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Romanistik
 

 
Internationale Forschungen zur Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft
 
Herausgegeben von Norbert Bachleitner

 

Weber, Herwig: Mexikanische Literatur (1938-2018) und europäische Moderne
(IFAVL, Band 211)
ISBN 978-3-89693-737-7 (06/2019)
457 Seiten, 17 Abb., 22 x 15 cm, Kt., EUR 66,00
 
Die Modelle mexikanischer Literatur sind in der Realität des Landes, oft aber auch in der europäischen Diskurs- und Literaturgeschichte zu finden. 1938 wird mit Xavier Villaurrutias Sehnsucht nach dem Tode (Nostalgia de la muerte) ein Text veröffentlicht, der bis dahin am eindeutigsten mit dem Werk eines Schriftstellers der deutschsprachigen ästhetischen Moderne verbunden ist, nämlich mit jenem von Rainer Maria Rilke. Viele andere Publikationen mexikanischer Autoren und Autorinnen – wie zum Beispiel jene von Juan José Arreola, Juan Rulfo, Carlos Fuentes, Margo Glantz oder Mario Bellatin – mit ähnlichen Verbindungen zu den Schriften eben Rilkes und etwa auch Franz Kafkas, Robert Musils, Hermann Brochs, Joseph Roths oder Thomas Bernhards sollen folgen. Diese Verweise auf deutschsprachige Werke erlauben es, spezifische Lesarten mexikanischer Prosa und Poesie vorzustellen – Lesarten aus der Perspektive moderner (und postmoderner) europäischer Diskurse. Gleichzeitig blickt europäische Kultur in dieser Begegnung in einen Spiegel und erkennt das Andere als Eigenes.

Inhalt
 
Vorsatz
I. Einfluss und Differenz – Methode und Hypothese
II. Kapitelaufbau
III. Europäische und österreichische (ästhetische) Moderne
IV. Mexikanische Moderne und postmoderne Tendenzen der Gegenwartsliteratur
V. Europa und das Andere
1. Empirische Einleitung: Die moderne österreichische Literatur in Mexiko
1.1 (Kein) Beginn der Rezeption der ästhetischen Moderne
1.2 Die Karriere der Idee vom „persönlichen Tod“ – Rilke in Mexiko
1.2.1 Villaurrutia und Reyes als Vermittler
1.2.2 Heideggers Rilke-Auslegung: Die Totalität des Seins bei Arreola und Rulfo
1.3 Europa oder Amerika? Weltkriegsexilanten und kulturelle Öffnung Mitte des 20. Jahrhunderts
1.4 Jahrzehnte der Kafka-Rezeption
1.4.1 Nihilistische und biografische Deutungen in den 40er und 50er Jahren
1.4.2 Kafkas Texte als „absolute Metaphern“ und marxistische Deutungen
1.4.3 Kafka und die „kleine Literatur“: Postmoderne Auslegungen
1.4.4 Wiederentdeckung Kafkas in den 80er-Jahren: Anthropologische, mystische und feministische Deutungen
1.5 Juan García Ponce und José Maria Pérez Gay: Die Einführung des österreichischen Universalromans  (Broch, Musil, Doderer) und Das verlorene Imperium
1.6 „Wien. Ein Laboratorium für das Ende der Zeiten“ – Die verspätete Rezeption der Autoren des Jugendstils
1.7 „Zwischen brüsker Ablehnung und sprachlicher Sinnlichkeit“: Zur Vermittlung von Thomas Bernhard, Elfriede Jelinek und Peter Handke
2. Diskurshistorische Einleitung: Antonymische Strukturen  der westlichen Moderne
2.1 Logos versus Mythos – Repräsentation und Bedeutung vs. Poesie und Performance
2.2 Humanismus und Fortschritt gegen Barbarei und Holocaust – die Dialektik der Aufklärung
2.3 Schrift versus gesprochene Sprache, Abwesenheit vs. Präsenz – Derrida gegen Plato
2.4 Innen und Außen, Ich-Identität und das Andere – die Konstitution des Selbstbewusstseins aufgrund des Selbstbezuges oder durch den Bezug zum Anderen
2.5 Metaphysik und Materialismus – Aufstieg und Fall des abstrakten Denkens
2.6 Lineare Erzählung und elliptische Reflexion – das optimistische Denken und seine Entzauberung
2.7 Frau vs. Mann – Antigone und die Folgen, auch: über Macht, Erotik und Tod
3. Vergleichendes Hauptstück: Mexikanische Literatur und österreichische / europäische Moderne
3.1 „Der persönliche Tod“ und das Nichts: Xavier Villaurrutias Sehnsucht nach dem Tode und Rainer Maria Rilkes Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
3.2 Juan José Arreola und seine gegenmoderne Deutung dreier moderner Klassiker: Rilke, Kafka, Weininger
3.2.1 Der Anfang vom Ende der metaphysischen Erzählung: Geschichten vom lieben Gott als Tableau für Arreolas Confabulario
3.2.2 Epistemologien der Macht bei Arreola und Kafka
3.2.3 Mann-Frau Konstellationen
3.3 Rulfo und Rilke im Tal der Toten: Pedro Páramo in einer ontologischen Leseweise
3.4 Nicht weniger als 12 Frauen: Robert Musil in den Texten von Juan García Ponce
3.4.1 Identität und Erotik in Musils Vereinigungen und García Ponces Das Buch und Vereinigung
3.4.2 Drei Frauen hier, Fünf Frauen dort
3.5 Wertevakuum und Kapitalismus, Identität und Fragmentierung. Hermann Broch in Carlos Fuentes’ Der Tod des Artemio Cruz
3.6 Lineares Erzählen, um die Welt zu retten. Sergio Pitol und die „Österreicher“
3.6.1 Brochs Theorie vom Zerfall der Werte in Pitols Der Klang der Flöte
3.6.2 Verdoppelungen und Abnabelungen – Pitols Mephisto-Waltzer und Schnitzlers Casanovas Heimfahrt
3.7 Die literarische Fuge als Bedeutungs(de)konstruktion (1), oder: Schreiben nach dem Holocaust. In der Ferne wirst Du sterben von José Emilio Pacheco und Paul Celans Die Todesfuge
3.8 Die literarische Fuge als Bedeutungs(de)konstruktion (2), oder: Das Bewusstsein als dialektisches Spiel. Margo Glantz und ihr „bernhardscher“ Roman Die Spur
3.9 Humanismus und Katastrophe – der Internatsroman als Experimentierfeld in Sachen Grausamkeit. Pablo Soler Frosts Malebolge und Robert Musils Die Verwirrungen des Zöglings Törleß
3.10 Metamorphosen in Moderne und Postmoderne. Mario Bellatins Jakob, der Mutant und die Literatur Joseph Roths
4. Ergänzungen
 
Konklusion
Literaturverzeichnis