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Hansen-Schaberg, Inge (Hrsg.): Als Kind verfolgt. Anne Frank und die anderen
ISBN 3-89693-244-6 (04/2004)
292 Seiten, 9 Abb., Ebr., EUR 29,00
 
Kinder und Jugendliche wurden nach dem 30. Januar 1933 entweder aus ethnischen Gründen, insbesondere wegen ihrer jüdischen Abstammung, in Deutschland und in den annektierten und okkupierten Ländern verfolgt, oder aber sie wurden wegen ihrer politischen oder religiösen Überzeugung oder der ihrer Eltern zu Gegnern des nationalsozialistischen Regimes, leisteten Widerstand, "tauchten unter", flüchteten ins Exil und hatten evtl. die Chance zu überleben, ein neues Leben zu beginnen. Nur ein Zufall, eine getroffene Entscheidung, ein glücklicher Umstand, eine richtige oder falsche Einschätzung oder ein bestimmter Ort und Zeitpunkt entschieden über Leben oder Tod.
In dem vorliegenden Sammelband werden Erfahrungen der als Kind erlebten Ausgrenzung, Verfolgung, Entwurzelung und Akkulturation bearbeitet. Vorgestellt werden zum einen aktuelle Forschungsprojekte, die sich mit der Rettung von Kindern, mit Traumatisierungen und individuellen Verarbeitungsformen der Überlebenden und mit pädagogisch-politischen und fürsorgerischen Initiativen im Exil befassen. Zum anderen wird die Rezeption einer Vielzahl dokumentarischer und literarischer Zeugnisse von Betroffenen kritisch untersucht und die Problematik der Mythologisierung und Kommerzialisierung am Beispiel des Tagebuchs der Anne Frank erörtert. Die dadurch aufgeworfenen Fragen nach der Ethik der Erinnerung und der Vermittlung von Erfahrungen an die nachkommenden Generationen werden darüber hinaus anhand von Projekten aus der Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen über die NS-Zeit und das Exil konkretisiert.
 
Inhalt
 
Vorwort
 
Einführung
INGE HANSEN-SCHABERG: Anne Frank und die anderen: Ausgrenzung, Verfolgung und Exil als Kindheitserfahrung
 
1.  Verfolgung – Das Ende der Kindheit?
MONICA WEISS: „Kinderspielzeug“ (Bild)
HANNA PAPANEK: Exilkind: ... aus dem Garten vertrieben
SILVIA SCHLENSTEDT: Kleiner Bericht über Flüchtlingskinder
GUDRUN MAIERHOF: „Wir hatten gehofft, mehr Kinder zu retten.“ Die Abteilung Kinderauswanderung in der Reichsvertretung/Reichsvereinigung der Juden in Deutschland 1934 bis 1941
BIRGIT SCHREIBER: Ein Leben auf zwei Ebenen – die Erfahrung des Ausschlusses als zentrales Lebensthema von in der NS-Zeit versteckten jüdischen Kindern
SONJA HILZINGER: Geschichte und Geschichten in Clara Asscher-Pinkhofs Buch „Sternkinder“ (1946/1961)
 
2.  Literarische und dokumentarische Zeugnisse und ihre Rezeption
MONICA WEISS: “Tagebuch meiner Mutter“ (Bild)
WOLFGANG BENZ:  Mythos Anne Frank
LAUREEN NUSSBAUM: Was ist so einzigartig an Anne Franks Tagebuch?
MARION SIEMS: Mädchen versus Mythos: Biographien gegen den Anne-Frank-Kult
HILDEGARD FEIDEL-MERTZ: „Das letzte Stückchen Eerde“. Die Tagebücher des Klaus Seckel aus der internationalen Quäkerschule Eerde/Holland
JANA MIKOTA:  Die Kinder-AIZ – Für die kleinen Leser – Die Kinderwiese: Kinderbeilagen im Prager Exil
ANDREA HAMMEL: Identitätssuche im Text. Autobiographisches Schreiben von ehemaligen Kindertransportteilnehmern
MARIANNE KRÖGER: „Ankunft in fremden Welten“ – Spuren des Kindheitsexils in autobiographischer und fiktiver Literatur bei Lore Segal
ORTRUN NIETHAMMER: Innere Differenzierung. Selma Meerbaum-Eisinger: Rezeption ihrer Gedichte nach 1980
 
3.  Ethik der Erinnerung – Zum Problem, Erfahrungen an die nachkommenden Generationen zu vermitteln
MONICA WEISS: Koffer (Bild) und Text „Die Reise – El Viaje“
HERMANN SCHNORBACH: Clement Moreaus Bilderfolge Tim, Tom und Mary (1940) und das Reisetagebuch der 14jährigen Marion Clara Reizes (1940) – ein Kinderbuchprojekt
BETTINA RAMP. Erlebte Zeitgeschichte – erörtert anhand des Projektes „Der Koffer der Adele Kurzweil“
MARTIN KRIST: SchülerInnen auf Spurensuche: Vertreibungsschicksale – Jüdische Schüler eines Wiener Gymnasiums 1938 und ihre Lebenswege
DIRK KRÜGER: Der Nationalsozialismus als Thema in der Grundschule
ROSANNA VITALE: Mutter und Vater in mir vereint!: die Malerin Alice Brill. Das Leben und die Entwicklung Alice Brills – ein Beispiel für die nachkommende Generation
 
Anhang
LAUREEN NUSSBAUM: Schematische Übersicht über die verschiedenen Versionen von Annes Tagebüchern
SIMONE SCHROTH: Zur Problematik der Übersetzung von Anne Franks Tagebuchtexten ins Deutsche. Ein Posterentwurf
 
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren