Helbig, Gerhard: Linguistische Theorien der Moderne (Germanistische Lehrbuchsammlung, Band
19) ISBN 3-89693-319-1 (09/2002)
394 Seiten, 45 Abb., Ebr., EUR 43,00
Die Sprachwissenschaft hat im 20. Jahrhundert eine äußerst rasche Entwicklung erlebt und
eine Vielzahl von linguistischen Theorien hervorgebracht. Das Werk vermittelt einen Überblick über diese Theorien – von Grimm und den Junggrammatikern über de Saussure, den klassischen Strukturalismus, die
Dependenzgrammatik bis hin zur generativen Grammatik (und Semantik), zur Textlinguistik, Sprechakttheorie und funktionalen Sprachwissenschaft (Grammatik) und schließlich zur kognitiven Linguistik. Es versteht sich
als Lehrwerk, will eine vollständige Geschichte der Linguistik nicht ersetzen, sondern dem Germanisten, dem Sprachwissenschaftler, dem Studenten, dem Nachwuchswissenschaftler und dem Lehrer über diese Orientierung
den Zugang zu den einzelnen Theorien erleichtern. Diese Zielstellung ist heute noch aktueller als in der Vergangenheit, weil der heute heranwachsenden Generation von Sprachwissenschaftlern und Studenten eine
Vielzahl von linguistischen Theorien entgegentritt, deren Nacheinander in der Entwicklung sie nicht miterleben konnten. Das führt erfahrungsgemäß zu Schwierigkeiten in der Zu- und Einordnung, die dieses Buch
vermindern helfen will.
Inhalt
Abkürzungsverzeichnis für Literaturangaben Literatur (allgemein) 1. Zur Situation der
Sprachwissenschaft vor de Saussure 1.1 Die romantische Sprachwissenschaft 1.2 Die junggrammatische Schule 1.3 Die Überwindung der Junggrammatiker 1.3.1 Die
psychologische Richtung 1.3.2 Die neoidealistische Geistesgeschichte 1.3.3 Die Mundartforschung 1.3.4 Die Kulturmorphologie 1.4 Literatur 2. Die Neuorientierung bei de Saussure 2.1
Einordnung 2.2 Systemhaftigkeit der Sprache: langue und parole 2.3 Synchronie und Diachronie 2.4 Bilaterales Zeichenmodell 2.5 Sprache als immanentes Relationssystem 2.6 Bedeutung und Wirkung 2.7 Literatur
3. Die Herausbildung der strukturellen Linguistik 3.1 Allgemeine Grundlagen 3.2 Die Prager Schule 3.2.1 Theoretische Konzeption 3.2.2 Die Phonologie Trubetzkoys 3.2.3 Theorie der binären
Oppositionen 3.2.4 Lehre von der funktionalen Satzperspektive 3.2.5 Das Konzept von Zentrum und Peripherie 3.2.6 Sprache als funktionales System 3.2.7 Theorie der Literatursprache und
Sprachkultur 3.2.8 Spezifika der Dichtersprache – Poetik 3.3 Die Kopenhagener Schule 3.3.1 Die vier Strata 3.3.2 Das Relationsgerüst der Sprache und immanente Algebra 3.3.3 Funktions- und
Zeichenbegriff 3.3.4 Zusammenfassung und Einordnung 3.4 Der amerikanische Deskriptivismus 3.4.1 Allgemeines 3.4.2 Bloomfields behavioristischer Ansatz 3.4.3 Das Meaning-Problem 3.4.4 Der
Distributionalismus von Harris 3.5 Zusammenfassung zu den drei großen Schulen des „klassischen Strukturalismus“ 3.5.1 Verschiedenheiten der Schulen 3.5.2 Verdienste und Grenzen der strukturellen
Linguistik 3.6 Strukturelle Linguistik in anderen Ländern 3.6.1 Sowjetunion 3.6.2 Britischer Kontextualismus 3.6.3 Zum französischen Strukturalismus 3.6.3.1 Martinet 3.6.3.2 Die strukturelle
Semantik von Greimas 3.7 Literatur 4. Inhaltbezogene Grammatik 4.1 Allgemeine Bemerkungen 4.2 Grundbegriffe der inhaltbezogenen Grammatik 4.2.1 Wesensbestimmung der Sprache 4.2.2 Rezeption
Humboldts: Weltansicht der Sprache und innere Sprachform 4.2.3 Sprachinhalt, Weltbild und Zwischenwelt 4.2.4 Weisgerbers dreigliedriges Sprachmodell (und die Begriffe Inhalt, Funktion und Bedeutung) 4.3 Die
Rolle der Grammatik und der vierstufige Aufbau der Sprachwissenschaft 4.4 Zusammenfassung 4.4.1 Einordnung 4.4.2 Kritische Bemerkungen (auch zum sprachphilosophischen Hintergrund und zu den
sprachpolitischen Folgen) 4.4.3 Andere Vertreter der inhaltbezogenen Grammatik 4.4.4 Verhältnis von struktureller Linguistik und inhaltbezogener Grammatik 4.5 Niederschlag in der Sprachbeschreibung 4.5.1
Der Begriff des sprachlichen Feldes 4.5.2 Die „Akkusativierung“ des Menschen 4.6 Literatur 5. Abhängigkeitsgrammatik und Valenztheorie 5.1 Die Abhängigkeitsgrammatik Tesnières 5.2
Zusammenfassung (und Vergleich mit anderen Grammatiktheorien) 5.3 Die Entwicklung des Valenzbegriffes bis zu den ersten Valenzwörterbüchern 5.3.1 Tesnières Konzept als Glied einer Traditionskette 5.3.2
„Vorläufer“ und Motivation für den Valenzbegriff Tesnières 5.3.3 Tesnières Beitrag 5.3.4 Erste Nutzung des Valenzbegriffes in der Grammatik 5.3.5 Erste Valenzwörterbücher 5.4 „Offene“
Probleme bei Tesnière 5.4.1 Syntax oder Semantik? 5.4.2 Unterscheidung von „actants“ und „circonstants“ 5.5 Valenz und Sprachebenen 5.5.1 Ausdrucks- vs. Inhaltsvalenz 5.5.2 Syntaktische,
semantische und logische Valenz 5.5.3 Valenz und Bedeutung 5.5.4 „Semantisierung“ der Valenz 5.6 Erweiterung zur „pragmatischen Valenz“ 5.6.1 Was ist „pragmatische Valenz“? 5.6.2
Modifizierung in Textsorten 5.6.3 Einbindung über die semantischen Kasus in „Szenen“ 5.6.4 Pragmatische „Umkehr“ der Betrachtungsweise? 5.7 Zentralproblem: Unterscheidung von E und A 5.7.1
Syntaktische, semantische und pragmatische/kognitive Kriterien 5.7.2 Relativierung und Spezifizierung der Unterscheidung 5.8 Pro und contra Valenz 5.8.1 Globale Valenzkonzepte 5.8.2 Für verschiedene
Ebenen, aber contra Valenz? 5.9 Literatur 6. Generative Grammatik 6.1 Die Transformationsebene bei Harris 6.2 Die erste Phase der generativen Grammatik Chomskys 6.2.1 Zielstellung der
generativen Grammatik 6.2.2 Phrasenstruktur- und Transformationsebene 6.2.3 Entwicklung einzelner Transformationen 6.2.4 Die „erklärende Kraft“ der generativen Grammatik 6.2.5 Verhältnis von Syntax
und Semantik 6.2.6 Zusammenfassung 6.3 Die zweite Phase der generativen Grammatik Chomskys („Standardtheorie“) 6.3.1 Überblick und grundlegende Veränderungen 6.3.2 Neue Rolle der Transformationen;
Verzweigungsregeln, Subkategorisierungsregeln und Lexikon 6.3.3 Grade der Grammatikalität 6.3.4 Aufbau und Komponenten der Grammatik 6.3.5 Ebenen der Adäquatheit 6.3.6 Kompetenz und Performanz,
Mentalismus und Physikalismus, Grammatikalität und Akzeptabilität 6.3.7 Oberflächenstruktur und Tiefenstruktur 6.3.8 Universalien und Spracherlernungsprozeß 6.3.9 Semantische Komponente 6.4 Literatur
7. Weiterentwicklungen der und Alternativen zur generativen Grammatik 7.1 Generative Semantik 7.1.1 Umbau des Systems: Semantik als generative Komponente 7.1.2 Interpretative vs. generative
Semantik 7.1.3 Einbeziehung pragmatischer Sachverhalte durch die Performativitätshypothese 7.1.4 Von der sprachlichen Bedeutung zum kommunikativen Sinn 7.2 Kasustheorien 7.2.1 Ausgangspunkt:
Kasusgrammatiken vs. Subjekt-Objekt-Grammatiken 7.2.2 Verbindung von Kasustheorie und Valenztheorie 7.2.3 Vorzüge und Grenzen der Kasustheorien 7.2.4 Weiterentwicklung und Divergenzen der
Kasustheorien 7.2.5 Status und Erklärungswert der semantischen Kasus 7.3 Weiterentwicklung der generativen Grammatik durch Chomsky 7.3.1 Allgemeines 7.3.2 Erweiterte Standardtheorie (EST) 7.3.3
Spurentheorie 7.3.4 Rektions- und Bindungstheorie (GB) – Revidierte Erweiterte Standardtheorie (REST) 7.3.5 Minimalismus-Programm 7.3.6 Generative Grammatik und kognitive Linguistik 7.4
Literatur 8. Die kommunikativ-pragmatische Wende als „Paradigmenwechsel“ in der Sprachwissenschaft 8.1 Was heißt „kommunikativ-pragmatische Wende“? 8.2 Die kommunikativ-pragmatische Wende
als „Paradigmenwechsel“ 8.3 Systemorientierte vs. kommunikativ-pragmatisch orientierte Linguistik 8.4 Erscheinungsformen und Auffächerungen der kommunikativ-pragmatischen Wende 8.5 Literatur 9.
Textlinguistik 9.1 Anstöße und Fragestellungen 9.2 Wissenschaftsgeschichtlicher Ort 9.3 Textdefinitionen 9.3.1 Verschiedene „Varianten“ von Textdefinitionen 9.3.2 Offene Fragen 9.4
Merkmale und Ebenen des Textes 9.5 Textanalyse und Vertextungsmittel 9.6 Propositionale vs. kommunikative vs. kognitive Auffassung vom Text 9.7 Texttypen, Textarten, Textsorten 9.7.1 Texttypen oder
Textsorten? 9.7.2 Textsortenklassifizierung nach Merkmalskombinationen oder nach einem einheitlichen Kriterium? 9.7.3 Textinterne und textexterne Merkmale zur Textsortenklassifizierung 9.7.4 Jüngste
(integrative und prototypische) Ansätze zur Textsortenklassifizierung 9.7.5 Zusammenfassung: Allgemeine Entwicklungen bei der Textsortenklassifikation 9.8 Möglichkeiten und Grenzen von
„Textgrammatik“ 9.9 Literatur 10. Sprechakttheorie 10.1 Ausgangspunkte und Grundanliegen 10.2 Austins Ansatz 10.3 Der Beitrag Searles 10.4 Einordnung der Sprechakte in
Handlungszusammenhänge bei Wunderlich u.a. 10.5 Indirekte Sprechakte 10.6 Sprechakttheorie und generative Grammatik 10.7 Sprechakttheorie und Textlinguistik 10.8 Literatur 11. Gesprächsanalyse
11.1 Anliegen und Quellen 11.2 Grundbegriffe 11.3 Wissenschaftsgeschichtliche Einordnung und Kritik 11.3.1 Gesprächsanalyse und Textlinguistik 11.3.2 Gesprächsanalyse und Sprechakttheorie 11.4
Partikel-Forschung 11.5 Literatur 12. Funktionale Grammatik(en) 12.1 Uneinheitlichkeit der Konzepte 12.2 Funktionale Grammatik und funktional-kommunikative Sprachbeschreibung der ehemaligen
DDR 12.2.1 Funktionale Grammatik 12.2.1.1 Die beiden Quellen 12.2.1.2 Ausgangspunkt, Hauptbegriffe und Phasen der funktionalen Grammatik 12.2.1.3 Verhältnis zu anderen Forschungsrichtungen 12.2.2
Funktional-kommunikative Sprachbeschreibung (FKS) 12.2.2.1 Anliegen und Ziele 12.2.2.2 Ausgangspunkt und Grundbegriffe 12.2.2.3 Probleme und Fragen 12.2.2.4 FKS und Sprechakttheorie 12.3 Funktionale
bzw. „realistische“ Grammatik 12.4 Die funktionale Grammatik Diks 12.5 Funktionale vs. formale Grammatik, Inhaltsgrammatik vs. Ausdrucksgrammatik? 12.6 Literatur 13. Kognitive Linguistik
13.1 Allgemeines: Sprache als kognitives System 13.2 Kognitive Linguistik und „Superparadigma“ Kognitionswissenschaft 13.2.1 Erweiterung zur Kognitionswissenschaft 13.2.2 Generative Grammatik und
kognitive Linguistik 13.2.3 Heterogenität und Grenzen der kognitiven Linguistik 13.3 Prototypentheorie 13.3.1 Ausgangspunkt und wissenschaftsgeschichtlicher Ort 13.3.2 Entwicklung der
kognitionspsychologischen Prototypentheorie bei Rosch 13.3.3 Merkmale des Prototypenansatzes 13.3.4 Probleme des Prototypenansatzes 13.4 Kognitive vs. kommunikative Orientierung – ein Gegensatz?
(zugleich als ein Art „Ausblick“) 13.5 Literatur Sachregister
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