Weber, Manfred: Carl von Ossietzky und die Nationalsozialisten Vorwort von Wolfgang Wippermann ISBN 3-89693-135-0 (05/1999)
200 Seiten, Ebr, EUR 20,50
Wer an Carl von Ossietzky denkt oder erinnert wird, dem schwebt für gewöhnlich ein fest umrissenes und
häufig in stereotyper Weise überliefertes Bild vor Augen: vom pazifistischen Idealisten und scharfsichtigen Kritiker der Weimarer Republik; vom Weltbühne-Herausgeber, der seine politischen und weltanschaulichen
Gegner nicht schonte und der auch von ihnen, insbesondere den Rechten und Rechtsradikalen, nicht geschont wurde; vom Friedensnobelpreisträger und KZ-Häftling, der dem Haß, der Rache und dem Terror des NS-Regimes
erst und nur mit Hilfe einer mobilisierten Weltöffentlichkeit entrissen werden konnte. Der Historiker Manfred Weber hat es unternommen, dieses Bild auf seinen nachprüfbaren Gehalt hin zu untersuchen. Die Quellen
zeigen, daß weiterhin Fragen offenstehen und daß in vielerlei Hinsicht ein großer Relativierungsbedarf besteht. So täuschte sich Carl von Ossietzky bis zur Machtübernahme Hitlers über die Rolle und das
Durchsetzungsvermögen der Nationalsozialisten. Diese zollten ihrerseits der politischen und publizistischen Tätigkeit v. Ossietzkys eine “verhältnismäßig geringe” Beachtung. Zwar geriet der “Fall
Ossietzky” für das “Dritte Reich” aufgrund der Resonanz im Ausland zu einer Prestigeangelegenheit, doch war hierbei die Frage des Nobelpreises kaum von Belang. Webers Buch ist kein Buch für oder
gegen Carl von Ossietzky. Es rückt ab von nicht belegbaren Positionen und lenkt den Blick auf die eigentlichen Qualitäten des Demokraten, der viel mehr Mensch war, als es der Mythos zugesteht. »Es ist die lang
erwartete skeptische Sicht auf die Legendenschreibung um Ossietzky. Nach dem Fall der eindeutigen Frontstellungen in der Welt eine längst fällige Aufgabe.« (DER TAGESSPIEGEL)
Inhalt
I Zu Person und Werk Carl von Ossietzkys 1) Politische und weltanschauliche Grundgedanken und
deren Entwicklung 2) Faschismusbild und Antifaschismus II Nationalsozialistische Reaktion auf Ossietzky in der Weimarer Republik und zu Beginn des Hitler-Regimes 1) NS-Propaganda gegen Ossietzky und Weltbühne von 1920 bis Mai 1929 2) Vom Berliner Blutmai 1929 bis zur Kanzlerschaft Hitlers 3) Die ersten Monate im NS-Staat
III Das Dritte Reich und der “Fall Ossietzky” 1) Der Häftling im Konzentrationslager 1933 bis 1934 2) Der Kandidat für den Friedensnobelpreis 1935 und 1936 3) Der Friedensnobelpreisträger
1936 bis 1938 Zusammenfassung Quellen- und Literaturverzeichnis Personenregister
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