Krüger, Reinhard: Das Überleben des Erdkugelmodells in der Spätantike
(ca. 60 v.u.Z. – ca. 550) Eine Welt ohne Amerika, Band II ISBN 3- 89693-162-8 (11/2000)
Der Titel ist vergriffen
Der angebliche Niedergang antiker Kultur in der Spätantike fand wenigstens
hinsichtlich des kosmologischen und astronomischen Wissens nicht statt. In dem hier vorliegenden zweiten Band wird die lebendige Tradition des antiken Erdkugelmodells in der Spätantike untersucht, die schließlich
sogar in die kirchenväterlichen Vorstellungen von der Beschaffenheit der Welt eingeht. Während das Imperium Romanum zusammenbrach, blieben die Modelle von der Erde und dem gesamten Universum unverändert erhalten.
Inhalt Vorwort: Elemente einer Kulturgeschichte des
Raumes: Das Überleben des Globusmodells in der Spätantike I. Cicero und Lukian: Flüge durch den Kosmos und Ansichten von der Erdkugel 1. Ciceros Kosmologie: ein Niedergang des kosmologischen Wissens?
2. Spolien des globalen Raumbewußtseins in Ciceros De oratore 3. Ciceros Somnium Scipionis: die Erdkugel und die geographischen Bedingungen menschlichen Ruhms a. Die Sphaira des Archimedes im ersten Buch von De
re publica b. «illum globum quae terra dicitur» – die Theorie von der Erdkugel im Somnium Scipionis 4. Lukians Ikaromenippus oder die Travestie des kosmischen Fluges
II. Hyginus’ De Astronomia: Die Erdkugel und ihre Klimazonen 1. Einer der erfolgreichsten kosmologischen Texte der Antike 2. Das rudimentium scientiae oder die Alltagsform des kosmologischen Wissens 3. Unsere terra habitabilis und die klimatischen Verhältnisse der Südhalbkugel
III. Ovids Metamorphosen, der göttliche fabricator, die Erdkugel und der Blick des Menschen zu den Sternen 1. Die Metamorphose als das Prinzip des Seienden 2. Das präexistierende
Materiechaos 3. Der Eingriff Gottes und die Strukturbildung der Materie 4. Die Vier Elemente und die Kugelgestalt der Erde 5. Die Elemente und ihre Lebewesen: gebeugte Tiere und aufrechte, zum Himmel
schauende Menschen IV. Manilius’ Astronomica und die Wanderung hinter den Horizont 1. Ein kosmologisches Lehrgedicht 2. Platons Timaios, die Antipoden und die Relativität von oben und unten (Exkurs) 3. Manilius und die Idee von der Seefahrt zwischen den Kontinenten
V. Pomponius Melas Chorographia: Die Erde besteht aus zwei Hemisphären 1. Zur Rezeptionsgeschichte der Chorographia 2. Die südliche Hemisphäre und die Antichthonen
VI. Petronius’ Gastmahl des Trimalchio: Die Strukturen des Kosmos als Speiseplan – Mutter Erde als rundes Ei in der Mitte 1. Der Kreis der Sternzeichen als Speisefolge 2. Die Erde liegt
rund wie ein Ei im Zentrum des Universums VII. Die Naturalis historia von Plinius und die Tradition des Globusmodells 1. Die kohärenteste lateinische Kosmologie 2. Die Einheit des
Universums und die Kugel 3. Die Erdkugel bei Plinius 4. Die Erdkugel und die Antipoden 5. Die Kugelgestalt des Wassers: Die Hydrosphäre 6. Die Einheit von Erde und Hydrosphäre 7. Die Erfahrungen
der Seefahrt und die Kugelgestalt der Erde in nord-südlicher Richtung 8. Die Kugelgestalt der Erde in ost-westlicher Richtung 9. Die Oberfläche der Erde 10. Die Reiserouten zwischen den Weltteilen
VIII. Klaudios Ptolemaios: Eine Anweisung zur Verfertigung des Erdglobus 1. Der Mensch, die Größe der Erde und die Notwendigkeit der sozialen Konstruktion des Erdbildes 2. Der Himmel als Projektionsfläche
geographischer Messungen 3. Die modellhafte Reise auf der Erdkugel und die Himmelsbeobachtung 4. Die Erde als ausdehnungsloser Punkt im Zentrum des Universums 5. Die Theorie der Erdkugel im Almagest und
die Erfahrungen der Seeleute 6. Globales Raumbewußtsein und die Konstruktion ‘unseres’ Erdviertels 7. Globales Raumbewußtsein und Hypothesen über Klima und Lebensformen in anderen Erdregionen
8. Die Konstruktion eines Erdglobus Epilog: Ptolemaios als Fälscher? IX. Gaius Iulius Solinus’ Collecteana rerum memorabilium: Blicke nach jenseits des Nordpols
und südlich des Äquators 1. Der Wohnort der Hyperboreer 2. Polare Lichtverhältnisse bei den Hyperboreern 3. Das gefrorene Polarmeer hinter Thule und an den Küsten der Hyperboreer 4. Eine Insel südlich des Äquators: Taprobane
X. Lucius Ampelius: Die griechisch-römische Kosmologie in einem spätantiken Merkbüchlein (3. – 4. Jhdt.) 1. Merktechnisches Breviarium oder Niedergang der Kosmologie? 2. Die Erdkugel und das
kosmologische Elementarwissen nach Ampelius XI. Varro, Hieronymus und Basilius: Der Weg der christlichen Umdeutung des orphischen Welteneies im 4. Jahrhundert 1. Hieronymus und Varro 2. Die
christliche Sichtung der antiken Naturphilosophie durch Basilius von Caesarea 3. Der sphärisch-ovulare Kosmos oder: der Heilige Geist und die Henne auf dem Gelege 4. Origenes: allegorische anstelle
naturphilosophischer Interpretationen der Genesis XII. Lateinische Genesis-Harmonien des 4. Jahrhunderts und linguistische Spuren griechisch-römischer Kosmologie 1. Das Liber in Genesin von Juvencus (ca. 350) 2. Valeria Faltonia Proba: Die Genesis als Vergil-Centon (ca. 400)
XIII. Augustinus: Ablehnung der Antipodenthese unter der Voraussetzung der Erdkugeltheorie 1. Augustinus, ein ungeeigneter Zeuge für kirchenväterliche Ignoranz 2. Ein hermeneutisches Problem: Lektüre
der Genesis aus griechisch-römischer Perspektive 3. Das kosmische Ei und der Heilige Geist als brütender Vogel 4. Die Gleichzeitigkeit von Tag und Nacht auf der Erdkugel 5. Die kreisförmigen
Sternenbewegungen am Himmelsnordpol 6. Die sphärische Schichtung des Universums und die wasserbedeckte Erdkugel am dritten Tag der Schöpfung 7. Pagane Kosmologie in der Civitas Dei: der römische
Tellus-Kult 8. Die Erdkugel, der große Ozean und die Frage der Antipoden 9. Wissenschaftliche Interesselosigkeit und Erkenntnisverzicht bei Augustinus? 10. Schlußfolgerungen zu Augustinus oder: der
griechisch-römische Ursprung der christlichen Kosmologie XIV. Paulus Orosius’ Historia adversum paganos: Die Begründung einer christlichen Geographie im Auftrage des Augustinus 1. Die Civitas Dei und die christliche Anverwandlungder antiken Geographie 2. Der orbis terrarum als Bühne der christlichen Weltgeschichte
XV. Macrobius’ Cicero-Kommentar oder die naturphilosophische Begründung des kosmischen Fluges 1. Die umfassendste kosmologische Quelle der Spätantike 2. Cicero, Vergil, die Erdkugel und das
kosmologische Alltagswissen in der Spätantike 3. Die Macrobius-Karte: eine planiglobe Erdkonstruktion 4. ”Illos qui australi adiacent” – die unbekannten Antipodenund ihr Lebensraum auf der
Erdkugel XVI. Der Transfer platonischer Kosmologie in die lateinische Spätantike: Chalcidius’ Timaios-Kommentar (ca. 420) 1. Der Niedergang der Griechischkenntnisse als Impuls zur
Verfertigung lateinischer Übersetzungen 2. ”mundi formam rotundam esse et globosam” XVII. Martianus Capella: Die Erdvermesserin Geometria und ihre zerschlissenen Schuhe
1. Graphik und Sprache als Medien der Geometria 2. Den Kopf in den Sternen, die Schuhe im Staub 3. ”Formam totius terrae non planam” – ”Die Gestalt der Erde insgesamt ist nicht
flach” 4. Die Ungleichzeitigkeit der Himmelsereignisse oder: wie sieht der Sternenhimmel der Troglodyten aus? 5. Die Erde, zu unterst und in der Mitte zugleich 6. Das Experiment des Eratosthenes
7. Hypothetische Lebewesen in der terra habitabilis 8. Der Hemizyklus als planiglobes Anschauungsbild 9. Der ardor negotiationis und der südliche Seeweg von Spanien nach Arabien
XVIII. Boethius: die punktförmige Erdkugel und die unendliche Sphäre Gottes 1. Die Wendungen der Fortuna, die Punktförmigkeit der Erde und die tendenzielle Unendlichkeit des Universums 2. Die Vier
Elemente, die Sphäre des Universums und die Kugel als Symbol Gottes 3. Die Flügel des Geistes und der kosmische Flug XIX. Severianus von Gabala: Ein Verfechter der Tabernakeltheorie im 6. Jahrhundert
1. Alttestamentarisch inspirierte Kosmologien des 6. Jahrhunderts: symptomatisch aber nicht typisch 2. Zunge, Gaumen und Schädeldecke als Weltmodell 3. »Er errichtete den Himmel wie ein Gewölbe und
richtete es ein wie ein Tabernakel.« XX. Kosmas Indikopleustes und der ‘Berg des Nordens’, oder wie der Kritiker des Globusmodells zu seinem Zeugen wird 1. Vom Fernhändler zum Gottessucher
2. Kosmas als Lieferant der frühesten Bild-Dokumente alt-testamentarischer und griechisch-römischer Kosmologie 3. Kosmas als Zeuge für das Überleben der griechisch-römischen Kosmologie 4. Die Heilige
Schrift, der biblische Kosmos und die ‘Natur der Dinge’ 5. Severianus von Gabala und Kosmas Indikopleustes 6. Die Vielfalt der kosmologischen Überzeugungen im 6. Jahrhundert: alt-orientalische,
griechisch-römische Traditionen und ihre Mischformen 7. Kritik an den Grundlagen der antiken Kosmologie: die Durchmischung der Elemente und die Unmöglichkeit einer Rotation des Seienden 8. Die Ablehnung der
Antipodenthese 9. Eine unterstützungslose Bewegung der Materie gibt es nicht oder: wie das Feste auf Festem gegründet ist 10. Oben und Unten – Zentrum und Peripherie im Universum 11. Die
Unmöglichkeit einer frei schwebenden Erde 12. Dämonen, Engel und Seelen oder: wie wird die Materie bewegt? 13. Die Erdkonstruktion des Kosmas Indikopleustes 14. Reisen südlich des Äquators und die
Erdscheibentheorie 15. Die Konstruktion des Tabernakels 16. Die astronomischen Koordinaten der Erde 17. Die Erhebung der Erde im Westen und im Norden als Schwundstufe des Globusmodells 18. Die Größe
der Erde oder die Dimensionen des orbis terrarum 19. Plädoyer für eine differenzierte Bewertung der Topographia Christiana Abbildungsverzeichnis Bibliographie
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