Mennemeier, Franz Norbert: Brennpunkte der Literatur. Von der deutschen Frühromantik bis zur Gegenwart. Von Friedrich Schlegel bis zu Elfriede Jelinek und Botho Strauß ISBN 978-3-89693-287-7 (2., verbesserte und erweiterte Auflage 02/2011)
312 Seiten, 22 x 15 cm, Kt., EUR 44,00 Die hier gesammelten Essays, Studien, Vorträge Franz Norbert Mennemeiers, verfasst und veröffentlicht zu verschiedenen Zeiten, streben
keine Gesamtdarstellung der deutschen und europäischen Literatur aus den letzten zwei Jahrhunderten an. Vielmehr wird der Versuch unternommen, unter dem Begriff der „Brennpunkte“ einzelnen Erscheinungen
(Autoren, Texten) jener Epoche intensivere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, als es in den üblichen Literaturgeschichten in der Regel der Fall ist. Das Moment des Individuellen, Einzelnen und deren besondere
Wahrheit im großen Gang der geschichtlichen Epochen sollen zur Geltung gebracht werden. Auch der Verfasser selber tritt, jedenfalls in nicht wenigen dieser Beiträge, erkennbar als Individuum mit eigenen Interessen
und Neigungen in Erscheinung, teils lobend, teils kritisierend; und man gewahrt ihn durchaus als Kind seiner Zeit, deren wechselvoller Geschichte unterworfen. Der, der hier als sehr junger Mann Hugo von
Hofmannsthals Gedicht „Vor Tag“ überschwenglich lobt (mit Recht, wie dem Verfasser noch heute scheint), spricht zum Beispiel gewissermaßen eine andere Sprache noch als der, der etliche Jahre später
„seinen“ Bertolt Brecht rühmt, eine andere auch als der, der den radikalen Desillusionismus von Gustave Flauberts ästhetisch revolutionärer „Tentation“ für sich entdeckt und der interpretierend den tief
ins Bodenlose hinunterreichenden und zugleich über eben dieses Bodenlose virtuos hinwegspielenden Texten einer Jelinek, eines Thomas Bernhard, eines Botho Strauß gerecht zu werden sucht. Dass zudem in diesem Buch
mehr als nur ein flüchtiger Blick auf die große Literatur unseres französischen Nachbarn gelenkt wird, hat einen hoffentlich ins Auge springenden Vorteil: Auch und gerade durch Begegnung mit dem Fremden, zumal wenn
es so nahe liegt, erkennt man besser, was das Eigene ist beziehungsweise – was es eben nicht ist. Franz Norbert Mennemeier habilitierte sich 1970 an der Justus Liebig
Universität Gießen, er lehrte von 1971 bis 1973 als Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Technischen Universität Braunschweig, von 1973 bis1979 als ordentlicher Professor für Deutsche
Philologie und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin und von 1979 bis zu seiner Emeritierung als Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Johannes
Gutenberg-Universität Mainz.
Inhalt Deutsche Frühromantik und Victor Hugos Préface de Cromwell. Zur Problematik einer deutsch-französischen Beziehung Fragment und Ironie beim jungen Friedrich Schlegel. Versuch der
Konstruktion einer nicht geschriebenen Theorie Der „heilige Hauch […] in den Tönen der Musik“. Bemerkungen zur (früh)romantischen Theorie des Lyrischen Rückblick auf Brentanos Godwi. Ein
Roman „ohne Tendenz“ Heinrich Heines Blumen des Bösen Tragischer Heros Baudelaire. Eine Lobrede La Tentation de Saint Antoine. Gustave Flauberts Götzen- und Götterdämmerungs-Revue Aspekte
des naturalistischen Dramas der Jahrhundertwende – von Emile Zola bis Arthur Schnitzler Zwischen Kulturrevolution und „nihilistischem“ Sprachspiel. Zum dichterischen Selbstverständnis des
Symbolismus/Ästhetizismus (George, Hofmannsthal, Rilke, Mallarmé u.a.) Souveräne Vorahnung vom Ganzen. Hugo von Hofmannsthals Vor Tag Kunst der Nuance: das Fin de siècle-Feuilleton (Peter
Altenberg) Oberflächen- und Tiefenstruktur bei Frank Wedekind Tabula Rasa. Carl Sternheims Komödie der Politik Jean Giraudoux: Ästhetizismus in der Zwischenkriegszeit „Abstieg“ und
„Torso“. Anmerkungen zum Selbstverständnis Bertolt Brechts als Dichter „Die Schönheit etabliert sich auf Wracks …“. Bertolt Brechts Ballade von der Freundschaft Das Badener Lehrstück vom
Einverständnis. Bertolt Brechts „Theater der Grausamkeit“ Endspiel im Expressionismus-Kontext Gottfried Benns Vermessungsdirigent Elfriede Jelineks Theater der
„Unerträglichkeit“ Poetische Reflexion und Ironie. Thomas Bernhards Prosawerk Die Billigesser Ästhetik des Verschwindens. Botho Strauß’ Komödie Die Zeit und das Zimmer Nachweise
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