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Romanistik
 

 
Internationale Forschungen zur Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft
 
Herausgegeben von Alberto Martino
 

Romanoski, Christian: TACITUS EMBLEMATICUS. Diego de Saavedra Fajardo und seine „Empresas Políticas“
(IFAVL, Band 99)
ISBN 3-89693-460-0 (03/2006)
624 Seiten, 22 x 15 cm, 260 Abb., Kt., EUR 64,00
 
Im Jahre 1640 schließt Don Diego Saavedra Fajardo (1584-1648) in Wien sein Hauptwerk, die Idea de un príncipe politico-cristiano representada en cien empresas, besser bekannt als Empresas Políticas, ab. In ihm faßt er, auf dem Fundament seiner umfassenden Gelehrsamkeit, seine reichen politischen Erfahrungen, die er als Botschafter Spaniens in dieser spannungsgeladenen Epoche, deren weltgeschichtliche Ereignisse bis heute prägend wirken, sammeln konnte, als „Fürstenspiegel“ für den Kronprinzen Baltasar Carlos, zusammen. Dieses Werk, eine breit angelegte Darstellung barocken politischen Denkens, die sich der Emblemform bedient, ist Ausgangspunkt für das vorliegende Buch.
Es beschränkt sich jedoch nicht nur auf dessen analysierende und erläuternde Darstellung und bringt es so erstmalig auch dem nicht des Spanischen ausreichend mächtigen deutschsprachigen Leser nahe, sondern beschreibt und würdigt auch umfassend den Autor selbst, der, obwohl er lange Jahre seines Berufslebens u.a. in Bayern und Österreich verbrachte und zu einem der Klassiker des spanischen siglo de oro zu zählen ist, bislang im deutschen Sprachraum kaum theoretische Beachtung und Behandlung erfuhr. Wobei dies um so bedauerlicher ist, als die Lektüre dieses Autors nicht nur Einblicke in das geistige und politische Leben seiner Zeit vermittelt, sondern auch mit Einsichten von zeitloser Allgemeingültigkeit beeindruckt.
Die vorliegende Einführung in Inhalt und Voraussetzungen der Empresas Políticas bietet zudem eine Hinführung zum Hauptstrom des gegenreformatorischen Denkens des Politischen samt einer Beschreibung der politischen Diskussion im Spanien der Frühen Neuzeit.
Nicht zuletzt widmet sich das Buch dem in der wissenschaftlichen Bearbeitung fast gänzlich abwesenden Thema der barocken Emblematik. Einerseits durch Beschreibung der historischen Entwicklung derselben als Voraussetzung für die Entstehung der Empresas Políticas, als auch durch die Darstellung der 101 Embleme selbst, die dieses Werk konstituieren, ihre Kommentierung und den Vergleich mit verwandten Bilderfindungen.
In Summe also eine dem barocken Gegenstand entsprechende, „interdisziplinäre“ Darstellung eines bislang im deutschen Sprachraum sträflich vernachlässigten Autors in seinem politischen und (geistes)geschichtlichen Umfeld und einer typisch barocken, kunstvollen Ausdrucksform, der bis dato dieselbe Behandlung widerfuhr.

Inhalt
 
Vorwort der Herausgeberin (Cornelia Romanoski)
Al católico y piadoso lector ...
Weiße Pfauen ...
I. Der Autor: Don Diego de Saavedra Fajardo (1584-1648)
1. Kindheit, Jugend und Studien (1584-1610)
2. Die italienischen Jahre (1610-1633)
3. Mitteleuropäische Wanderjahre (1633-1643)
4. Pacificator orbis Christiani – Auf dem Kongreß zu Münster (1643-1645)
5. Ludibria mortis – Die letzten Jahre in Madrid (1646-1648)
6. Resümee: Ein katechontisches Leben
Zeittafel
II. Das Werk im Kontext: Idea de un príncipe político-cristiano, representada en cien empresas („Empresas políticas“)
1. Allgemeine Charakteristik des Buches
Exkurs über die Unterschiede zwischen den beiden Auflagen der „Empresas Políticas“
Die Zitate im Werk
Eine Empresa als Beispiel. Nr. 8: Prae oculis ira
2. Emblemliteratur des XVI. und XVII. Jahrhunderts
3. „A Dios por razón de estado“ – Spanien und die Staatsraison
Exkurs: Der spanische Ansatz. Moraltheologie statt Reichsraison
Schlußcorrolarium: Das Gewissen des Königs
4. Politik als Wissenschaft:  Álamos de Barrientos und der Tacitismus
Die ungerufenen Ratgeber: Exkurs über die Arbitristen
5. Die lauernde Revolution: Mariana und der Konstitutionalismus
III. Ut sciat regnare – Die politische Lehre Saavedra Fajardos
Einleitung
Das religiöse Fundament der Politik
Menschennatur, Tugenden und Laster
Politik als Wissenschaft
Die Prinzenerziehung und ihr Gegenteil
Der Fürst als Person
Bilanz: Glanz und Elend des Fürstenlebens
Der Staat, seine Form und die Gesetze
Die Gesellschaft und ihre Stände
Ökonomie und Besteuerung
Aufstieg und Fall der Herrschaften – neue Herrschaft
Die kluge Regierung
Der Fürst und seine Minister
Herrschaft und Sprache, disimulación und arcana imperii
Außenpolitik und Diplomatie
Krieg und Frieden
Das spanische Weltreich – Erwählungsglaube und Krisenbewußtsein
IV. Die Embleme: Don Diegos Kunst- und Wunderkammer
1. Hinc labor et virtus – Von der Wiege an zeigt sich der Wert
2. Ad omnia – Und wie auf eine tabula rasa kann die Kunst ihre Bilder malen
3. Robur et decus – Den Körper mit ehrbaren Übungen stärken und verschönern
4. Non solum armis – Und den Geist mit den Wissenschaften
5. Deleitando enseña – Die ihm mit sanftem Bemühen beigebracht werden
6. Politioribus ornantur litteris – Und geschmückt sind mit Gelehrsamkeit
7. Auget et minuit – Er erkenne die Dinge, so wie sie sind, ohne daß die Leidenschaften diese vergrößern oder verkleinern
8. Prae oculis ira – Weder soll der Zorn sich der Vernunft bemächtigen
9. Sui vindex – Noch der Neid ihn bewegen, der sich selbst rächt
10. Fama nocet – Und Frucht des Ruhmes und guten Rufes ist
11. Ex pulsu noscitur – Der Fürst sei vorsichtig in seinen Worten, durch die seine Wesensart erkannt wird
12. Excaecat candor – Mit der Wahrheit blende er die Lüge
13. Censurae patent – Und er sei davon überzeugt, daß seine Fehler dem Gerede ausgesetzt sein werden
14. Detrahit et decorat – Das er zur Kenntnis nehmen und verbessern möge
15. Dum luceam peream – Er achte den Ruf höher als das Leben
16. Purpura iuxta purpuram – Indem er seine Handlungen mit jenen seiner Vorgänger vergleicht
17. Alienis spoliis – Ohne sich mit ererbten Trophäen und Ruhm zufriedenzugeben
18. A Deo – Er anerkenne, daß das Szepter von Gott ist
19. Vicissim traditur – Und daß er es dem Nachfolger aushändigen muß
20. Fallax bonum – Wobei die Krone ein falsches Gut ist
21. Regit et corrigit – Er regiere und korrigiere mit dem Gesetz
22. Praesidia maiestatis – Mit Gerechtigkeit und Milde befestige er die Majestät
23. Pretium virtutis – Die Belohnung sei Preis des Wertes
24. Immobilis ad immobile numen – Er blicke stets zum Polarstern der wahren Religion
25. Hic tutior – Und lege in sie die Stärke und Sicherheit seiner Staaten
26. In hoc signo – Und die Hoffnung auf seine Siege
27. Specie religionis – Nicht in die falsche und scheinbare
28. Quae sint, quae fuerint, quae mox ventura trahantur – Er halte Rat mit den vergangenen, den gegenwärtigen und den zukünftigen Zeiten
29. Non semper tripodem – Und nicht mit den vereinzelten Fällen, die nicht wieder vorkommen werden
30. Fulcitur experientiis – Sondern mit der Erfahrung vieler, die die Weisheit stärken
31. Existimatione nixa – Diese werden ihn lehren, die Krone mit der Reputation zu stützen
32. Ne te quaesiveris extra – Nicht an der Vulgärmeinung zu hängen
33. Siempre el mismo – In beiderlei Lagen dasselbe Antlitz zu zeigen
34. Ferendum et sperandum – Zu leiden und zu hoffen
35. Interclusa respirat – Die Widrigkeiten in Glück zu wenden
36. In contraria ducet – Mit jedem Wind zu schiffen
37. Minimum eligendum – Von zwei Gefahren die geringere zu wählen
38. Con halago y con rigor – Er mache sich von allen geliebt und gefürchtet
39. Omnibus – Und sei ein offener Altar für ihre Bitten
40. Quae tribuunt tribuit – Er wäge die Freigiebigkeit mit dem Vermögen ab
41. Ne quid nimis – Er fliehe die Extreme
42. Omne tulit punctum – Indem er sie geschickt mischt
43. Vt sciat regnare – Um regieren zu können, wisse er undurchschaubar zu sein
44. Nec a quo nec ad quem – Ohne daß die Schritte seiner Entschlüsse entdeckt würden
45. Non maiestate securus – Und ohne sich im Glauben an die Majestät in Sicherheit zu wiegen
46. Fallimur opinione – Er erkenne die Täuschungen der Vorstellung
47. Et iuvisse nocet – Die, die sich unter dem Schein der Tugend einschleichen
48. Sub luce lues – Oder durch Schmeicheln und Liebedienerei
49. Lumine solis – Er gebe seinen Ministern seine Autorität nur geborgt
50. Iovi et fulmini – Indem er sie sowohl seiner Mißgunst als auch seiner Gnade unterworfen hält
51. Fide et diffide – Das Vertrauen immer mit Augen
52. Más que en la Tierra nocivo – Denn die schlechten Minister sind in hohen Positionen noch schädlicher
53. Custodiunt non carpunt – In diesen praktizieren sie ihre Habsucht
54. A se pendet – Und möchten eher von sich selbst abhängen als vom Fürsten
55. His praevide et provide – Die Ratgeber sind die Augen des Szepters
56. Qui a secretis ab omnibus – Und die Sekretäre der Zirkel des Fürsten
57. Uni reddatur – Die einen wie die anderen sollen Räder der Uhr der Regierung sein, nicht der Zeiger
58. Sin pérdida de su luz – Dann erweise er ihnen viele Ehren, ohne die eigenen zu beeinträchtigen
59. Col senno e con la mano – Um zu erwerben und zu erhalten, bedarf es des Rates und des Armes
60. O subir o bajar – Wobei der Fürst bedenkt, daß der Staat abnimmt, wenn er nicht wächst
61. Maiora minoribus consonant – Er erkenne seine Saiten und sorge dafür, daß die größeren mit den kleineren zusammenklingen
62. Nulli patet – Ohne, daß man in die Kunstgriffe seiner Harmonie eindringt
63. Consule utrique – Er achte in den Beschlüssen auf Anfang und Ende
64. Resolver i executar – Er sei langsam in ihrer Beratung und schnell in ihrer Ausführung
65. De un er(r)or muchos – Er korrigiere die Fehler, bevor sie sich aus sich selbst vermehren
66. Ex fascibus fasces – Er trachte danach, seinen Staat zu bevölkern und Personal für die Ämter heranzubilden
67. Poda, no corta – Er belaste die Staaten nicht übermäßig mit Tributen
68. His polis – Er führe (internationalen) Kontakt und Handel ein, die Pole der Staaten
69. Ferro et auro – Er mache sich durch Eisen und Gold zum Herrn über Krieg und Frieden
70. Dum scinditur frangor – Er teile die Staaten nicht unter seinen Kindern auf
71. Labor omnia vincit – Alles besiegt die Arbeit
72. Vires alit – Wenn Erholung eingeschoben wird, um die Kräfte zu erneuern
73. Compressa quiescunt – Die Aufstände besiegt man mit Geschwindigkeit und Spaltung
74. In fulcrum pacis – Krieg ist zu führen, um den Frieden zu erhalten
75. Bellum colligit qui discordias seminat – Wer Zwietracht sät, erntet Kriege
76. Llegan de luz y salen de fuego – Die böse Absicht der Minister verursacht sie
77. Praesentia nocet – Und die Begegnungen zwischen Fürsten
78. Formosa superne – Sie verkleiden sich mit täuschenden Vorwänden
79. Consilia consiliis frvstrantvr – Solche Pläne muß man durch andere besiegen
80. In arena et ante arenam – Die Waffen müssen vor der Gelegenheit bedacht werden
81. Qvid valeant vires – Und der Wert der Kräfte gewogen
82. Decus in armis – Der Schmuck in die Waffen gelegt
83. Me combaten y defienden – Denn an ihrer Übung hängt die Bewahrung der Staaten
84. Plura consilio quam vi – Der Rat bewirkt mehr als die Kraft
85. Consilia media fugienda – Der Fürst fliehe die halben Ratschlüsse
86. Rebus adest – Er nehme an den Kriegen seines Staates teil
87. Auspice Deo – Nachdem er eingesehen hat, daß die Waffen blühen, wenn Gott ihnen beisteht
88. Volentes trahimur – Daß es gut ist, Seine ewigen Ratschlüsse in den eigenen Willen zu übernehmen
89. Concordiae cedunt – Daß die Einigkeit alles besiegt
90. Disiun(c)tis viribus – Daß das Zerstreuen der größte Kunstgriff ist
91. No se suelda – Daß er wiederversöhnten Freunden nicht trauen darf
92. Protegen pero destruyen – Daß der Schutz schädlich zu sein pflegt
93. Impia faedera – Daß Bündnisse mit Ketzern gefährlich sind
94. Librata refulget – Die päpstliche Tiara muß für alle gleich glänzen
95. Nevtri adhaerendvm – Die Neutralität macht weder Freunde noch Feinde
96. Memor adversae – Im Siege bleibe der Gedanke an das Unglück lebendig
97. Fortior spoliis – Und der Sieger achte darauf, durch die Beute stärker zu werden
98. Sub clypeo – Und den Frieden unter dem Schild zu schließen
99. Merces belli – Dessen Süße die Frucht des Krieges ist
100. Qui legitime – Er denke daran, daß es die letzten Handlungen sind, die seine Regierung krönen
101. Futurum indicat – Und vorhersagen, wie der Nachfolger sein wird
Bibliographie