Just, Dieter: Das gestörte Weltbild Über die Funktion des Antisemitismus im völkischen Denken ISBN 3-89693-147-4 (04/2000)
362 Seiten, Ebr., EUR 35,50
Die Vergangenheitsbewältigung geht nach einem Schema vor, zu dem es keine Alternative zu geben scheint. Man versucht, die Erinnerung
an die Verbrechen des Nationalsozialismus wachzuhalten, hat aber zugleich dessen Ungeist so rigoros aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verbannt, dass sich nicht einmal die wissenschaftliche Literatur mit den
Vorstellungen Houston Stewart Chamberlains, Werner Sombarts oder Adolf Hitlers ernsthaft auseinandersetzt. Unser Gedächtnis verhält sich also zum Denken der Faschisten bzw. Präfaschisten ganz anders als zu den
Taten, die daraus zwangsläufig folgten, was schlimme Konsequenzen hat. Denn der menschliche Geist sucht nach möglichst umfassenden Erklärungen. Unter den Voraussetzungen des heute üblichen Umgangs mit der
Vergangenheit kann aber der an Aufklärung Interessierte nur die gesellschaftlichen Instanzen, Institutionen und Traditionen vor seinen inneren Richterstuhl ziehen, die in seiner Vorstellung präsent sind. So kommt
es, dass die Antisemitismusforschung eines Friedrich Heer und anderer nicht das zum Glück völlig vergessene völkische Denken der geistigen Urheberschaft der schlimmsten Verbrechen der Geschichte bezichtigt, sondern
das Christentum. Es ist die Aufgabe vorliegender Studie, diesen fatalen Irrtum zu korrigieren und die wichtigsten Thesen des abstrakten deutschen Antisemitismus zu widerlegen, dessen Spuren auf eher antichristliche
Denker zurückweisen, wie auf den jungen Hegel, auf Feuerbach, Marx, Schopenhauer und Nietzsche. Siehe auch: www.D-Just.de
Inhalt
1 Soll und Haben von Gustav Freytag 2 Wilhelm Raabe: Der Hungerpastor 3 Hegels Volksreligion
3.1 Die religiöse Volksgemeinschaft 3.2 Das antisemitische Leitmotiv 3.3 Juden und Deutsche – eine geheime Verwandtschaft 4 Ludwig Feuerbach: Das Wesen des Christentums 4.1 Der
wissenschaftlich-philosophische Einwand gegen die Schöpfungslehre 4.2 Der idealistische Einwand 4.3 Der von Feuerbach verurteilte “Jude” ist der Gläubige 4.4 Zusammenfassung 5 Karl Marx
– oder die antisemitische Dialektik 5.1 Zweifel am System 5.2 Der “jüdische Egoismus” 5.3 Die Errettung der Gesellschaft durch “den Juden” 5.4 Die psychologische Deutung
einer kühnen Philosophie 5.5 Die geistesgeschichtliche Deutung der jüdischen Zerrissenheit 5.6 Die Kritik der radikalen Kritik 5.7 Mögliche Folgen bis heute 6 Hitler und Nietzsche – Nietzsche
und die deutsche Zerrissenheit 6.1 Luther oder Nietzsche 6.2 Nietzsches konfessionelle Zerrissenheit 7 Der Antisemitismus der völkischen Weltanschauung 7.1 Die Frage der Herkunft des
antisemitischen Systems 7.2 Antisemitismus – die Ideologie eines neuen auserwählten Volkes? 7.3 Der Jude als rätselhafter Feind 7.4 Der Antisemitismus – eine Krankheit der deutschen
Kultur? 7.5 Ein Beispiel für nationalistische “Aufklärung” 7.6 Schopenhauer, der “Nicht-Jude” 7.7 Wagners Antisemitismus 7.8 Hitlers Judenhass und die Konfessionsspaltung 8
Chamberlains Germanenkult 8.1 Die germanische Rasse 8.2 Eine christliche Weltanschauung? 8.3 Germanen und Romanen 8.4 Die Schwäche des Deutschen, bzw. des Germanen 8.5 Das widersprüchliche Bild
vom Juden 8.6 Die Synthese von Geist und Barbarei 8.7 Praktische Konsequenzen 8.8 Die permanente Revolution 8.9 Die Identität von “Jüdisch” und “Germanisch” 8.10 Weshalb gilt
das Prinzip der Entgegensetzung als “jüdisch”? 8.11 “Der Jude” steht für unerbittliche Logik 8.12 Das falsche Bild von Jesus 8.13 Das falsche Bild von Kant 8.14 Das germanische
“Selbstbewusstsein” 8.15 Die politische Intention von Chamberlains Germanenkult 8.16 Das alogische Denken 8.17 Ein Rest von christlichem Selbstbewusstsein 8.18 Der politische Widerspruch in
der germanischen Weltanschauung 8.19 Die Frage nach der unmittelbaren Wirkung 9 Die Ersetzung des “Germanen” durch den “Deutschen” oder Werner Sombarts demagogisches Denken
9.1 “Die Juden und das Wirtschaftsleben” 9.2 “Händler und Helden” 9.3 “Der proletarische Sozialismus” 9.4 Der Antisemitismus als zentraler “Gedanke” 9.5
Das demagogische, alogische Denken der Völkischen 10 Hitler: Die Verwandlung der Weltanschauung in eine die Welt bewegende Tat 10.1 Antisemitismus und kriminelle Energie 10.2 Der Antisemitismus als
“inneres System” 10.3 Das machtpolitische Kalkül im Arierbegriff 10.4 Die Eigendynamik im Arierbegriff 10.5 Antisemitismus als kollektive Wahnidee 10.6 Die negative Identität Hitlers und
“der Juden” 11 Irrwege der Antisemitismusforschung 11.1 “Erlösung und Vernichtung” 11.2 Die “politische Religion des Nationalsozialismus” 12 Der unmoralische
Gott 12.1 Wer war Hitlers Gott? 12.2 Exkurs: Friedrich Schleiermacher, Über die Religion 12.3 Weltanschauung kontra Ideologie 12.4 Die Aushöhlung des Politischen 12.5 Historische Ursachen 12.6
Hitlers Bekenntnis vor dem “militärischen Führernachwuchs” 12.7 Ein Blick auf Heidegger 12.8 Die Aufhebung des Unterschied von Kampf und Krieg Fazit
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