Hoffmann, Gottfried: Die gefallene und wieder erhöhete Eviana.
Ein Schauspiel aus dem Jahr 1696. Herausgegeben und kommentiert von Ulrike Wels (Bibliothek seltener Texte, Band 9) ISBN 3-89693-226-8 (05/2003)
254 Seiten, 3
Abb., Ebr., EUR 30,90
Diese Edition macht einen der zahlreichen unbekannten Autoren des protestantischen
Schultheaters wieder zugänglich. Das Schultheater war seit der Reformation ein wesentlicher Bestandteil der Erziehung an den protestantischen Gelehrtenschulen geworden, nachdem Luther gefordert hatte, das
Theaterspielen zur sprachlichen und moralischen Unterweisung der Schüler einzusetzen und damit eine einflußreiche und bis ins 18. Jahrhundert reichende Tradition begründete. Gottfried Hoffmann (1658-1712) war von 1688 bis 1708 Konrektor und Rektor am Gymnasium in Lauban und danach bis zu seinem Tod Rektor am Gymnasium
in Zittau, wo er Christian Weise im Amt nachgefolgt war. Neben praktischen Schulschriften verfaßte er ca. fünfzehn Theaterstücke, die er zusammen mit den Schülern einstudierte und aufführte. Eines dieser Stücke ist
die Eviana, eine heilsgeschichtliche Parabel. Auf einem für kindliche Akteure verständlichen Niveau werden die Stationen der Heilsgeschichte vom Sündenfall bis zur ewigen Seeligkeit durch eine märchenhafte
Handlung abgebildet. Besondere Bedeutsamkeit bekommt die Eviana durch die ausführliche dramentheoretische Vorrede, die Hoffmann ihr beigegeben hat. Der Autor legt hier eine Verteidigung des Schultheaters vor, das von Seiten des aufkommenden Pietismus in seiner Existenz bedroht war. In ihrer radikalen Heilsauffassung lehnten die Pietisten jede Art weltlichen Vergnügens – sogar das Theater geistlichen Inhalts – als eitel und sündhaft ab. Diese Auseinandersetzung zwang den orthodoxen Lutheraner Hoffmann zur Darlegung einer Dramentheorie, wie sie zum Ende des 17. Jahrhunderts im mitteldeutschen Raum an Schulen vermutlich Konsens war, aber selten in dieser Deutlichkeit formuliert wurde. Die vorliegende Ausgabe ist die erste moderne Edition eines Textes von Gottfried Hoffmann. Sie wird durch einen Kommentar und ein Nachwort erschlossen. Beigegeben sind der Edition der Text des Aufführungsprogrammes vom 6./7. März 1696, die Textgrundlage des Nachspiels und das Vorwort des Herausgebers der zweiten Ausgabe (Erfurt 1750).
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