Geschichte und Inhalt des Nachlasses
Im Jahre 1961 übernahm die Akademie der Künste in Berlin-West den Nachlaß
Ferdinand Bruckners. Dabei gelangten
aus dem Besitz des Sohnes Peter Tagger Bücher, Manuskripte, Notizbücher, Programme und Zeitungsausschnitte sowie aus dem Besitz der Tochter Ruth N. Puckett Tagebücher, Entwürfe, Briefe, Zeitungsausschnitte und
persönliche Dokumente nach Berlin. Die Schwester Bruckners, Renée Tagger-Gloor, schenkte dem Archiv Unterlagen aus den Jugendjahren des Schriftstellers, darunter Fotos und Briefe. Ein größerer Teil der
Privatkorrespondenz wurde von ihr vernichtet. Der Gesamtbestand umfaßt 8,5 laufende Meter. Die überlieferten Unterlagen spiegeln alle Phasen des Schaffens Ferdinand Bruckners wider, von den Anfängen über die 20er Jahre und das Exil bis zu
den letzten Lebensjahren in Berlin. Der
Einschnitt, der die politische Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Deutschland bedeutete, hatte auch Folgen für die Erhaltung der bis zum Jahre 1933 aufbewahrten Manuskripte und Briefe. Eine Freundin der
Familie Bruckner rettete einen Koffer mit Dramenhandschriften, Tagebüchern und Briefen aus der Zeit von 1926 bis 1933. Verlorengegangen sind viele Briefe von Schriftstellern und Künstlern, deren Arbeiten in der von
Tagger herausgegebenen expressionistischen Zweimonatsschrift MARSYAS erschienen, ebenso die 6.000 Bände umfassende Bibliothek. Die 5.865 erhaltenen Briefe umfassen Korrespondenz mit Theatern und Verlagen, mit Familienmitgliedern sowie Freunden und Bekannten. Aus der frühen Zeit der literarischen Tätigkeit
finden sich mehrere Werknotizbücher mit zahlreichen Notizen und Entwürfen zu Gedichten, Dramen, Erzählungen und Aufsätzen. Aus der produktivsten Schaffensphase Theodor Taggers in den 20er Jahren sind Notizen und ausgeführte Entwürfe der Dramen erhalten. Dazu zählen: Krankheit
der Jugend, Die Verbrecher, Die Kreatur, Elisabeth von England, Die Marquise von O. Im Nachlaß erhalten geblieben ist eine Vielzahl von Werknotizbüchern, Dramen, Filmskripten und publizistischen Arbeiten, die während der
Exilzeit entstanden sind. Darunter befinden sich u.a. Dramenentwürfe zu Die Rassen, Die Namenlosen von Lexington, Die Kinder des Musa Dagh, Simon Bolivar, Filmentwürfe zu Der Hut – Entwurf zu einem Geßler-Film, Eroberer, Gloriana sowie die Übersetzung und Bearbeitung von Lessings Nathan der Weise.
Erwähnenswert sind Bruckners Sammlung und Übersetzung von Liedern, die erst 1970 unter dem Titel Des Sheriffs Hunde. Negersongs aus Amerika erschienen. Aus der Nachkriegszeit und den letzten Lebensjahren in Berlin liegen im Archiv u.a. die Dramen Die Befreiten, Denn seine Zeit ist kurz, Früchte des Nichts, Napoleon der Erste, Die Kindsmörderin, Die Buhlschwester, Der Tod einer Puppe und Der Kampf mit dem Engel vor. Neben der erhaltenen Übersetzung zu Arthur Millers Schauspiel Der Tod eines Handlungsreisenden finden sich publizistische Arbeiten im Nachlaß, die das Bild des literarischen Schaffens von Ferdinand Bruckner vervollständigen. Ein Großteil der Manuskripte, der Notiz- und
Werknotizbücher sowie der Tagebuchaufzeichnungen sind in Gabelsberger Stenographie überliefert. Bruckner verwendete seit den 40er Jahren zunehmend diese Kurzschrift. Persönliche Unterlagen, Privat- und Szenenfotos sowie zahlreiche Theaterprogramme und Manuskripte fremder Autoren ergänzen den Archivbestand.
Diese Hinweise zur Geschichte und zum Inhalt des Nachlasses nach
freundlicher Mitteilung von Maren Horn, Ferdinand-Bruckner-Archiv
in der Stiftung Archiv der Akademie der Künste – Archivabteilung Literatur.
|