Mennemeier, Franz Norbert: Das moderne Drama des Auslandes ISBN 3-89693-223-3 (4., verbesserte und erweiterte Auflage 05/2003)
438 Seiten, Ebr., EUR 40,00
Franz Norbert Mennemeiers „Das moderne Drama des Auslandes“, viel gelobt, viel
gelesen, lange Zeit vergriffen, ist nun endlich wieder auf dem Büchermarkt präsent. Schon für die dritte Auflage (1976) war der Umfang dieser weitausgreifenden Darstellung der neueren und neuesten Erscheinungen im
europäischen (und amerikanischen) Drama und Theater erheblich erweitert worden. Für die jetzige, vierte Auflage hat der Verfasser, emerit. Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Mitglied
des P.E.N., wiederum einige Aufsätze hinzugeschrieben, nämlich über Sam Shepard, den gegenwärtig wichtigsten amerikanischen Bühnenautor, über den Briten Tom Stoppard, diesen „neuen Oscar Wilde“, über den
älteren spanischen Dichter Ramón del Valle-Inclán, der mit seinen neu entdeckten „esperpentos“ als ein ganz Moderner erscheint, über den Polen Janusz Glowacki, der in den USA seit einiger Zeit zu den
erfolgreichsten Autoren zählt und inzwischen auch in Deutschland aufgeführt wird. Es versteht sich, daß für diese vierte Auflage auch das reichhaltige Verzeichnis der wissenschaftlichen Literatur auf den
neuesten Stand gebracht worden ist. – Die theatergeschichtliche Lage mag sich in den letzten Jahren in mancher Beziehung verändert haben, doch kann Mennemeiers Werk noch immer Aktualität beanspruchen,
vielleicht sogar zusätzlich gewinnen: Wo das heutige Theater noch oder wieder auf Texte zurückgreift, wo auf Hochschulen und Schulen Dramen diskutiert werden, da handelt es sich meist um eben die, die im
vorliegenden Buch vorgestellt werden. Unbestreitbarer Vorzug des Werks ist seine Methode. Nicht lexikalische Vollständigkeit wird angestrebt, kein die individuellen Phänomene einebnender ‚Überblick’ soll
geboten werden. Der Verfasser hat, durchaus auch in kritischer Absicht, aus der enormen Menge des Produzierten ausgewählt. Die etwa vierzig, ohne beschwerlichen Fachjargon geschriebenen exemplarischen Analysen und
Charakteristiken des Buchs vermitteln eine wissenschaftlich fundierte, sprachlich fesselnde Gesamtanschauung von der Ästhetik und den intellektuellen Inhalten einer großen Zeit des Theaters. Gewissermaßen hautnah an
den Texten erfährt man, daß die hier besichtigte Epoche mit der unsrigen und deren entscheidenden Fragestellungen noch aufs engste verbunden ist.
Inhalt
Vorwort zur 4. Auflage Einleitung
Luigi Pirandello Vorentwurf des absurden Theaters Die Maske des Wahnsinnigen
Eugene O’Neill Auf der Suche nach Wirklichkeit Tragödienstil und Groteske Tennessee Williams Episches Spiel der Erinnerung Der „dunklere Grund“ der Realität Arthur
Miller Abwandlungen der realistischen Formel Versuch einer sozialen Tragödie Thornton Wilder Das planetarische Bewußtsein Vergänglichkeit als dramaturgisches Prinzip Demokratisches
Sprachexperiment Der Mythos der kleinen Stadt Edward Albee Demaskierung des amerikanischen Bürgertums Sam Shepard Von der Rückseite des „American Way of Life“ Thomas Stearns
Eliot Krise der Komödie Christliche oder nihilistische Anthropologie? John Osborne Die Tradition des melancholic type Das Trauma des Verrats Der verhinderte Puritaner Dramaturgie der
Leere Arnold Wesker Sozialistische comédie larmoyante Harold Pinter Komödien der Bedrohung John Arden Archaisierende Gemütserregungskunst Peter Shaffer
Sentimentalischer Blick in die Triebwelt Edward Bond Zögernder Optimismus Sean O’Casey Tragikomödie des irischen Republikanismus Tom Stoppard Der neue Oscar Wilde
Jean Paul Sartre Die Vereinzelung des Menschen Der Ekel und das Absurde Hinwendung zur geschichtlichen Realität Die Tragödie des Faschismus Albert Camus Sisyphus und der neue
Humanismus Die Tragödie der Gerechten Jean Giraudoux Fatalistische Zeitkritik Jean Anouilh Romantischer Pessimismus Die blutige Farce der Geschichte Alfred Jarry Kasperle
als Bürgerschreck Guillaume Apollinaire Im Geist des Aristophanes Roger Vitrac Der pervertierte Herkules Arthur Adamov Antonin Artaud und das Avantgardetheater Schwarzer
Humor und reduzierte Wirklichkeit Die Welt der Apparate Eugène Ionesco Das Antidrama und das „Unerträgliche“ Entfesselte Requisiten-Pantomime Samuel Beckett Der Zweifel an der
Sprache Nihilistische Dramaturgie Clowneskes Monodram vom Ende Die Zerstörung der Erinnerung Jacques Audiberti Surrealismus des Elementaren Jean Genet Die magische Realität des
Invertierten Maskenspiele und Aufstand zum Tode Aimé Césaire Tragische Mythen der „Négritude“ Ramón del Valle-Inclán Das spanische „Esperpento“ und die „Mathematik des
konkaven Spiegels“ Federico García Lorca Theorie und Spiel des Dämons Die eingeschlossenen Frauen Spaniens Fernando Arrabal Dramaturgie des Rituals Stanislav Ignacy Witkiewicz Die ohnmächtige revolutionäre Wut Witold Gombrowicz Der
Angsttraum vom „Niedereren“ Slawomir Mrozek Ambivalente Satire
Janusz Glowacki Cechovs Melancholie – ins Farcenhafte transponiert
Wladimir Majakowski Kulturrevolution und Spießerkritik Pavel Kohout – Václav Havel „Oppositionelle“ im sozialistischen System
Literaturverzeichnis
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