Fux, Evelyn: Schnitt durch die verkehrte Merzwelt. Konzeptionen des
Narrativen in der Prosa von Kurt Schwitters (Aspekte der Avantgarde, Band 10) ISBN 978-3-89693-484-0 (03/2007)
175
Seiten, 21 x 15 cm, 21 Abb., Kt., EUR 24,80 Das ästhetische Programm wie das Prosawerk von Kurt Schwitters stellen eine Ausnahmeerscheinung innerhalb der Avantgardebewegungen Anfang des 20. Jahrhunderts dar. Die besonders ab
1923 nahezu unerforschte Prosa ist aus wissenschaftlicher Sicht unwegsames Gelände, weil sie neben traditionell verfassten Erzählungen auch Texturen beinhaltet, die aus scheinbar ‚rohen’ fragmentarischen
Material- und Sprachkaskaden bestehen und gegen die Anlage der Prosa als Werk sprechen. Diese Studie verknüpft beide Komponenten und möchte – entgegen der in der Forschung propagierten Anschauung – die
These überprüfen, inwieweit sich aus der Perspektive des Spätwerks ein Werkcharakter rückwirkend einstellt. Intermediale Zitate und literarische Topoi, mit deren Hilfe Schwitters Gattungsmuster verkehrt,
erschaffen ein diskursiv und formal vernetztes Werk, als dessen ostentativer Höhepunkt der Merz-Bau zu gelten hat, der wie das gesamte künstlerische Œuvre auch als Motiv in der Prosa verwendet wird. Wirkt das
gedrängte Zitatmaterial in der frühen Prosa wie ein labyrinthisches Vexierbild, das je nach Gewichtung des Interpreten unterschiedliche Szenographien erstehen lässt, kann dies auch als ein maschinelles Verfahren
entschlüsselt werden, in dem Sprache zum frei spielbaren Material wird. Darüber hinaus spiegelt Schwitters’ Prosa die Rezeption vieler zeitgenössischer Theorien und Kunststile wider, die die Gestaltungsweise
seiner Figuren prägen, setzt darin aber auch in widersprüchlicher Weise eigene kunsttheoretische Reflexionen um. Letztere führen wiederholt zu einer autobiographischen Positionsbestimmung in der Spätprosa der
Exilzeit, in der die Gradwanderung zwischen Traum und Wirklichkeit thematisch wird. Das späte Œuvre ist letztlich Spiegel einer Selbstinszenierung als Maler, in der Schwitters seinen eigenen Mythos konstruiert.
Inhalt 0. Einleitung 1. Schreib- und Kompositionsverfahren der klassischen Avantgarde 1.1 Zone der
ästhetischen Befindlichkeit: Montage oder Collage 1.2 Probleme begrifflicher Abgrenzung: Montage versus Collage 2. Der poetologische und ideologische Kontext der Avantgarde 2.1 Zum Standort der Merz-Kunst
innerhalb der Avantgarde: Von ‚befreiten Worten‘ zur Wortkunst 2.2 Von ‚befreiten‘ zu Dadas ‚fliegenden‘ Worten 2.3 Merz und sein literarisches Umfeld
3. Die abstrakte Gegenwelt von Merz als theoretische Manifestation 3.1 Problematik des ästhetischen Programms 3.2 Die Entwicklung der Merz-Ästhetik 3.2.1 Poetik der Formung 3.2.2 Die
‚glorreiche Revolution‘: Das Material der Merzdichtung 3.2.3 Merz-Komposition oder Collage 4. Der ‚Merzer‘ und die Ordnung des Merzbaus 5. Dadaistischer Stil der frühen Merz-Prosa – Die
Zwiebel. Merzgedicht 8 6. Die verkehrte Welt von Revon: Manifestationen des Lesers und Autors in Franz Müllers Drahtfrühling 7. Die Dichtungsmaschine 8. Auguste Boltes (1922) Konzeption des Komischen oder die Poetik des Irrens 9. Von Kunst erzählen/Künstlerische Selbstdarstellung
9.1 Bilder im Text 9.2 Abstrakter Abfall der Sprache: Der Schacko (1926) und Der Schirm (1927) 9.3 Künstlerische Selbstdarstellung 9.4 Harald Monge (1932) 9.5 Rückblick aus dem Exil: Der Ursprung von Merz (1942-1947) 9.6 Schwandote (1946) 9.7 Der
junge Kunstmaler Meier 9.8 Verwandlungs-Perpetuum als Mittel der Gattungsparodie: Ich sitze hier mit Erika (1936) 10. Phantastische Grotesken 10.1 Das Erzählparadox: Bildung. Eine Spukgeschichte (1927) 10.2 Alabaster (um 1934)
11. Intertextuelle Erzählprosa: Die parodistische Märchenkontrafaktur Der glückliche Hans (1925) 12. Aufbau kleiner Welten im Land des Irrsinns: Die auto-destruktive Kürzestprosa 13.
Zusammenfassung: Schnitt durch Merz-Konzeptionen des Narrativen 14. Abbildungsverzeichnis 15. Bibliographie 15.1 Primärliteratur 15.2 Sekundärliteratur
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