungen der Niederen den Höheren gegenüber 2) Begrüssungen der Höheren gegenüber den Niederen 3) Begrüssungen der dem Range nach Gleichstehenden unter einander
III. Begrüßungen Unbekannter 1.) Die Begrüssung der Gäste 2) Die Begrüssung der Damen von Seiten der Ritter 3) Der allgemeine Gebrauch bei Begrüssungen und Bewillkommungen IV.
[Anreden] 1) Anreden von Familienmitgliedern 2) Anreden der Höheren an die Rangeniedren 3) Anreden von Ranggleichen 4) Anreden der Höhere gegenüber Niederen V. Der Abschied Bibliographie
Erhard Lommatzsch System der Gebärden. Dargestellt auf
Grund der mittelalterlichen Literatur Frankreichs Vorrede Literaturverzeichnis I. Teil:
Der Ausdruck der Gemütsbewegungen I. Kapitel: Ruhe, Trägheit; Meditation, Verlegenheit, Scham; Eitelkeit, Stolz, Trotz Darstellung von Trauer und Schmerz in der altfranzösischen Literatur (1910-1922)
Deiktische Elemente im Altfranzösischen (I) (1924) Deiktische Elemente im Altfranzösischen (II) (1924)
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