Schnyder, André (Hrsg.): Historische Wunder=Beschreibung von der so genannten Schönen Melusina. Die „Melusine“ (1456) Thürings von Ringoltingen in einer wiederentdeckten Fassung aus dem frühen 18. Jahrhundert. Edition und
Beiträge zur Erschließung des Werkes von Catherine Drittenbass, Florian Gelzer, Andreas Lötscher und Franz Simmler (Bibliothek seltener Texte, Band 14) ISBN 978-3-89693-609-7 (01/2014) 725 Seiten, 30,4
x 22 cm, 290 Abb., Hardcover, EUR 190,00 Der 1456 noch im Handschriftenzeitalter erschienene Melusine-Roman des Berner Patriziers Thüring von Ringoltingen wird nach
dem Erstdruck von 1474 bis um 1800 mehr als 50 Mal neu aufgelegt. Dabei begnügten sich die Drucker bis um 1700 mit einer gelinden sprachlichen Aktualisierung des Textes. Etwa um 1730 veranstaltet jedoch ein Anonymus
bei genauer Wahrung des Romangeschehens eine grundlegende sprachliche Neuformung. Diese beherrscht in mehr als einem Dutzend Nachdrucken bis kurz nach 1800 das Feld; sie dürfte dem jugendlichen Goethe vorgelegen
haben, sie beeinflusst die romantische Volksbuchdiskussion des 19. Jahrhunderts – und sie wurde von der Literaturwissenschaft bis heute völlig übersehen. Der vorliegende Band bringt den vermutlich ältesten,
unikal erhaltenen Druck der „Historischen Wunderbeschreibung“ als schwarz-weißes Faksimile; für einen genauen Vergleich der Bearbeitungstendenzen wird die Vorlage seitenweise gegenübergestellt; ein
Namenregister, die Wiedergabe von zwei Bildzyklen und eine Zusammenstellung der Rezeptionszeugnisse aus dem 15. bis 18. Jahrhundert runden den Editionsteil ab. Im anschließenden Forschungsteil wird die neu entdeckte
Version durch einen Stellenkommentar und verschiedene Beiträge ein erstes Mal auf breiter linguistisch-literaturwissenschaftlicher Basis erschlossen.
Inhalt Vorwort
1 Der HWb-Text und die Vulgata-Tradition des Melusine-Romans 1.1 Beschreibung der Textzeugen 1.1.1 Zu den beiden der HWb vorausgehenden erhaltenen Textzeugen der Vulgata-Tradition 1.1.1.1 o.O. o.N. 1692 [= K] 1.1.1.2
Annaberg: David Nicolai 1692 [= A] 1.1.2 Die Drucke der HWb-Überlieferung: Titelaufnahme 1.1.3 Der älteste erhaltene HWb-Druck Wolfenbüttel (Wf) 1.2 Zur Einrichtung der Ausgabe
1.2.1 Vorüberlegungen zur Zielsetzung der HWb-Ausgabe 1.2.2 Die Editionsrichtlinien im Einzelnen 1.3 Ausgabe 1.4. Anhänge 1.4.1 Register der Eigennamen in K 1.4.2 Register der
Eigennamen in HWb (Druck Wf) 1.4.3 Die Illustrationen der Drucke K und A im Quervergleich 1.4.4 Die Illustrationen des anonymen Drucks 1692 (K) 1.4.5 Die Illustrationen des
Drucks Annaberg 1692 (A) 1.4.6 Zeugnisse zur Rezeption des Melusine-Romans in der Frühen Neuzeit (15.-18. Jh.) 1.4.6.1 Zeugnisse des 15. Jahrhunderts 1.4.6.2 Zeugnisse des 16. Jahrhunderts 1.4.6.3
Zeugnisse des 17. Jahrhunderts 1.4.6.4 Zeugnisse des 18. Jahrhunderts 1.4.7 Namenregister zu den Rezeptionszeugnissen 2 Beiträge zur Erschließung und Interpretation der HWb 2.1
ANDRÉ SCHNYDER: Stellenkommentar zur HWb 2.1.1 Vorbemerkung 2.1.2 Kommentar 2.1.3 Index 2.2 FRANZ SIMMLER: Zur Melusine-Tradition um 1700. Die undatierte HWb-Fassung und der
Druck von a. 1692, ihre Strukturen und Funktionen, ihre Traditionen und ihr Textsortenstatus 2.2.1 Forschungsstand, Erkenntnisziel, Materialgrundlage 2.2.2. Makrostrukturen in der Melusine-Tradition
von a. 1538 bis a. 1692/93 2.2.2.1 Heinrich Steiner, Melusine, a. 1538 (= MAu) 2.2.2.2 Hermann Gülfferich, Melusine, a. 1549 (= MF) 2.2.2.3 Sigmund Carl Feyerabendt, Buch der Liebe, a.
1587 (= MBdL) 2.2.2.4 Michael und Joachim Friederich Endter, Melusine, a. 1672 (= MN) 2.2.2.5 Der Druck aus der Biblioteka Jagiellonska Krakau, a. 1692 (= MK) 2.2.2.6 Das Verhältnis der Drucke Krakau
1692 (= MK) und St. Annaberg 1692/93 (= MA) 2.2.2.7 Das Verhältnis der beiden Drucke der HWb aus Wolfenbüttel (= HWb/W) und Gotha (= HWb/G) 2.2.3 Sprachliche Strukturen in MK und HWb/W 2.2.3.1
Makrostrukturen 2.2.3.2 Syntaktische Merkmale 2.2.4 Vergleich der Drucktraditionen der Melusine- und Magelone-Überlieferung 2.2.5 Textsortenbestimmung von MK und HWb/W 2.2.6
Ergebnisse 2.3 ANDREAS LÖTSCHER: Auf ein Neues übersehen/ mit reinem Teutsch verbässert. Grundzüge der Textgestaltung in der HWb 2.3.1 Die Textüberarbeitung der HWb im Kontext der Überlieferungstradition 2.3.1.1 Die Praxis der Textüberarbeitung in den Melusine-Ausgaben vor der HWb 2.3.1.2
Die Bearbeitung in der HWb 2.3.2 Überarbeitungsarten: Übernahme, Erweiterung, Nacherzählung 2.3.2.1 Satzgetreue Wiedergabe mit mikrostrukturellen Änderungen 2.3.2.2 Inhaltliche Erweiterungen auf
Satzebene 2.3.2.3 Kürzungen 2.3.2.4 Erweiterungen auf Textebene 2.3.2.5 Paraphrasen – Nacherzählungen 2.3.2.6 Gestaltung der Personenrede 2.3.2.7 Konsequenzen 2.3.3 Stiltendenzen auf
lexikalischer Ebene 2.3.3.1 Modernisierung des Wortschatzes 2.3.3.2 Steigerung, Expansion und Umständlichkeit auf lexikalischer Ebene 2.3.3.3 Fremdwörter 2.3.4 Stiltendenzen auf syntaktischer
Ebene 2.3.4.1 Syntaktische Kohärenz 2.3.4.2 Koordinative Textverknüpfungen 2.3.4.3 Parataxe – Hypotaxe 2.3.4.4 Weiterführender Nebensatz 2.3.4.5 Nominalisierungen 2.3.4.6
Partizipialkonstruktionen 2.3.4.7 Einschachtelung als allgemeines Organisationsprinzip 2.3.5 Sprachstil und Erzählstil 2.3.5.1 ‚Sprachrichtigkeit‘ 2.3.5.2 ‚Genus medium‘ 2.3.5.3 Satzbau
und Organisation der Erzählschritte 2.3.6 Höflichkeit und Umgangsformen 2.3.6.1 Personalpronomen 2.3.6.2 Titulierungen 2.3.6.3 Redeformulierung und Höflichkeitsfloskeln 2.3.6.4 Umgangsformen und
Zeremoniell 2.3.7 Zur sprachlichen Darstellung der Beziehung zwischen Melusine und Reymund 2.3.8 Inhaltliche Änderungen und Erweiterungen 2.3.8.1 Ausformulierung und Ergänzung von Implizitem
(Explizierung) 2.3.8.2 Steigerung 2.3.8.3 Psychologische Vertiefung 2.3.8.3.1 Emotionalisierung 2.3.8.3.2 Innere Einstellungen und Reflexionen der handelnden Personen 2.3.8.3.3 Zuschreibung von
Handlungsmotivationen 2.3.8.4 Wertungen und Kommentare des Erzählers 2.3.8.5 Neuinterpretation der Vorlage 2.3.9 Kürzungen und paraphrasierende Nacherzählungen 2.3.10 Erzählinhalt und
Erzähleinstellung 2.3.11 Schluss 2.4 CATHERINE DRITTENBASS: Dialoge in der HWb im Vergleich mit der Vulgata-Tradition 2.4.1 Einführung 2.4.2 Umgestaltungen der HWb in den Dialogpassagen im Vergleich mit der Vulgata 2.4.2.1 Reduktion der Redewechsel 2.4.2.2 Vermehrung der Redewechsel 2.4.2.3 Vermehrter Einsatz indirekter Rede 2.4.2.4 Stärkeres Hervortreten des Erzählers: Umformung von Dialogpassagen in Erzählpassagen 2.4.2.5 Völlige Umformung von Dialogpassagen 2.4.3 Quellenszene und Abschiedsdialog in der HWb und der Vulgata-Tradition 2.4.3.1 Die Quellenszene und die drei Schwüre Reymunds 2.4.3.2 Die Abschiedsszene 2.4.4 Fazit 2.4.5 Anhang: Dialoge in der HWb im Vergleich mit der Vulgata und Thüring. Zusammenstellung der erzählimmanenten Dialoge in direkter Rede zwischen den Protagonisten
2.5 FLORIAN GELZER: Die HWb-Fassung der Melusine im Umfeld der Romanproduktion und -reflexion des frühen 18. Jahrhunderts 2.5.1 Zum Problem 2.5.2 Verdärbliche Schriften und Deufelische Hurenlider: frühneuhochdeutsche Prosaromane in der Kritik des 17. Jahrhunderts 2.5.3 Sein Umgang ist wie seine Bücher: frühaufklärerische Kritik der frühneuhochdeutschen Prosaromane 2.5.4 Das Modell der ‚histoire‘ und der galante Stil 2.5.5 Schluss
2.6 Literaturverzeichnis 2.6.1 Verzeichnis der Siglen der HWb-Drucke 2.6.2 Quellen 2.6.3 Forschungsliteratur (inkl. moderne Wörterbücher) 2.7 Über die am Buch Beteiligten
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