Happel, Eberhard Werner: Der Insulanische Mandorell (1682) Im Anhang:
Pierre-Daniel Huets Traitté de l’origine des romans (1670) Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Stefanie Stockhorst (Bibliothek seltener Texte, Band 12) ISBN 978-3-89693-505-2 (09/2007)
Der Titel ist vergriffen Der vorliegende
Neudruck basiert auf dem Regensburger Exemplar der Druckvariante C. In seiner Handlung ein durchaus typischer Liebes- und Abenteuerroman des Barock, verfolgt der Jnsulanische Mandorell eine zweifache Darstellungsabsicht. Zum einen dient er der Unterhaltung, indem er eine lange Reihe von gefahrvollen und wunderlichen Episoden erzählt. Durch immer neue Seeunglücke, Entführungen und Überfälle gewinnt und verliert die weibliche Heldin, die sumatranische Prinzessin Podolla, zahlreiche Reisegefährten, die in unterschiedlichen Konstellationen und wechselnden Verkleidungen alten Feinden, Menschenfressern, Einsiedlern, wilden Tieren, vermeintlichen Gottheiten, Geistern und sogar dem Teufel selbst entgegentreten. Zum anderen glänzt der polyhistorisch engagierte Publizist gerade in diesem Roman mit zahlreichen Belehrungen aus Kosmographie, Geschichte und Naturwissenschaft. So bietet der Roman insbesondere eine mit nachgerade enzyklopädischem Eifer zusammengetragene Bestandsaufnahme der damals bekannten Inselwelt. Immer wieder werden auch Beschreibungen der Bevölkerung und ihrer Sitten sowie der exotischen Tier- und Pflanzenwelt anhand vielfältiger antiker und neuzeitlicher Quellen in das narrative Gefüge der Romanerzählung integriert. Bei Bedarf lässt sich der Text ohne Weiteres auch als Nachschlagewerk nutzen, da alle geographischen Beschreibungen auffindbar sind über das im Original zwölf Druckseiten umfassende Gesamtregister wie auch über die einzelnen Kapitelüberschriften, in denen sich jeweils eine stichwortartige Inhaltsangabe findet. Besondere Relevanz gewinnt der Roman insofern, als Happel dem Titelhelden, dem weltläufigen und belesenen englischen Schiffskommandanten Mandorell, eine vollständige Übersetzung von Traitté de l’origine des romans von Pierre-Daniel Huet (1630-1721) in den Mund, mit der er seinen Mitreisenden auf See die Zeit vertreibt. Es handelt sich dabei um die erste geschlossene Romantheorie, die in deutscher Sprache verfügbar war. Sie wirkte sich nachhaltig auf die Romandiskussion bis weit ins 18. Jahrhundert hinein aus. Somit bietet der Roman nicht nur ein vergleichsweise handliches Beispiel für das Genre in seiner Zeit, sondern gewährt auch aufschlussreiche Einblicke in zeitgenössische Wissensbestände und ihre populäre Vermittlung. Er stellt daher eine reichhaltige Quelle für verschiedene fachwissenschaftliche, transdisziplinäre und wissenschaftshistorische Interessen dar.
Inhalt Eberhard Werner Happel: Der Jnsulanische Mandorell (1682) Pierre-Daniel Huet: Traitté de l’origine des romans (1670) Nachwort 1. Editorische
Notiz 2. Danksagung 3. Übersicht zu Leben und Werk Happels 4. Happels Romane in ihrer Zeit 5. Der Jnsulanische Mandorell: Struktur und Handlung 6. Huets Traitté und die barocke
Romantheorie 7. Literarische Geographie: Happels Insel-Inventar 8. Auswahlbibliographie 8.1 Zu Eberhard Werner Happel 8.2 Zur barocken Romanpoetik 8.3 Zur wissenschaftlichen und literarischen
(Insel-)Geographie
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