Hausmann, Matthias / Liebermann, Marita (Hrsg.): Inszenierte Gespräche. Zum Dialog als Gattung und Argumentationsmodus in der Romania vom Mittelalter bis zur Aufklärung (IFAVL, Band 173) ISBN 978-3-89693-614-1 (04/2014) 273 Seiten, 2 Abb., 22 x 15 cm, Kt., EUR 46,00 Die romanische Literatur der Frühen Neuzeit ist reich an inszenierten Gesprächen, die als Argumentationsmodus in Erscheinung treten: Gesprächsfiktionen, die nicht vornehmlich der Vermittlung einer Handlung dienen, sondern zur Form der Erörterung von Sachfragen überindividueller Reichweite werden. Trifft dies insbesondere auf Texte der Gattung Dialog zu, so werden auch in anderen Genres Gespräche gestaltet, in denen der Text zur Bühne wird für die Vermittlung von Wissen, die Diskussion von Standpunkten oder die Selbstdarstellungen von Gruppen und Einzelnen. Die Konjunktur solcherart argumentierender oder expositorischer Dialoge scheint auf eine Wirklichkeit hinzudeuten, in der schwindende Gewissheiten und porös gewordene gesellschaftlich-politische wie kulturelle Traditionen und Normen in vielen Lebensbereichen das Erfordernis und die Chance neuer Verständigung mit sich bringen. Der vorliegende Band nimmt sich dieses facettenreichen Phänomens in elf Fallstudien an und erörtert Verfahren und Ziele literarischer Dialoge vom 14. bis zum 18. Jahrhundert, wobei die komparatistische Perspektivierung der drei wirkmächtigsten Literaturen der Romania zugleich exemplarisch die Möglichkeiten des romanistischen Fachdialogs auslotet.
Inhalt MATTHIAS HAUSMANN / MARITA LIEBERMANN: Einleitung CORNELIA WILD: Aus zweiter Hand. Dialog und Providenz BARBARA KUHN: „Tu sei anche tu
io“. Mit der Seele im Gespräch oder: Giovan Battista Gellis Capricci del bottaio zwischen Contrasto dell’anima e del corpo und Dialogo della Natura e di un’Anima JENNY HAASE: Im Dialog
mit dem Anderen. Subjektivität, Alterität und Didaktik in der Lyrik Teresa von Ávilas KATJA GVOZDEVA: Zwei Gesprächsbühnen der Akademie im Dialogo de’giuochi von Girolamo Bargagli HENNING HUFNAGEL: Einsicht. Zur Funktion von Emblemen und Impresen als bildhaften Elementen in Brunos und Tassos Dialogen MARITA LIEBERMANN: Il teatro del testo: Galileis Dialogo
sopra i due massimi sistemi del mondo DOROTHEA KRAUS: Und das Fleisch wurde Wort – der Mensch als Bühne in der barocken comedia de santos CHRISTINA ROHWETTER: Lector in Orco:
Fontenelles Nouveaux Dialogues des Morts oder die Stimulation subversiver Denkbewegungen beim Leser MATTHIAS HAUSMANN: Gespräche mit Quevedo im Dienst von autodefensa und selffashioning. Der Dialog in den Visiones von Diego de Torres Villarroel BARBARA VENTAROLA: Konstruktive Skepsis – Aufklärerische Dialogizität bei Voltaire KONSTANZE BARON: Aphorismus und Dialog. Chamforts Petits
dialogues philosophiques im Kontext der französischen Moralistik Kurzbiographien der Beiträgerinnen und Beiträger
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