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Internationale Forschungen zur Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft
 
Herausgegeben von Norbert Bachleitner
 

Ley, Klaus: Impulse und Kontraste in der europäischen Literatur – grenzüberschreitend: Italien – Deutschland – Frankreich
(IFAVL, Band 151)
ISBN 978-3-89693-555-7 (10/2011)
795 Seiten (2 Bände), 48 Abb., 22 x 15 cm, Kt., EUR 98,00
 
Die italienische Literatur und Kunst gibt über die Jahrhunderte immer wieder Anlass zu produktiver Auseinandersetzung. Ihr exemplarischer Charakter leitet sich seit dem Beginn der Neuzeit von dem Gesellschaftsmodell her, das B. Castiglione im „Cortegiano“ in Form gebracht hat. Sein rhetorisches Fundament liefert die Maßstäbe, die – zunehmend kontrovers – bis heute diskutiert werden.
In den vorliegenden Studien geht es um die Ausbildung der Akademiebewegung und ihrer Anfänge in Frankreich um die Mitte des 16. Jahrhunderts; ausgeleuchtet wird aber auch die allmähliche Verbreitung des „Cortegiano“ im deutschen Sprachbereich. Ein weiteres Thema ist die Übertragung des Petrarkismus in europäische Zusammenhänge: als weibliches Dichten in der Lyoneser Dichterschule, als späte Annäherung der Deutschen an die Sonettkunst Petrarcas, bei E. Schwabe von der Heyde, sowie – in historischer Weiterführung – als Aneignung von Marinos barockem Stil durch den protestantischen Frühaufklärer B.H. Brockes. Hierher gehört die Polemik Calvins gegen den italianisierenden Ronsard, aber auch, auf anderer Grundlage, der Einsatz von Boccaccios Ringparabel in Lessings „Nathan“.
Wie Italien bei den europäischen Nachbarn immer auch mit dem Faszinosum Rom verbunden bleibt, vermittelt sich in eigenwilliger Weise über die Marienverehrung in Kleists Erzählung „Die Marquise von O…“. Der Blick auf Torquato Tasso – bei Goldoni und Goethe, dann in der Romantik – zeigt, auf welche Weise sich das Bild des Dichters vom Hofmann zum „poète maudit“ wandelt. In seinem Sonett über die „Décadence romaine“ reflektiert Verlaine die weiteren Stationen.
Weiterhin geht es um das Theater, das seine Wiedergeburt dem Renaissance-Humanismus verdankt. Die Suche nach dem Unsagbaren findet sich nicht nur in der Oper – ihrer Entwicklung in der Aufklärung wird besonders nachgegangen –; als Dialektik von Erhabenheit und Groteske bildet sie auch die Basis für das Drama V. Hugos. Sie begegnet erneut als Wirkungsrahmen von Verdis „Aida“, der Flauberts Karthago-Roman „Salammbô“ nachgeformt ist. Außerdem werden weitere das Werk Flauberts berührende Themen- und Bildzusammenhänge untersucht. Rückblicke auf die italienische Überlieferung, von Dante bis zu D’Annunzio, in der neueren deutschen Literatur bilden den Abschluss.

Inhalt
 
Band I

Vorbemerkung
Variationen zu „Roma aeterna“
Novellenerzählen um 1806, am Beginn der Moderne:
– 1. „So habe ich das Vergnügen, Sie morgen um elf Uhr in der Augustinerkirche zu finden“. Bildende Kunst und Krisendiagnostik in Kleists „Die Marquise von O…“
– 2. Kleists „Marquise von O…“ und die Heraldik – eine Ergänzung. Zur emblematischen Wahrnehmung der Wappenbilder von Parma und Mainz
Italienisches im Theater der deutschen Klassik
Die Ringparabel und der ‚katholische‛ Lessing.  Zur Deutungsgeschichte von Decameron I,3 in Italien vor der Abfassung von Nathan der Weise
Goldonis und Goethes Torquato Tasso. Das Dichterdrama in Venedig und in Weimar, seine Voraussetzungen und Folgen
Alfieri in der deutschen Literatur oder: Warum las Schiller im Jahre 1803 italienische Tragödien?
Das (Musik-)Theater auf dem Wege in die Moderne
Zum glücklichen Ende der Rettungsoper (Paisiello, Cherubini, Spontini)
Das Groteske als Schatten des Erhabenen: Zu den Wirkungsstrategien von Victor Hugos Theater und ihrer Entfaltung
Zur Affektregie in Verdis „Aida“. Musikdrama und historischer Roman
E. Ionescos L’impromptu de l’Alma. Angewandte Literaturkritik im Streit um das Theater und seine psychologischen Grundlagen (1955/6)
„AMOR – MORS“ im europäischen Roman nach 1850
Mystik und Sensualismus. Zur Liebesthematik in Juan Valeras Roman Pepita Jiménez
Tanz und Tod in Madame Bovary. Kompositionstechnik und Sinnkonstitution bei Flaubert
 
Band II
Zur Diskussion italienischer Konversations- und Dichtungsmodelle in Frankreich und Deutschland vom 16. bis zum 18. Jahrhundert

Von der „Brigade“ zur „Académie du Palais“.  Zur Institutionalisierung  humanistischer Bildungsideale in  Frankreich unter den letzten Valois
Castiglione und die Höflichkeit. Zur Rezeption des „Cortegiano“ im deutschen Sprachraum vom 16. bis zum 18. Jahrhundert
Weibliche Lyrik der Renaissance: Pernette du Guillet und Louise Labé
Calvins Kritik an Ronsard
Das Einleitungsgedicht zum ‚ Canzoniere’ – deutsch. E. Schwabe von der Heydes Übertragung im Kontext der Petrarca-Rezeption
G.B. Marino/B.H. Brockes „Der bethlehemitische Kindermord“
non so che / je ne sais quoi. Noch einmal: zur Bedeutungsbestimmung einer sprachlichen Wendung
Neues in Altem, Altes in Neuem
„sii grand’uomo e sii infelice“. Zur Umwertung des Tasso-Bildes am Beginn des Ottocento: Voraussetzungen und Hintergründe im europäischen Rahmen (La Harpe/Gilbert – Goethe – Foscolo)
Typologie und Bewusstseinsgeschichte. „La Judith moderne“ im historischen Roman bei Vigny, Mérimée, Balzac, Hugo und Flaubert
Der Traum vom Ende des Reiches – Text und Kontext von Verlaines Langueur
Vom Wechsel der Gangart. Gian Pietro Lucinis Absage an den Futurismus
Im Dialog mit Dante: G. von Le Forts Erzählung „Die Tochter Farinatas“ (1939/41)
Eine merkwürdige Reise nach Italien: Carlo Schmids „Römisches Tagebuch“ (1937/47)
D’Annunzio, der Schelm. Zur Deutung des Dichters in der neuen deutschen Literatur
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