Tittel, Claudia: KLANG/ZEIT/LICHTRaum. Klang als plastisches Material im Spannungsfeld von Musik und bildender Kunst. Untersuchungen zum künstlerischen Werk von Christina Kubisch (Aspekte der Avantgarde, Band 11) ISBN 978-3-89693-519-9 (05/2008) 339 Seiten, 21 x 15 cm, 76 Abb., Kt., EUR 45,00 Der vorliegende Band setzt sich mit einer neuen Gattung der zeitgenössischen Intermediakunst –
der Klangkunst – auseinander. Das Phänomen Klangkunst, unter dem die Gesamtheit aller Arbeiten, die sich intermediär und interdisziplinär mit Musik, Bildender Kunst, Architektur, Theater und Tanz
auseinandersetzen, verstanden wird, wird hier erstmals vor allem aus kunsthistorischer Perspektive untersucht, obwohl auch die musikalischen Voraussetzungen nicht außer Acht gelassen werden. Das Buch ist der
Künstlerin Christina Kubisch (geb. 1948) gewidmet, die zu den prominentesten Erscheinungen dieser Gattung gehört. Anhand ihres künstlerischen Werdegangs können die Stationen der visuellen Musik von 1970 bis heute
nachvollzogen werden. Dies erfolgt exemplarisch an ausgewählten Werkbeispielen. Methodischer Ansatz ist die darstellende Beschreibung und musik- sowie kunsthistorische Reflexion zentraler Werke der Künstlerin. Ihre
Karriere begann in den 1970er Jahren mit Kompositionen, die bereits den Wunsch nach Materialerweiterung erkennen lassen. Sie werden in einen Überblick über die Entwicklung der Neuen Musik, die unter dem Aspekt der
Aneignung von bildnerisch-künstlerischen Elementen und Grenzerweiterungstendenzen in der Musik nach 1945 betrachtet werden, eingebettet. Es folgt die Darstellung der Performancebewegung, die sowohl musikalische als
auch theatralische und bildnerische Einflüsse erhielt und eine wichtige Station von Christina Kubisch hin zu den ersten Klanginstallationen darstellt. Die Nachzeichnung der künstlerischen Entwicklung von
Christina Kubisch ermöglicht zudem eine weit gespannte musik- und kunsthistorische Reflexion über die Probleme von Material, Raum, Bewegung und Licht zu geben und historische Grundlagen und Voraussetzungen dessen,
was in der Bezeichnung „Klangkunst“ zu fassen ist, darzulegen. In der Musik reicht dieser Rückblick bis zu Schönberg, Webern und die Zwölftonmusik, in der Bildenden Kunst bis zu materialästhetischen Aspekten
bei William Turner und Vincent van Gogh zurück. Die Frage nach materialästhetischen kunsthistorischen Voraussetzungen der Gattung Klangkunst, durch die es erst möglich wurde, Klang als plastisches Material zu
verwenden, bildet den theoretischen Hintergrund des Buches und gewährt einen Einblick in eine intermediale Praxis der historischen Avantgarden. Das Buch bietet eine umfassende und einmalige Perspektive auf das
Werk der Künstlerin Christina Kubisch, neue Erkenntnisse zur Genese sowie zu materialästhetischen Aspekten von Klangkunst. Das Ergebnis ist ein neuer innovativer Einblick in die Geschichte der Intermedia-Kunst.
Claudia Tittel
(Dr. phil.) unterrichtet „Theorie und Geschichte der experimentellen Klanggestaltung“ im Masterstudiengang Sound Studies an der Universität der Künste Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Intermediakunst sowie Kunst und Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts.
Inhalt
I. Einleitung 1. Klangkunst: Begriffe und Forschungsstand 2. Kurzer historischer Abriss 2.1 Historische
Voraussetzungen 2.2 Außerkünstlerische Einflüsse und technische Bedingungen II. Komposition im Spannungsbereich zwischen Neuer Musik und Performance 1. Ausbildungsjahre und das musikalische
Umfeld von Christina Kubisch 1.1 Musikalische Vorbilder und Einflüsse 1.1.1 Zwölftonmusik 1.1.2 Serialismus 1.1.3 Elektronische Musik 1.1.4 Musique concrète 1.1.5 Sprachkomposition und
Musiktheater 1.2 Erste Kompositionen von Christina Kubisch 1.2.1 Language in Progress (1974/74) 1.2.2 Identikit (1974) von Christina Kubisch 1.3 John Cage 2. Performance 2.1
Performance versus Musikperformance 2.2 Die Performancearbeiten von Christina Kubisch – Emergency Solos (1974/75) 2.2.1 Dekonstruktion als künstlerisches Mittel der Musikperformance 2.2.1.1 Schock und Verfremdung – It’s so touchy 2.2.1.2
Stille als provokatives Element – Private Piece 2.2.1.3 Deformierung eines klassischen musikalischen Themas – Variations on a classical theme 2.2.2 Emergency Solos im Kontext der feministischen Performancekunst 2.2.2.1 Körper als Ausdrucksmittel – Stille Nacht 2.2.2.2
Voyeuristische Implikationen – Erotika 2.2.2.3 Body Art und Musikperformance – Week-End 2.2.2.4 Boxkampf auf der Bühne – Break 2.3 Zusammenarbeit mit Fabrizio
Plessi 2.3.1 Realität und Fiktion – Von der Live- zur Video-Performance 2.3.1.1 Liquid Piece (1975) 2.3.1.2 Tempo Liquido (1978) 2.3.1.3 Mimesis (1975-1981) 2.3.2 Übergang zur Klanginstallation 2.3.2.1 Two and Two (1976/77)
III. Klang als plastisches Material der bildenden Kunst 1. Versuch einer Bestimmung des Materialbegriffs und seiner ästhetischen Begriffserweiterungen im 20. Jahrhundert 1.1 Traditionelles
Material und seine Umwertung – Veränderte Materialauffassung am Ende des 19. Jahrhunderts 1.2 Die ersten gattungsübergreifenden Experimente am Anfang des 20. Jahrhunderts – das Collageprinzip in
Kubismus, Futurismus und Dadaismus 1.2.1 Kubismus 1.2.2 Futurismus 1.2.3 Dadaismus 1.3 Gefundenes Material – Duchamp und die Ready-mades 1.4 Fluxus – Gleichzeitigkeit und Visualisierung
der kollektiven prozessualen Kunstproduktion 1.5 Von der Aktions- zur Videokunst zur Klangskulptur 1.6 Joseph Beuys und der erweiterte Kunstbegriff 1.7 Konzeptionelle Kunst 2. Ephemere Erweiterung der
Kunst durch Bewegung und Licht 2.1 Raum, Bewegung und Licht als plastisches Material zu Beginn des 20. Jahrhunderts 2.1.1 Kinetische Konstruktion (1920) von Naum Gabo 2.1.2 Licht-Raum-Modulator (1922-1930) von Laszlo Moholy-Nagy 2.2 Dynamische Skulptur 2.2.1 Alexander Calders Mobiles 2.2.2
Nicolas Schoeffer 3. Ephemere Erweiterung der Kunst durch Klang in Klangskulptur und Klanginstallation – Perspektiven anderer Wahrnehmung 3.1 Klangskulptur 3.1.1 Klangrelief zwischen Klangskulptur und
Klanginstallation – Il respiro del mare (1981) 3.1.2 Zu Klang gesellt sich Licht – die Licht-Klang-Skulptur Skylines (1986/87) 3.2 Klanginstallation 3.2.1 On Air. Zwölf Klangwege für Gargonza (1984) 3.2.2 Klang Fluss Licht Quelle (1999) 3.2.3 Dreiunddreißig Felder (2002)
IV. Schlussbetrachtung V. Anhang 1. Werkanalysen 1.1 Language in Progress (1973/74) (Christina Kubisch) 1.2 Identikit (1974) (Christina Kubisch) 2. Abbildungsnachweis 3. Literatur 3.1 Christina Kubisch 3.1.1 Artikel von Christina Kubisch 3.1.2 Ausstellungskataloge 3.1.2.1 Einzelausstellungen 3.1.2.2 Gruppenausstellungen 3.1.3 Zeitschriftenartikel, Rezensionen und Aufsätze über Christina Kubisch 3.1.4 Sekundärliteratur zu Christina Kubisch 3.2 Allgemeine Sekundärliteratur
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