Reeg, Gottfried / Schubert, Martin J. (Hrsg.): Edieren in der elektronischen Ära
(InformationsTechnologie Und Geisteswissenschaften, Band 1) ISBN 3-89693-408-2 (09/2004) 185 Seiten, 22,7 x 15,3 cm, 32 Abb., Ebr., EUR
22,00 Die Spannbreite der vorgestellten Projekte reicht von
hebräisch esoterischen Schriften über Rechtstexte des 15. Jahrhunderts (Wieland Carls) bis zum frühneuzeitlichen Universalgelehrten Wilhelm Schickard (Friedrich Seck). Den Zusammenhang von Transkription und
Textkonstitution behandelt Bill Rebiger im Kontext der Judaistik. Die Grenzen der Automatisierung erkundet der Beitrag von Arnold Otto, welcher anhand einer Edition spätmittelalterlicher Erbauungsgedichte
demonstriert, bis zu welchem Punkt die Herstellung von Apparateinträgen der Datenverarbeitung übertragen werden kann. Auf Chancen und Schwierigkeiten bei der Benutzung von elektronischen Editionen zur Bearbeitung
der Werke Joachims von Fiore weist Julia Eva Wannenmacher hin. Wie philologische Materialien in eine Datenbank inkorporiert und im Netz präsentiert werden können, demonstriert Robert Charlier anhand des
Goethe-Wörterbuchs. Probleme der Erfassung und Verarbeitung behandelt Michael Stolz bei der Vorstellung des Basler Parzival-Projekts. Beim computergestützten Kollationieren muss dabei unterschieden werden
zwischen elektronisch verarbeitbaren (graphematischen, orthographischen) Varianzen und solchen, die bislang nur vom Menschen bearbeitet werden können (dialektale Varianzen usw.). Hier wie in weiteren Beiträgen wird
die Bedeutung präzise definierter Filterregeln angeführt, welche regelmäßige Varianzen beschreiben und damit programmierbar machen. Die auf CD vorgesehene Publikation, die Digitalisate von Handschriften,
Transkriptionen und kritische Texte miteinander verlinken soll, findet Entsprechungen in zwei Internet-Projekten: dem von Martin J. Schubert vorgestellten elektronischen Handschriftenzentrum auf Grundlage der in der Reihe ‘Deutsche Texte des Mittelalters’ edierten Texte und dem von Andrea Rapp und Johannes Fournier präsentierten Projekt, das
den historischen Buchbestand der Trierer Klosterbibliotheken St. Matthias und St. Maximin digital rekonstruieren soll. Gegenüber den bisherigen Netzpräsentationen mittelalterlicher Handschriften und Texte bieten
diese Formen den Transkriptionstext und machen so editorische Entscheidungen durchsichtig sowie handschriftengetreue Umschriften durchsuchbar. Der Nutzen einer solchen Bereitstellung wird unmittelbar deutlich im
Beitrag von Harald Völker, der an einem Korpus altfranzösischer Urkunden eine differenzierte Datenerfassung, die selbst grammatische Zusammenhänge markiert, als wichtige Arbeitsgrundlage für die historische
Varietätenlinguistik nachweist. Fragen der synoptischen Gestaltung von Texten und ihrer maschinellen Umsetzbarkeit geht Gottfried Reeg in seinem Artikel nach. Differenziert werden die Vorzüge von dauerhaften
Buchausgaben einerseits und elektronisch auswertbaren Materialien andererseits abgewägt – wie auch Fragen der idealen Datengestalt, also der höchstmöglichen Auszeichnung, und der Pragmatik einer zügig
erreichbaren Basiskodierung. Die Autoren, die aus unterschiedlichen Fächern der Geisteswissenschaften kommen, sind an Editionsprojekten maßgebend beteiligt und berichten aus dem reichen Schatz ihrer Erfahrungen.
Inhalt Grußwort (Manfred Koltes) Vorwort Programm WIELAND CARLS: Tustep und der »Rechte Weg« ROBERT CHARLIER: Goethe-Lexikographie im Internet – Aspekte prospektiver
Digitalisierung JOHANNES FOURNIER / ANDREA RAPP: Zur virtuellen Rekonstruktion mittelalterlicher Wissensbestände – Inhaltliche, methodische und technische Aspekte eines digitalen
Handschriftenarchivs ARNOLD OTTO: Apparateinträge und Datenbanksätze in einer Edition spätmittelalterlicher Erbauungsgedichte – Vor- und Nachteile der Automatisierung BILL REBIGER: Zwischen Transkription
und Konstituierung des Textes – Editionen am Institut für Judaistik der FU Berlin MARTIN J. SCHUBERT: Der Bildschirmphilologe – Anforderungen an elektronische Editionsformen aus mediävistischer
Sicht FRIEDRICH SECK: Die Edition von Wilhelm Schickards Briefwechsel – Technische Aspekte der Herstellung MICHAEL STOLZ: Computergestütztes Kollationieren – Ein Werkstattbericht aus dem Basler
Parzival-Projekt HARALD VÖLKER: Zwischen Textedition und historischer Varietätenlinguistik – Tustep-unterstützte hypertextuelle Strukturen zur Analyse rekontextualisierter Texte JULIA EVA WANNENMACHER:
Exegese und (elektronische) Zukunft – Zur Edition der Werke Joachims von Fiore († 1202) GOTTFRIED REEG: Überlegungen zum Erstellen von Synopsen
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