Becker-Cantarino, Barbara: Genderforschung und Germanistik. Perspektiven von der Frühen Neuzeit bis zur Moderne (Germanistische Lehrbuchsammlung, Band 86) ISBN 978-3-89693-386-7 (01/2010) 239 Seiten, 22 x 15 cm, 7 Abb., Ebr, EUR 34,00 Was kann die Genderforschung für die Germanistik leisten? Für die Literatur ist Geschlecht als eine Kategorie von grundlegender Bedeutung erörtert und untersucht worden. Der vorliegende Band fokussiert in einem historischen Querschnitt von zumeist deutschsprachigen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Moderne wie Geschlechtercodes und Geschlechternormen eingeschrieben sind. Dabei werden die wissenschaftlichen Grundzüge auf dem Gebiet der Gender Studies unter Einschluss der gegenwärtigen Forschungsinteressen und unterschiedlichen Positionen vorgestellt. Nach einem Überblick über die Genese der literarischen Genderforschung im ersten Kapitel bieten die weiteren Kapitel des Buches jeweils eine kurze Einführung in die Problemfelder mit sich anschließenden Detailanalysen. Sie historisieren die Geschlechterdiskurse der literarischen Genderforschung und einer kulturhistorisch ausgerichteten Germanistik. Es geht um symbolische Weiblichkeit und Männlichkeit, Körperdiskurse, Dämonisierung von Sexualität, Probleme von Auto / Biographie, Autorschaft, Ästhetik und Gender, um Konzepte von Familie, Freundschaft und Geselligkeit. Relevante Aspekte der Theoriebildung und Ergebnisse der literarhistorischen (Frauen)Forschung, die Debatten und Thesen der Feministischen Literaturwissenschaft und Gender Studies sind mit berücksichtigt und werden weitergeführt. Mit „Genderforschung und Germanistik“ liegt eine grundlegende Darstellung für alle diejenigen vor, die im Bereich der literarischen Forschung von der Frühen Neuzeit zur Moderne arbeiten. Der Band führt in zentrale Forschungsfelder und Bereiche literarhistorischen Wissens ein und zeigt, wie diese geschlechtlich codiert sind.
Barbara Becker-Cantarino
lehrt als Research Professor an der Ohio State University, Columbus, Ohio; Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind Literatur und Kulturgeschichte von der Frühen Neuzeit bis zur Romantik, Literatur von Frauen, Genderforschung und interkulturelle Germanistik; Veröffentlichungen zur deutschen Literatur vom 16. bis 20. Jahrhundert; zuletzt Schriftstellerinnen
der Romantik. Epoche – Werk – Wirkung (2000); The Eighteenth Century: Enlightenment and Sensibility (2005); Pietism and Women’s Autobiography. The Life of Lady Johanna Eleonora
Petersen, Written by Herself (2005); (hg. mit Inge Stephan) Ingeborg Drewitz im literarischen und politischen Feld der 50er bis 80er Jahre (2005) und Sophie von La Roche als professionelle Schriftstellerin (2008).
Inhalt
Vorwort 1. Gender: Zur Genese eines Forschungsfeldes
1.1 Geschlecht, Gender und Literaturwissenschaft Gender als Forschungsfeld 1.2 Vom Feminismus und Women’s Studies zu den Gender Studies Politischer Feminismus: Civil Rights Movement und Second-Wave Feminism Feminismus
und literarische Frauenforschung in den USA Feministische Literaturkritik Women’s Studies und Gender Differenz-Feminismus und Gender Identity Politics
1.3 Kulturwissenschaftliche Germanistik und Genderforschung Frauenbewegung und Feminismus Écriture féminine und parler femme in der Germanistik Gender Studies als Forschungsfeld in der Germanistik Gender Studies und der Social Turn 2. Geschlechterdiskurse: Symbolische Weiblichkeit und Männlichkeit 2.1 Geschlechterkonstruktionen in der Frühen Neuzeit
Dr. Faustus
und Courasche: Normative Geschlechterdifferenz Die Figur des Dr. Faustus als Verhandlung über Männlichkeit Courasche als
Parodie von Weiblichkeit Geschlechternorm und Geschlechtsangst 2.2 Poetische Bilder als Geschlechterdiskurse: Eichendorffs Das Marmorbild
Archaische Geschlechtermuster wiederbelebt 2.3 Die ,neue Frau‘ um 1900: Geschlecht und Charakter im Werk Carl
Hauptmanns Geschlechterdiskurse um 1900 Die ,neue Frau‘ Zum
Biologismus Carl Hauptmanns Triebhafte Frauen, tragisch-heroische Männer Konstruierte Triebhaftigkeit und ,Blut und
Boden‘ – um 1900 Neoromantik und Triebpsychologie Verstoß gegen die Gesetze des Patriarchats 3. Körperdiskurse: Dämonisierung, Sexualität, Gewalt 3.1
Dämonie der Geschlechtlichkeit Dämonie der Geschlechtlichkeit: Hexenküche und Walpurgisnacht. Imaginationen der Dämonie in der Frühen Neuzeit und in Faust I
Imaginationen des weiblichen Körpers: Hexenküche Frühneuzeitliche Bilder einer bedrohlichen, dämonisierten Natur: „Hexenküche“
Körperängste und Disziplinierung von Sexualität und Geschlecht: Hexensabbat Die
dämonische Hexenwelt als das Andere der Vernunft: Walpurgisnacht 3.2 Mythisierung von Sexualität und Gewalt in Döblins Berlin Alexanderplatz Die
Hure Babylon als kulturelles Muster und Bewusstsein Die „Gewaltkur“, Sexualität und Geschlecht: Franz, Reinhold und die Frauen
3.3 Ein Berlin-Roman nach der ‚Gewaltkur‘: Ingeborg Drewitz’ Gestern war heute 4. Familie, Freundschaft, Geselligkeit 4
.1 Familie und Patriarchat Von Luther zu Goethes Hermann und
Dorothea Der Begriff ,Familie‘ Zur Konstruktion des ‚christlichen
Hausstandes‘ Das Konstrukt ‚Hausmutter‘ und ,Hausvater‘ in der Ökonomieliteratur Wandlung zur
‚Familie‘ im 18. Jahrhundert Sentimentalisierung der Familie zur Idylle: Goethes Hermann und Dorothea 4.2 Freundschaft und Geschlecht im 18.
Jahrhundert Freundschaftliche Briefe (Gleim) als homosoziale Freundschaft Zum Konzept Freundschaft und
Geschlecht Freundschaftliche Briefe als homosoziale Freundschaft Freiräume für Frauenfreundschaften 4.3
Literarische Geselligkeit und kulturelle Emanzipation: Handlungs- spielräume für Frauen Geselligkeit und
Gesellschaft Zur historischen Praxis literarischer Geselligkeit Schleiermachers Konzept romantischer
Geselligkeit Geselligkeit, Bildung, Kommunikation und kultureller Raum Kultureller Spielraum und soziales Kapital 5. Auto / Biographie, Autorschaft, Ästhetik aus der Geschlechterperspektive 5.1 Autobiographie und Geschlecht
Annäherung an den Text und das Zeitalter Identität und Bildersturz in Anna Maria van Schurmans Eukleria (1673) Auto- biographie,
Subjekt und Geschlecht in der Frühen Neuzeit Die äußere Biographie von Anna Maria van Schurman (1607-1678) Das Ich und die
gelehrte Öffentlichkeit: Zur Textgenese und Struktur der Eukleria Selbstinszenierung
in religiöser Frauenrolle: Maria und Martha Religiöse Identität in der Eukleria „Imago cerea mei ipsius“:
Bildersturz und Identitätskrise einer Frau 5.2 Autorschaft und Geschlecht im literarischen Feld um 1800 Fichtes ,Exkurs‘ über Autorschaft und
Geschlecht Der Zensurdiskurs und die ,weibliche Feder‘ Ästhetische
Normenkontrolle Literaturproduktion und Geschlecht Geschlecht, Kontrollfunktion und
Autorschaft Geschlecht und Autorschaft: ,Frauenliteratur‘ Epilog:
Kulturelles Gedächtnis, deutsche Literatur und Gender Auswahlbibliographie
|