Guillaume, Gustave: Essay über die intuitionelle Mechanik.
Raum und Zeit im Alltagsdenken und in den Sprachstrukturen
Herausgegeben von Pierre Blanchaud
ISBN 978-3-89693-782-7
(03/2023)
236 Seiten, 22 x 15 cm, 72 Abb., Kt., EUR 49,00
Die Sprache ist an sich eine Theorie, also etwas, das sich zum Theoretisieren eignet. Aber vielleicht weiß man nicht genau genug, was eine Theorie ist. Eine Theorie ist nie etwas Anderes als die Kenntnis des Unterordnungsverhältnisses, das zwischen einer großen Anzahl von einzelnen Fakten und einer kleinen Anzahl – die sich sogar auf eine einzige Einheit reduzieren kann – von allgemein herrschenden Fakten existiert. Nun ist aber eine Sprache genau das: Alle einzelnen, kontingenten, unvorhergesehenen, aus dem Zufall geborenen Fakten, denen sie anscheinend ihr Dasein verdankt, bleiben, ohne dass man dies auf den ersten Blick vermuten kann, abhängig von einer kleinen Anzahl allgemeiner, vorherrschender Fakten. Obwohl diese Fakten viel weniger erkennbar als die einzelnen Fakten sind, machen sie nichtsdestoweniger die wesentlichen, strukturalen Fakten aus: diejenigen also, deren Kenntnis in erster Linie von größtem Interesse sein würde. Nun sind sie aber diejenigen, die im Allgemeinen am längsten unbeachtet bleiben, weil sie a priori wenig erkennbar sind.
Gustave Guillaume
Inhalt
Danksagung
Vorwort zur deutschen Ausgabe: Gustave Guillaume oder die
Rehabilitierung der Intuition in der Linguistik
1. Arbeit, Glück und Mut: die drei Momente des kreativen
Denkens
2. Eine Rehabilitierung der Intuition
3. Die drei Schritte zu intuitionellen Erkenntnissen
4. Guillaumes Credo
5. Das Hin- und Herpendeln, in der Geschichte der
Sprachwissenschaft, zwischen Detailarbeit und Suche
nach einem Gesamtbild der menschlichen Rede
6. Guillaumes Platz in der Geschichte der Sprachwissenschaft
7. Die Streitfrage: Was ist ein linguistischer Fakt?
8. Guillaumes Unzeitgemäßheit als Handikap und als Chance
Einführung: Guillaumes Kritik an der philosophischen Tradition
1. Auswahl der hier übersetzten Texte
2. Enttäuschende Antworten der Philosophen auf die Frage:
Was sind Raum und Zeit?
3. Guillaumes Kritik an Kant: die Frage der am Anfang stehenden
Gegebenheiten
4. Guillaumes Imperative der Vorstellung und der Begrifflichkeit
5. Das große und das kleine Gegenüber
6. Die Dimorphie Raum / Zeit und die Gegenüberstellung
Nomen / Verb
GUSTAVE GUILLAUME: Vorwort
§ 1. Vorgestelltes / Ausgedrücktes: Sprache / Diskurs
§ 2. Die menschliche Rede als Eingerichtetes (Sprache);
Die menschliche Rede in Aktion (Diskurs)
§ 3. Psychosystematik und Psychosemiologie der menschlichen
Rede
§ 4. Natur und Position
§ 5. Ideation der Vorstellungen und Ideation der Strukturen
§ 6. Die beiden ideativen Wurzeln der linguistischen Struktur
§ 7. Dimorphie der formalen und abschließenden Vorstellung des
Universums
§ 8. Strukturale Entwicklungen auf der Basis Nomen / Verb
§ 9. Erkennungsvermögen (→ Erkennung) und
Verstandsvermögen (→ Wortartfindung)
§ 10. Immanenz der Erfahrung und Transzendenz der Vorstellung
§ 11. Typologie und Struktur
GUSTAVE GUILLAUME: Essay über die intuitionelle Mechanik:
Raum und Zeit im Alltagsdenken und in den
Sprachstrukturen
GUSTAVE GUILLAUME: Die Verräumlichung der Zeit
im Englischen und im Deutschen
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