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Germanistik
 

 
ASPEKTE DER AVANTGARDE
 dokumente, manifeste, programme
 
Herausgegeben von Anja Ohmer
 

Eisenhuber, Günther: Manifeste des Dadaismus. Analysen zu Programmatik, Form und Inhalt
(Aspekte der Avantgarde
, Band 8)
ISBN 3-89693-464-3 (06/2006)
183 Seiten, 21 x 15 cm, Kt., EUR 24,80
 
Der vorliegende Band entwickelt seine Problemstellungen aus Defiziten der vorliegenden Forschung zum Thema:
1. Die Verwendung der Begriffe 'Dada', 'Dadaismus' usw. erfolgt selbst in wissenschaftlichen Kontexten nach wie vor unreflektiert, ist wenig beschreibungsgenau und orientiert sich zumeist an bestimmten Konzepten und Erscheinungsformen, ohne die volle Vielfalt des Phänomens zu berücksichtigen. Die vorliegende Studie korrigiert diese Tendenz durch eine Analyse der unterschiedlichen Verwendungsweisen von 'Dada' usw., den Nachweis programmatisch fundierter und strategisch inszenierter Selbstwidersprüche, die Beschreibung programmatischer Heterogenitäten, die der Dadaismus entwicklungsgeschichtlich, topographisch und inter-individuell umfasst.
2. Die Forschung zum Thema orientiert sich bis heute zum Großteil an der Grundannahme von Peter Buergers 'Theorie der Avantgarde', der Dadaismus sei innerhalb der historischen Avantgarde ein Versuch, Kunst und Leben zu entdifferenzieren. Die Arbeit behandelt sie als Hypothese, die an konkreten Beispielen seines literarischen Korpus operationalisiert und geprüft werden soll. Sie leistet an ausgewählten Texten ausständige Interpretationsarbeit, die im Fall dadaistischer Literatur zwar oft mühevoll, aber nicht vergeblich ist.
3. Das geschieht in drei Bereichen, in denen die literarische Produktion des Dadaismus hohen innovativen Wert und besondere Spezifität aufweist:
a. in der literarischen Nutzung des Zufalls als Produktionsfaktor,
b. in der literarischen Anwendung des Montage-Prinzips,
c. in der Manifestliteratur.
Es zeigt sich in allen Fällen, dass die von Buerger behauptete Wirkabsicht zu abstrakt gefasst ist, um in der Textanalyse zwingend nachvollzogen oder ersichtlich gemacht werden zu können, wenn sie auch keinen Gegenbeleg liefert. Das macht die Auseinandersetzung mit dadaistischer Literatur nicht überflüssig, stellt aber theoretische Konstrukte in Frage, die empirisch, durch die Ergebnisse von Textanalysen nicht kritisierbar sind und die Interpretationsarbeit auch nicht erleichtern.

Inhalt
 
Einleitung
I. Was ist Dadaismus?
1. „Dada“ und seine Verwendungsweisen

1.1 „Dada“ aus „da da“
1.2 „Dada“ im Lexikon
1.3 DADA als Produktmarke
1.4 „Dada“-Ismus
1.5 Dada als Geisteszustand
1.6 Dada als energetisches Prinzip
1.7 Schlußfolgerungen
2. Dada als inszeniertes Geheimnis
3. Der programmatische Selbstwiderspruch
4. Die programmatische Offenheit des Dadaismus

4.1 Entwicklungsgeschichtliche Heterogenitäten
4.1.1 Das Cabaret Voltaire und der Dadaismus
4.1.2 „Dada“ und der Dadaismus
4.1.3 Schlußfolgerungen
4.2 Topographische Heterogenitäten
4.2.1 Dada-Zürich versus Dada-Berlin
4.2.2 Dada-Zürich und Dada-Berlin in der Auseinandersetzung um abstrakte Kunst
4.2.3 Schlußfolgerungen
4.3 Interindividuelle Unterschiede
4.3.1 Verse ohne Worte – das lautpoetische Programm Hugo Balls
4.3.2 Zur Theorie der Optophonetik bei Raoul Hausmann
4.3.3 Schlußfolgerungen
5. Der Dadaismus im Kontext der historischen Avantgarde
5.1 Peter Bürgers Theorie der Avantgarde – Darstellung
5.2 Peter Bürgers Theorie der Avantgarde – Kritik
5.3 Ableitungen für die Themenstellung, Ausblick
II. Künstlerische Formen dadaistischer Anti-Kunst
1. Produktionsformen

1.1 Der Zufall als Produktionsfaktor
1.1.1 Beispiele: Hans Arp Der poussierte Gast, Raoul Hausmann fmsbwtözäu, Tristan Tzara Um ein dadaistisches Gedicht zu machen
1.1.2 Analyse
1.1.3 Die Belebung von Kunst durch Nutzung des Zufalls
1.2 Montage
1.2.1 Anmerkungen zur begrifflichen Klärung
1.2.2 Zu den spezifischen Bedingungen literarischer Montage
1.2.3 Beispielanalysen
1.2.3.1 George Grosz: Kannst Du radfahren?
1.2.3.2 Hans Arp: Weltwunder
1.2.3.3 Richard Huelsenbeck: DER REDENDE MENSCH
1.2.3.4 Schlußfolgerungen
1.2.4 Wirklichkeit als Material der Kunst in der Montage
2. Das Manifest im Dadaismus
2.1 Was ist ein Manifest?
2.2 Beispielanalysen
2.2.1 Richard Huelsenbeck: Dadaistisches Manifest
2.2.2 Richard Huelsenbeck: Erklärung, vorgetragen im ‚Cabaret Voltaire‘, im Frühjahr 1916
2.2.3 Raoul Hausmann, Richard Huelsenbeck, Jefim Golyscheff: Was ist der Dadaismus und was will er in Deutschland?
2.2.4 Johannes Baader: Tretet dada bei
2.2.5 Walter Serner: Letzte Lockerung. manifest dada
2.2.6 Raoul Hausmann: MAIKÄFER FLIEG! Manifest von allem Möglichen
2.2.7 Zusammenfassung und Verallgemeinerung der Analyseergebnisse
2.3 Manifestantismus als Paradigma dadaistischer Kunstpraxis
III. Resümee und Abschluß
Literaturverzeichnis
A. Primärliteratur
B. Sekundärliteratur
C. Sonstige