Krüger, Reinhard (Hrsg.): Text, Geschichte, Anthropologie. Die Werner-Krauss-Vorlesungen, Stuttgart
2003-2007 ISBN 978-3-89693-730-8 (06/2008) 170 Seiten, 22 x 15 cm, 15 Abb., Kt., EUR 28,00 Werner Krauss, im Jahre 1900 in
Stuttgart-Rohr geboren, gehört zu den herausragenden deutschen Philologen des 20. Jahrhunderts. Als Schüler von Karl Vossler in München und dann von Erich Auerbach in Marburg – an den ihn Karl Vossler
weiterempfohlen hatte – schlug er zunächst den Weg der hispanistischen Forschungen ein. Bereits seine ersten Schriften zeigen, wie Werner Krauss das Verhältnis von Welt und Wirklichkeit auffaßte: In der von
ihm herausgegebenen Anthologie Junges Spanien (1925) setzte er grundsätzlich auf die Positionen des Gegenwärtigen und einer geschichtsbewußten Moderne. In seiner Dissertation untersuchte er die Bilder von tätigen
Leben in der Literatur des spanischen Mittelalters. Damit hat er praktisch die Spannbreite seines literaturgeschichtlichen Interesses gekennzeichnet: Von den Anfängen der jeweiligen Nationalliteratur bis in die
vielfach von politischen Kämpfen gekennzeichnete Gegenwart sollte der Blick des Philologen schweifen. Werner Krauss’ Forderung nach einer Literaturwissenschaft, welche die Erforschung der Bilder des realen
Lebens, der tatsächlichen Artikulationen des Menschen in der Literatur zum Gegenstand hat, unterstrich er mit seiner letzten großen Studie über das anthropologische Denken im 18. Jahrhundert. Dieses Vermächtnis
scheint ein dauerhafter Impuls für die heutige Forschung zu sein: Literaturgeschichte als geschichtlichen Auftrag zu verstehen und zu betreiben. Im Zentrum einer solchen Literaturgeschichte steht der sich poetisch
artikulierende Mensch, seine Wahrnehmungen von seinem Leben und die Bilder, die er von diesem Leben entwirft. All dies mögen Indikatoren dafür sein, daß sich die Auseinandersetzung mit Werner Krauss immer noch
lohnen könnte. Die Werner-Krauss-Vorlesungen sollen die Probe aufs Exempel sein.
(Siehe auch: Werner Krauss: Ein Romanist im Widerstand. Briefe an die Familie und andere Dokumente)
Inhalt
REINHARD KRÜGER: Werner Krauss lädt zum Dialog über Text, Geschichte und Anthropologie PETER JEHLE: Politik und Philologie. Zum Briefwechsel von Werner
Krauss MICHEL DELON: Les Lumières ou le sens des gradations JÖRN GARBER: Werner Krauss als Interpret der Aufklärungsanthropologie LIESELOTTE STEINBRÜGGE: Weibliche Aufklärung. Vom Leben und Schreiben der
Madame de Grafigny JACQUELINE BAYON: «Petites choses» et Siècle des Lumières: une relecture culturelle du XVIIIe siècle EMMANUEL BURY: Sociétés savantes de 1650 à 1750. Continuités et ruptures
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